Glaubensfreiheit?

Bibeln sind in China übers Internet nicht mehr erhältlich

Die Bibel ist in China gegenwärtig nicht mehr über das Internet erhältlich. Und dies, obwohl die Regierung kürzlich ein Dokument veröffentlichte, laut dem die Nation Religionsfreiheit gewährleistet. Dennoch ist China das Land, das den weltweit grössten Bibelhersteller beheimatet.

Wer beispielsweise bei «amazon.cn» eine Bibel bestellen will, findet derzeit keine Suchresultate mehr. Bislang kontrollierte der Staat zwar den Bibelverkauf, indem er nur von staatlich genehmigten Kirchen vollzogen werden durfte – online war er aber möglich.

Trotz allem wächst die Christenheit im noch immer bevölkerungsreichsten Staat der Erde (Indien dürfte das «Reich der Mitte» diesbezüglich in den nächsten fünf Jahren ablösen). Das «Center for the Study of Global Christianity» (CSGC) rechnet damit, dass bis 2020 China rund 148 Millionen Christen zählen wird – das sind so viele Christen wie CSGC für Deutschland, Italien und Grossbritannien zusammen ausweist. 

«Amnesty»: «Papst soll einschreiten»

William Nee, China-Rechercheur bei «Amnesty International», sagt, dass der Vatikan den Online-Bibel-Bann bei Peking ansprechen soll. «Es soll angesprochen werden, weil dies ganz offensichtlich ein besorgniserregender Schritt ist. Es zeigt, dass sich die Religionsfreiheit in China verschlechtert.»

Unter Präsident Xi Jinping werden Religionen wieder stärker kontrolliert, besonders die christliche. «Es ist absurd, dass die Regierung die Glaubensfreiheit propagiert und gleichzeitig den Bibelverkauf übers Internet verbietet.»

Grösster Bibelproduzent der Welt in China

Interessanterweise beheimatet China den grössten Bibelproduzenten der Welt: Das Verlagshaus «Amity Foundation», welches sich auch schon auf der Frankfurter Buchmesse vorstellte.

2012 wurde das 100millionste Exemplar gedruckt. «Amity»-Präsident Qui Zhonghui sagte damals zum «The Telegraph»: «Es brauchte 20 Jahre, um die ersten 50 Millionen Ausgaben zu drucken. Die zweiten 50 Millionen wurden innerhalb von fünf Jahren erreicht.» Inzwischen wurden über 160 Millionen gedruckt und in mehr als 100 Länder verbreitet; ein Teil davon auch im Inland.

Christentum tief verwurzelt

Das Christentum prägte China eigentlich schon in der Frühzeit des Reiches, was sich in den Buchstaben, respektive Schriftzeichen der Nation niedergeschlagen hat.

Das chinesische Schriftzeichen für «Teufel» orientiert sich beispielsweise am Sündenfall. Oder jenes, das «Herrlichkeit» bedeutet, symbolisiert den Garten Eden. Und auch die Arche Noah ist in der chinesischen Schriftgebung enthalten, im Zeichen für «Schiff» sind gleich mehrere Referenzen an das erste grosse Schiff der Menschheitsgeschichte enthalten.

«Back to Jerusalem»

Während die Bibel online in China derzeit nicht bezogen werden kann, sind gleichzeitig immer mehr Chinesen im Ausland als Missionare unterwegs. Dies für die chinesische Bewegung «Back to Jerusalem». Die Gründer dieser Bewegung sagen, dass die biblische Aufforderung, das Evangelium bis ans Ende der Welt zu bringen, erreicht sei, indem die Frohe Botschaft China erreicht habe. Deshalb wollen sie den christlichen Glauben zurück nach Jerusalem bringen und dabei in den Ländern, die dazwischen liegen, bekannt machen.

Zum Thema:
Mutige Christin in China: «Gott ruft Xi Jinping»
China kündigt Pläne an: «Illegale religiöse Aktivitäten ausrotten»
Aufbrüche in mysteriösem Land: «Christen in China laufen auf einer dünnen Eisschicht»
China entfernt 1000 Lautsprecher aus Moscheen – Reaktionen blieben aus

Datum: 10.04.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch / Permier / Baptist Press / BackToJerusalem

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Im Iran
Viele Christen versammeln sich jeden Abend im Iran, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und das Abendmahl zu nehmen. Im Vergleich zu einmal pro Monat...
Isaak und Abimelech
Evan Thomas hat über 40 Jahre der Versöhnung zwischen lokalen Nachfolgern Jesu im israelisch-palästinensischen Konflikt gewidmet. Er stellt das...
Neuausrichtung
Vreni Müllhaupt ist in einer Bauernfamilie gross geworden. Dass sie einmal Strassenkinder der peruanischen Hauptstadt Lima aufsuchen würde, hatte sie...
In Mikronesien
Ein Missionsflugdienst leistet humanitäre Hilfe im Inselgebiet Mikronesien. Er nimmt aber auch Passagiere an Bord und breitet das Evangelium aus.

Anzeige