Drei Monate danach

Niger: 69 Kirchen niedergebrannt – Christen vergeben

Es geschah in nur ein paar Stunden. Hunderte von radikalisierten Muslime brannten in einem gewalttätigen Ausbruch im Januar 69 Kirchen und 11 Häuser von Christen nieder. Die Christen vergeben – und erwarten Erweckung.

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CBN-Reporter in ausgebrannter Kirche
Es geschah am 17. Januar dieses Jahres, nur zwei Tage nach den Attentaten auf Charlie Hebdo in Paris. 5'000 Kilometer weiter südlich griffen Muslime, offenbar erzürnt durch Karikaturen, die Christen im Land an, mit denen sie zuvor relativ friedlich zusammengelebt hatten. Neben den Sachschäden gab es 10 Tote und hunderte von Verletzten.

Die US-Fernsehstation CBN bekam zum ersten Mal Einblick in die Wucht der Zerstörung, darunter Videos von wütenden Muslimen, die die Kirche von Pastor Musa Issa angreifen. «Sie packten Kirchenbänke, Bibeln, Stühle, Verstärker und zündeten sie an», berichtet Pastor Issa. «Dabei sangen sie 'Allahu Akbar!' Ich war geschockt. Ich fing an zu weinen.» 

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Pastor Boureima Kimso, Vorsitzender der Evangelischen Allianz von Niger. «Es war ein organisierter Angriff.»
Geplante Aktion

«Das war eine bewusste, geplante Aktion», stellt Pastor Boureima Kimso, Vorsitzender der Evangelischen Allianz von Niger, fest. «Das war durchorganisiert. In ein paar Stunden wurden Kirchen angegriffen, Häuser zerstört und Menschen zusammengeschlagen. Das bedeutet, dass jemand diesen Plan organisiert und ausgeführt hat.»

Boubacar Seydou von der islamischen Vereinigung des Niger weist solche Anschuldigungen zurück. «Der Islam ist eine Religion der Toleranz und des Friedens. Wir kennen solche Akte der Gewalt nicht», hielt er in einem Fernsehinterview fest. «An diesen Angriffen haben keine Muslime teilgenommen. Sie haben protestiert, aber sie haben keine Kirchen niedergebrannt. Das müssen Christen selbst gewesen sein.»

Heute, drei Monate später, hat die Regierung noch keine Verdächtigen der gewalttätigen Ausbrüche verhaftet, obwohl der Präsident die Angriffe scharf verurteilt hatte. Die Regierung steht in Verhandlungen mit christlichen Leitern, wie die Kirchen wieder aufgebaut werden können. In der Zwischenzeit treffen sie sich zu Gottesdienste im Schatten der Ruinen ihrer Kirchen.

Vergebung

Pastor Zakaria Jadis Kirche wurde ebenfalls niedergebrannt, ebenso wie sein Wohnhaus. «Es ist lächerlich zu sagen, dass Christen das selbst getan haben. Die Menge rief in Arabisch 'Allahu Akbar', als sie mein Haus niederbrannte. Ich habe ein Leben lang mit Muslimen gelebt und kenne sie, wenn sie vor mir stehen.» Einige seiner muslimischen Nachbarn, zu denen er enge Freundschaften aufgebaut hatte,  versuchten, sich dem Mob entgegenzustellen, bis es zu gefährlich wurde.

Seine Frau hat den Angreifern vergeben. «Ich bete, dass Jesus ihnen begegnet und sie ihn erkennen, wie Paulus auf der Strasse nach Damaskus. Ich möchte, dass Gott sie berührt.» Und Pastor Jadi ist überzeugt, dass Gott Christen im Niger für eine Erweckung vorbereitet: «Gott ist mit uns an der Arbeit. Er rüstet uns zu. Es kann kein Wachstum ohne Schmerzen geben. Wenn wir auf eine neue Ebene kommen wollen, muss das durch Kämpfe und Schwierigkeiten gehen.» 

Zum Thema:
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Datum: 07.05.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / CBN

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