«Erklärung von Marrakesch»

Muslimische Leiter treten für Schutz religiöser Minderheiten ein

Über 250 muslimische religiöse Leiter, Staatsoberhäupter und Gelehrte aus mehr als 120 Ländern verabschiedeten in der vergangenen Woche bei einem Treffen in Marokko die «Erklärung von Marrakesch». Darin sprachen sie sich für den Schutz religiöser Minderheiten in Ländern aus, die mehrheitlich muslimisch sind.

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Treffen der Muslimischen Geistlichen und Anführer
Religion dürfe nicht dazu genutzt werden, die Rechte religiöser Minderheiten in muslimischen Ländern zu missachten, heisst es in der Erklärung. Zu dem Treffen hatte der 80-jährige Scheich Abdallah Bin Bayyah aus den Arabischen Emiraten geladen, der das «Forum zur Friedensförderung in muslimischen Gesellschaften» leitet. Ausserdem nahmen etwa 50 nichtmuslimische Geistliche an dem Treffen teil, unter anderem evangelische Pastoren aus den USA.

Als Grundlage der Erklärung diente die rund 1'400 Jahre alte «Charta von Medina», in welcher der islamische Prophet Mohammed auch Nichtmuslimen zusichert, ihren Glauben ausleben zu dürfen. Sie stimmt laut der Erklärung auch mit der Charta der Vereinten Nationen sowie dem Menschenrechtsabkommen der UNO überein.

«Mutig Lehrpläne überarbeiten»

Die muslimischen Anführer wenden sich in ihrer Erklärung an Verantwortungsträger in Politik, Kultur und Gesellschaft und fordern Gesetze, die auch religiösen Minderheiten den Status und die Rechte eines Bürgers zusichern. Die unterschiedlichen religiösen Gruppen sollten sich daran erinnern, dass sie teils seit Jahrhunderten im selben Land lebten. Die Verleumdung religiös Andersdenkender sei damit nicht vereinbar. Ausserdem werden Schulen und Universitäten aufgefordert, bestehende Lehrpläne «mutig» zu überarbeiten. Themen und Texte, die zum Extremismus auffordern und zu Kriegen führen könnten, sollten gestrichen werden.

Grosse Freude…

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Pastor Bob Roberts aus Texas
«Ich bin überwältigt», erklärte Pastor Bob Roberts der Northwood-Kirchengemeinde in Keller, Texas, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm, gegenüber «Christianity Today». «Das ist eine Konferenz der wichtigsten religiösen Vertreter der bedeutendsten muslimischen Länder – und sie unterzeichnen eine Erklärung, in der sie sich für Religionsfreiheit aussprechen und erklären, dass es Gewalt im Namen des Islam nicht geben darf.»
Auch der Weltkirchenrat, der sich für einen intensiven Dialog zwischen Christen und Muslimen einsetzt, begrüsste die Erklärung. Die muslimischen Führungspersönlichkeiten zeigten damit, dass sie an eine gemeinsame Zukunft mit anderen Religionen, an gleiche Rechte und Respekt glaubten, erklärte Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen.

…aber auch Zweifel

Zweifel wurden hingegen von Kennern der Situationen in den mehrheitlich muslimischen Ländern geäussert. So erklärte eine anonym verbleibende Quelle gegenüber dem spanischsprachigen Portal «Protestante Digital» ihre Zweifel, ob sich die Situation der Christen in Marokko oder anderen muslimischen Ländern wirklich ändern werde. Insbesondere bleibe die Frage offen, «ob die Personen, die von der Hauptreligion des Landes [dem Islam] zum Christentum konvertierten, dieselben Rechte erhielten wie die Bürger, die bereits einen christlichen Hintergrund hatten». Dennoch sei das Treffen der muslimischen Leiter und ihre Erklärung «sehr positiv» und ein wichtiger Schritt «auf dem Weg zur Toleranz».

Zur Webseite:
Die komplette «Erklärung von Marrakesch» (Englisch)

Zum Thema:
Klartext von Königin Rania: «Wir moderaten Muslime gehören getadelt!»
Petition an Burkhalter: Mehr tun für religiöse Minderheiten in Nahost
Bruder Andrew: «Je radikaler Muslime sind, desto offener sind sie für Gottes Wort»

Datum: 03.02.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / idea / Protestante Digital

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