Unmoral und Diskriminierung

USA: Methodisten klagen gegen Generalstaatsanwalt Jeff Sessions

US-Generalstaatsanwalt Jeff Sessions ist aktives Mitglied der United Methodist Church. Jetzt haben 600 Geistliche und Laien wegen seiner Verteidigung von Trumps «Nulltoleranz-Politik» eine formelle denominationelle Klage gegen ihn eingereicht.

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Jeff Sessions
Bei der Klage geht es um Kindsmissbrauch, Unmoral, Rassendiskriminierung und «die Verbreitung von Lehren, die dem Lehrstandard der Vereinigten Methodistenkirche widersprechen». Jeff Sessions hatte die Politik Trumps verteidigt, die im Moment Aufsehen erregt, weil Kinder von mexikanischen Grenzübertretern von ihren Familien getrennt werden.

Der letzte Anklagepunkt bezieht sich auf sein Zitat von Römer, Kapitel 13 («der Obrigkeit gehorsam sein»), mit dem er «kirchliche Freunde» ermahnte, die ihn wegen seiner Ansichten kritisiert hatten.

«Rechenschaft»

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Donald Trump und Jeff Sessions
«Gegen einen normalen Laien würden wir zögern, zu klagen», heisst es in der Beschwerdeschrift, die am 18. Juni in zwei Kirchen deponiert wurde. «Aber die einmalige Kombination von sozialer/politischer Macht von Mr. Sessions, seine Rolle als Sonntagsschullehrer (…) und der enorme Einfluss seiner öffentlichen beruflichen Aktionen verlangt es, dass wir als seine Geschwister in der Denomination der Vereinten Methodistenkirche einen bestimmten Grad von Rechenschaft verlangen.» Und weiter: «Mr. Sessions ist ein langjähriges Mitglied der United Methodist Church und in einer enorm mächtigen, öffentlichen Position. Er ist besonders uns, seiner Kirche, verantwortlich (…). Als seine Denomination haben wir die ethische Verpflichtung, mutig Stellung zu nehmen, wenn eins unserer Mitglieder grossen Schaden anrichtet…»

Dave Wright, Ältester und Verfasser der Anklage, hofft auf ein «pastorales Gespräch» zwischen Sessions und Leitern der Denomination. «Das ideale Ergebnis wäre, dass seine Pastoren und Gemeindeleiter, die ihn kennen, mit ihm reden, dass er versteht, wie viel Schaden er anrichtet – und dass sein Herz, das ja sehr methodistisch ist, verändert wird», erklärte Wright.

Sehr ungewöhnlicher Schritt

David F. Watson, Dekan am theologischen Seminar der Denomination, nennt diese Klage eine «ausserordentliche Entwicklung». In der letzten Zeit seien solche Klagen vor allem gegen Pastoren eingereicht worden, die gleichgeschlechtlich geheiratet hätten. Gegen einen Politiker sei noch nie eine Klage dieser Art erhoben worden. Der frühere Präsident George W. Bush, seine Frau Laura Bush, aber auch Ex-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sind u.a. Mitglieder der United Methodist Church. Sowohl Laura Bush als auch Hillary Clinton hatten sich in der letzten Woche gegen die Grenzpolitik Trumps ausgesprochen, die von Sessions verteidigt wird.

Leiter aus verschiedenen evangelikalen und katholischen Kirchen, aber auch von jüdischen, islamischen und buddhistischen Gruppen haben ebenfalls von Trump eine Änderung seiner Politik verlangt. Die Vereinigung der südlichen Baptisten verabschiedete eine Resolution, die eine Reform des Einwanderungsrechts mit der «Priorität auf der Einheit der Familie» verlangt.  

Entzug der Mitgliedschaft möglich

Im Extremfall droht Jeff Sessions der Entzug der Mitgliedschaft bei den Vereinigten Methodisten, was in den Regeln der Gemeindezucht (Book of Discipline) vorgesehen ist. Ted A. Campbell, Professor für Kirchengeschichte an der Southern Methodist University, erinnert sich an nur einen Fall, in dem diese Massnahme angewendet wurde. In den 1970er-Jahren habe sich das Mitglied einer fundamentalistischen Gemeinde einer kleinen Vereinigten Methodistenkirche in Tennessee mit der Absicht angeschlossen, ihre Mitglieder zu seinen Ansichten zu bekehren. «Offensichtlich war der Kerl so hartnäckig, dass sie ihn nicht loswurden. So haben sie diesen Abschnitt im 'Book of Discipline' abgestaubt, sind durch den ganzen Prozess gegangen und haben ihm so die Mitgliedschaft entzogen.»

Die United Methodist Church ist mit zwölf Millionen Mitgliedern (2014) die grösste Kirche der weltweiten Methodistenbewegung, die 80 Millionen Mitglieder zählt. In den USA ist sie nach den Südlichen Baptisten die zweitgrösste protestantische Denomination.

Zum Thema:
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Datum: 21.06.2018
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Charisma News

Kommentare

Das zu Grunde liegende Problem ist n. m. M., daß es vielen Menschen heute Dank der Technik sehr gut geht und sie deshalb die Realitäten verkennen. "Not lehrt beten" stimmt zwar, in Notzeiten sind die Menschen jedoch nicht gläubiger als in Zeiten des Überflusses, vielmehr werden dann mehr Sünden begangen: es ist gerade aus christlicher Sicht sehr gut, wenn es den Menschen gut geht! Das heißt aber nicht, in eine blauäugige Arglosigkeit zu verfallen: auch in guten Zeiten gibt es die Notwendigkeit, zusammenzuhalten. Dazu hat Gott die Nationen, die Stämme, die Familie mit GRENZEN geschaffen - dies bleibt auf der Erde, siehe Offenbarung. Dieses jetzt aufheben zu wollen, ist dumm und un

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