Im eiskalten Wasser

Russen wollen sich von Sünden reinwaschen

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Orthodoxe Christen in Russland glauben, dass das Tauchen im eiskalten Wasser sie von ihren Sünden reinwasche. Das Ritual greift um sich und wird zu einer Massenbewegung.

Bei klirrendem Frost springen sie ins eisige Wasser. Der Geistliche hat es gesegnet, und sie hoffen, dass ihnen die Sünden abgewaschen werden. Bei Temperaturen um minus 20 Grad Celsius waren es allein in Moskau am letzten Samstag etwa 287'000 Menschen, die sich an der eiskalten Zeremonie beteiligten, wie die Agentur Interfax mitteilte.

Obwohl die Eisbäder bei jungen Leuten immer mehr zu einem Freizeitvergnügen und einer Mutprobe werden, erinnern sie eigentlich an die Taufe Jesu. In Russland gelten am 19. Januar alle Seen und Flüsse als heilig, und orthodoxe Gläubige erwarten, durch das Bad von ihren Sünden gereinigt zu werden. Der Priester hat ein kreuzförmiges Loch ins Eis gehauen und das Wasser geweiht. Männer und Frauen springen ins eisige Nass, einige mit Geschrei, tauchen dreimal unter, bekreuzigen sich und beten für sich und ihre Nächsten.

Das Phänomen ist aufschlussreich. Menschen lassen es sich etwas kosten, von ihren Sünden frei zu werden. Man möchte den Männern und Frauen in Russland ihren Eiswasser-Spass ja gönnen; vielleicht wäre er noch grösser, wenn sie wüssten, dass nicht Eiswasser die Sünden abwäscht. Es ist nach der Bibel überhaupt keine eigene Leistung, weder Selbstquälerei noch Askese, was uns die Sünden vergibt. Was wir nie leisten können, hat Jesus getan. Er liess am Kreuz sein Leben dafür und rief am Schluss «Es ist vollbracht», was in der Geschäftssprache seiner Zeit bedeutete: «Es ist bezahlt». 

Wer das im Glauben packt, dem sind die Sünden vergeben, auch ohne Eiswasser. Das mag der wahre Schock sein für religiöse Menschen, aber im Grunde ist das eine ganz erstaunliche, befreiende Gute Nachricht.

Zum Thema:
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Datum: 22.01.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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