Ex-Präsident des Libanon:

«Die arabische Welt soll blühen!»

Sechs Jahre amtete Amine Gemayel als libanesischer Präsident. Sein Wunsch, die arabische Welt zu entwickeln mündete nun in die Gründung des «Maison du Futur». Seinen «Arabischen Marshallplan» stellte er kürzlich auf einer Veranstaltung der «Christian Solidarity International» (CSI) vor. Livenet.ch führte mit ihm ein Hintergrundgespräch über sein Vorhaben.

Zoom
Die CSI-Mitarbeiter John Eibner (links) und Gunnar Wiebalck (rechts) mit Amine Gemayel.
Livenet.ch: Amine Gemayel, Sie haben einen Arabischen Marshallplan entwickelt. Was sieht dieser vor?
Amine Gemayel: Die Situation der Minderheiten im Nahen Osten ist sehr ähnlich, wie die Lage nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gibt Regionen wie Ägypten oder Syrien, die zerstört sind und auch andere arabische Länder, die der Revolution folgten. Nun ist auch ein Effort da zum physischen Wiederaufbau. Dies soll auch im Bezug auf Demokratie und Freiheit geschehen. Einige der Länder haben sich noch nicht an die Demokratie herangetastet. Es gilt nun ein Regelungssystem zu entwickeln, um diese Länder in eine Kultur des Dialogs, des Pluralismus und der Toleranz zu führen. Und der Marshallplan, den ich ins Auge gefasst habe, beinhaltet eine gute Verwalterschaft, welche die demokratische Kultur kennt.

Gleichzeitig soll auch vorangeschritten werden mit dem Aufbau der Regionen, die vom Krieg versehrt sind. Dazu müssen vorher junge Menschen und Eliten gefunden werden, die den nötigen Wandel tragen wollen.

Gleichzeitig müssen internationale Partnerschaften entwickelt werden, welche solidarisch sind mit den lokalen Eliten. Mit einer solchen Partnerschaft können wir die Region entwickeln. Das ist der Marshallplan, den ich vorschlage. Die arabische Welt soll wieder blühen!

Wie sieht Ihre Rolle in diesem Plan aus?
Meine Bewegung heisst «La Maison du Futur» (Anm. d. Red.: «Das Haus der Zukunft»). Ich hatte das Vergnügen, diese zu gründen und nun zu präsidieren. «La Maison du Futur» arbeitet zusammen mit dem deutschen Marshallplan in Washington (Anm. d. Red.: «German Marshall Fund»); das ist ein wichtiger Think-Tank. Zusammen geben wir dem arabischen Marshallplan Schwung.

Wir entwickeln zwei Themen: Das eine ist das der guten Leiterschaft, also jene Länder gut zu führen, die für Jahre unter Diktaturen lebten. Dazu bedarf es einer Expertise. Auch ist Transparenz erforderlich, um die Korruption und die Günstlingswirtschaft zu stoppen.

Das alles ist nötig. Die Diktaturen hatten keine Verantwortung.

Wie sieht Ihr Plan aus?
Wir konzentrieren uns darauf, Regierungssysteme zu fördern, welche frei sind von solchen Diktaturen. Und als zweites wollen wir die physische Wiederherstellung. Es gibt verwüstete Ortschaften in diesen Gegenden. Zum Beispiel in Ägypten, Libyen oder Jemen muss viel wieder aufgebaut werden. Dinge, die nicht optimal konstruiert waren, werden beim Aufbau nun besser. Denn wenn es keinen Fortschritt im Leben der Bürger gibt, kein komfortableres Leben, dann wird es schwierig für die Demokratie.

Welche Schritte folgen nun?
Im Dezember ist eine Konferenz in Washington vorgesehen. Mit dabei sind das «Maison du Futur» und der «German Marshall Fund». Auch arbeiten wir an der Generalversammlung, die im September bevorsteht.

Die Konferenz wird gross werden. Im Zentrum stehen die politische und ökonomische Entwicklung der Region.

Sind Sie ein moderner Moses, der für eine bessere Lage seines Volkes kämpft?
Ich vergleiche mich nicht mit anderen Menschen. Ich nehme einfach meine Aufgabe wahr. Ich kenne mein Volk und die Region gut. Während einer schwierigen Zeit war ich hier Präsident (Anm. d. Red: von 1982 bis 1988). Und ich habe das «Maison du Futur» gegründet. Es ist eine Organisation, die bei der Planung und Entwicklung eine wichtige Rolle spielt.

Diese internationalen Efforts bringen eine Verbesserung für die arabischen Menschen. Es sollte eine Kultur der Öffnung und der Toleranz geben, was derzeit in dieser Region überhaupt nicht existiert.

Webseite:
Amine Gemayel
CSI Schweiz

Zum Thema:
Libanon
In der «Eiszeit»: Hoffnung vermitteln, Hilfe leisten
Beten für Irak und Flüchtlinge: «Christus ist ihre einzige Hoffnung»

Datum: 05.06.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Im Iran
Viele Christen versammeln sich jeden Abend im Iran, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und das Abendmahl zu nehmen. Im Vergleich zu einmal pro Monat...
Isaak und Abimelech
Evan Thomas hat über 40 Jahre der Versöhnung zwischen lokalen Nachfolgern Jesu im israelisch-palästinensischen Konflikt gewidmet. Er stellt das...
Neuausrichtung
Vreni Müllhaupt ist in einer Bauernfamilie gross geworden. Dass sie einmal Strassenkinder der peruanischen Hauptstadt Lima aufsuchen würde, hatte sie...
In Mikronesien
Ein Missionsflugdienst leistet humanitäre Hilfe im Inselgebiet Mikronesien. Er nimmt aber auch Passagiere an Bord und breitet das Evangelium aus.

Anzeige