Zeitspiel oder Fairplay?

Nordkorea tritt gemeinsam mit Südkorea bei Olympia an

Die Ankündigung überrascht: Nord- und Südkorea stellen bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang ein gemeinsames Eishockey-Damen-Team. Einlaufen sollen die Sportler ebenfalls gemeinsam, dies unter einer gesamtkoreanischen Flagge. Beobachter sind skeptisch und mögen noch nicht vom Tauwetter sprechen – sie vermuten ein Zeitspiel zugunsten des Raketenprogramms.

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Nord- und Südkorea stellen bei den Olympischen Spielen ein gemeinsames Eishockey-Damen-Team.
Südkorea ist bei den Olympischen Spielen nicht «nur» eine Teilnehmer-Nation unter vielen, sondern Gastgebernation. Dadurch treten die nordkoreanischen Eishockeyspielerinnen Seite an Seite mit dem Heimteam an. Das gemeinsame Team wurde kürzlich vom südkoreanischen Vereinigungsministerium bestätigt, an den Plänen über die Zusammenarbeit bei den Spielen wurde schon seit längerem gearbeitet.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) freute sich über die Bereitschaft des Nordens und verlängerte deswegen die Meldefrist für die Athletinnen.

Schon frühere Zusammenarbeit

Es ist nicht das erste Mal, dass Athleten beider Länder unter einer gemeinsamen Korea-Flagge einlaufen. Bereits bei den Sommerspielen 2000 in Sydney und vier Jahre später in Athen war dies der Fall. Der letzte gemeinsame Einmarsch erfolgte bei den Winterspielen 2006. Das Miteinander der beiden Staaten in der Form einer Mannschaft geschieht aber erstmals seit 70 Jahren. 1948 trat Korea, das damals noch nicht geteilt war, als eine Nation bei der Winterolympiade in St. Moritz sowie bei den Sommerspielen in London an.

Japan warnt

Auch bei den Paralympics, die im März ebenfalls in Südkorea folgen, wollen die beiden Nationen zusammenspannen. Dennoch wird die Annäherung skeptisch zur Kenntnis genommen. Japans Aussenminister Taro Kono geht davon aus, dass sich Nordkorea durch diese Charmeoffensive Zeit kaufen wolle, um sein Raketenprogramm zu verbessern.

Seit November wurde keine Rakete mehr getestet, wohl um nicht rund um die Spiele zu provozieren, vermuten Beobachter.

Verbesserung auch für Glaubensfreiheit?

Das stark abgeschottete Regime zeigt sich enorm feindlich gegenüber Christen. Auf dem Weltverfolgungsindex rangiert die Kimokratur (auf Kim Il-sung folgte dessen Sohn Kim Jong-Il, der nach seinem Tod von seinem Sohn Kim Jong-un abgelöst wurde) zum 17. Mal in Folge auf dem traurigen ersten Platz. Gleichzeitig zeigt sich, dass der Hunger nach Gottes Wort im Land enorm gross ist.

In Südkorea dagegen ist das Christentum eine feste Grösse. Nach den USA ist diese asiatische Nation das Land, das am meisten Missionare in die Welt hinausschickt. Die Frage ist nun, ob wirklich eine Annäherung zwischen den beiden Staaten erfolgt.

Seit weit mehr als einem Jahrzehnt betet eine wachsende Anzahl Christen für Veränderung in Nordkorea. Ob sich nun tatsächlich eine Änderung einstellt (obschon Kim III. zum Neujahrsbeginn hervorhob, dass sein Atomknopf stets auf seinem Tisch stehe) oder ob es nur ein Zeitspiel ist… die Monate nach Olympia werden vieles offenbaren. Christen beten für ersteres.

Zum Thema:
«Land mit den meisten Kirchen»: Wie das Gebet Südkorea verwandelt hat
An verfolgte Christen: Tausende Briefe ermutigen Christen in Nordkorea
Wie bei «Cool Runnings»: Gottesfürchtige Nigerianerinnen wollen mit Bob an Winterspiele

Datum: 21.01.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Spiegel / NZZ

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