Tausende Jugendliche feierten an Pfingsten Jesus in Zelten
Es fühlt sich wie ein grosses sympathisches
Familientreffen an, wenn an Pfingsten Tausende Jugendliche im
württembergischen Aidlingen Jesus feiern. So beschreibt pro-Redaktor Michael Müller seine Beobachtungen am Pfingstjugendtreffen. Die Jugendlichen liessen sich auch nicht vom Regen stören.
Pfingstjugendtreffen 2018 im württembergischen Aidlingen.
Das Pfingstjugendtreffen in Aidlingen riecht nach frischem Gras. Es
schmeckt nach Apfelzuckerwatte und Kartoffelsalat mit Würstchen. Etwas
nass und matschig hat es sich am vergangenen Wochenende angefühlt, weil
das Wetter durchwachsen war, bis am Pfingstmontag die Sonne herauskam.
Noch mehr fühlte es sich aber wie ein grosses Familientreffen und
Gemeinschaftserlebnis mit Ferienlageratmosphäre an. Tausende junge
Menschen sind auf das Gelände des Diakonissenhauses der
württembergischen Kleinstadt gepilgert, haben Zelte aufgeschlagen oder
in benachbarten Schulen genächtigt, um gemeinsam Pfingsten zu feiern.
Das Motto des Treffens vom 19. bis 21. Mai lautete: «Im Auftrag seiner Majestät».
Unterbringung von 3'500 Jesus-Fans
Seit mehr als 70 Jahren veranstaltet das Diakonissenmutterhaus
Aidlingen dieses Treffen. In ihrer einheitlichen Tracht mit den weissen
Hauben sehen die evangelischen Schwestern oberflächlich betrachtet nicht
so aus, als wäre ihr Haus die erste Adresse, wo junge Menschen ihre
Wochenenden verbringen würden. Tatsächlich aber haben sie an diesen drei
Tagen ein hochattraktives Programm für Jugendliche zusammengestellt.
Das beginnt mit dem abenteuerlichen Übernachtungsangebot. Das Gelände
beim Diakonissenmutterhaus wird kurzerhand zur Zeltstadt
umfunktioniert. Während die Jungen und Männer – eingeladen sind
Teilnehmer von 14 bis 30 Jahre – in den Zelten übernachten, haben
Mädchen und Frauen Schlafmöglichkeiten in Schulen und Hallen in der
Umgebung. Ungefähr 3'500 Teilnehmer sind so untergebracht. Hinzukommen
noch die Tagesgäste. Es ist ein Schauspiel, wenn die Schwestern auf der
Essenswiese selbstgebackene Hefezöpfe oder Kartoffelsalat mit Würstchen
an die Tausenden Jugendlichen verteilen und alles ganz entspannt und
rücksichtsvoll abläuft.
Ansteckende, rauschhafte Zelt-Atmosphäre
Kreativität wurde ausgelebt am Pfingstjugendtreffen 2018.
Im Hauptzelt finden rund um die Uhr die spannendsten Veranstaltungen
statt: Neben den Gottesdiensten, Anbetungskonzerten und Seminaren, die
auch alle live im Internet übertragen werden, gibt es sogar einen
Zauberer. Mr. Joy wirkt erst etwas unbeholfen. Glaubt er wirklich
15-jährige Teenager mit Kartenspieltricks begeistern zu können? Umso
länger seine Zaubershow aber geht, umso spektakulärer werden seine
Tricks. Der Satz «Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand»
findet hier eine feurige Entsprechung, als er für seine wagemutige
Einrad-Nummer ein kleines Mädchen und zwei junge Männer auf die Bühne
bittet und dazu drei Fackeln entzündet.
Es ist aber vor allem die
positiv aufgeregte Atmosphäre selbst, welche die jungen Zuschauer
untereinander generieren, die im Zelt ansteckend ist. Abwechselnd stehen
Jungen- und Mädchengruppen auf und tauschen Halleluja-Sprechchöre aus.
Wird jemand auf der Bühne als einer der ihren erkannt – und das ist
natürlich regelmässig der Fall – gibt es freudiges Geschrei oder
spontanen Beifall.
Wie Aidlingen dem Regen trotzt
Am Pfingstsonntag regnet es unentwegt. Der Boden ist mittlerweile
mehr Matsch als Erde. In der Apostelgeschichte heisst es zwar
bekanntlich, dass ein Brausen wie ein heftiger Sturm über die Jünger
hernieder ging. In der Praxis bedeutet der Regen aber nasse Sachen und
Schuhwerk, das sich in Erdklumpen verwandelt. Die Menschen suchen
verstärkt die Zelte und Säle des Pfingstjugendtreffens auf. Schnell sind
die Kapazitäten erschöpft. Aber als der Referent Lukas Herbst im Saal
des Mutterhauses darüber zu reden beginnt, wie die Teilnehmer ihre
persönliche Berufung von Gott entdecken und leben können, geben sie
nicht einfach auf.
Sie machen es sich vor den Türen bequem, schaffen Sitzgelegenheiten
herbei oder setzen sich auf den Boden. Über den Lautsprecher hören sie
Herbst von seiner zweijährigen Tochter erzählen und schmunzeln darüber,
dass bei ihr die Worte «Rucksack» und «Kuchen» noch ziemlich ähnlich
klingen. «Ich finde meine Tochter perfekt», sagt Herbst: «Gott findet
dich perfekt. Aber du sollst noch einen Weg gehen und mit ihm eine
Entwicklung durchmachen.» Was den Menschen vom Tier unterscheide, sei,
dass er über sein Zukunft nachdenken und planen könne.
Gott ist das Geheimrezept
Der Thron stand als Symbol für das Thema «Im Auftrag seiner Majestät».
Am Sonntag seien trotz des Regenwetters rund 6'700 Teilnehmer beim
Pfingstjugendtreffen dabei gewesen, sagt Schwester Caroline Hornberger, welche die Presseabteilung des Diakonissenmutterhauses leitet. Auf ein Geheimrezept für die generell gute Resonanz für das Treffen
angesprochen, sagt sie, dass die Schwestern und die Freunde des
Diakonissenmutterhauses sehr viel beten: «Es gibt keine bestimmte
Methode, sondern nur Gottes Wirken.»
Trotz der grossen Anzahl der
Besucher versuchen die Schwestern, die Veranstaltung persönlich zu
gestalten. Da wird auch schon mal mit einer Zahnbürste ausgeholfen, wenn
die vergessen wurde.