Mirianne Aeberhard

«Gott hat ein grosses Wunder an mir getan»

Mirianne Aeberhard war 16, hatte gute Freunde und eine Lehrstelle. Wenn da nur die Sache mit dem mangelnden Selbstwert nicht gewesen wäre. Jene Zweifel trieben die junge Frau in die Magersucht. Heute lebt die 22-Jährige befreit und hat ein volles Ja zu sich gefunden.

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Mirianne Aeberhard
Mirianne Aeberhard wird 1991 in Sumiswald im Emmental geboren. Die Tochter eines Bankbeamten und einer Pflegefachfrau ist die älteste von drei Schwestern. Als Kind liebt sie es, mit den Nachbarjungs im Wald Indianer zu spielen und die Gegend unsicher zu machen. Doch in der Pubertät zeigt sich: Mit der eigenen Sicherheit und Stärke ist es nicht so gut bestellt. Als im Hauswirtschaftsunterricht die Ernährung auf dem Plan steht, lässt sie das Thema nicht mehr los.

Spieglein, Spieglein…

Auf dem Weg vom Mädchen zur Frau betrachtet sich Mirianne Aeberhard regelmässig im Spiegel, registriert jede Veränderung mit kritischem Blick. Ihr Selbstbild verzerrt sich zusehends: «Ich fand mich viel zu dick, ich sah mich doppelt – mindestens! Dabei war ich absolut normalgewichtig. Trotzdem glaubte ich dem Bild im Spiegel.» Von da an dreht sich das ganze Leben nur noch ums Essen. Spiegel, Waage und Kalorientabelle werden zu zentralen Begleitern. Nachts kann Mirianne Aeberhard nicht schlafen – vor Hunger und weil sie sich den Kopf zerbricht über das Essen am nächsten Tag.

Gesundheit in Gefahr

«Ich war 17, zuhause ausgezogen und absolvierte ein Sozialjahr. Wenn ich nach der Arbeit nachhause kam, war die Küche leer und ich allein. Diese fehlende Struktur hat mein krankes Verhalten noch gefördert», erklärt Mirianne Aeberhard. Von ihrem Typ her eigentlich gesellig, beginnt sie ihr soziales Umfeld zu vernachlässigen und zieht sich zurück. Um möglichst viele Kalorien abzubauen, treibt sie intensiv Sport, joggt bis sie beinahe kollabiert. Mittlerweile zeigt die Waage noch 36 Kilo an. Bei Kälte laufen Mirianne Aeberhard die Hände blau an, sie fühlt sich zunehmend müde und matt. Die Periode hatte schon früh ausgesetzt. Ihre Ärztin warnt die junge Frau, wenn sie nicht bald wieder normal esse, stünden die Chancen auf eigene Kinder schlecht. Mirianne Aeberhard erschrickt und weiss, sie muss sich entscheiden.

Vom Kopf…

Der Besuch im ICF, einer Freikirche im Emmental, im Frühjahr 2008 läutet die Wende ein. Die Predigt handelt vom Umgang mit dem Körper, basierend auf Kapitel 6, Vers 19 des ersten Korintherbriefs in der Bibel: «Oder habt ihr etwa vergessen, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den euch Gott gegeben hat?» Bisher hatte Mirianne Aeberhard nur im Kopf geglaubt, was sie über Gott und Jesus wusste. Ihre Eltern hatten den Kindern christliche Werte vorgelebt und Geschichten aus der Bibel erzählt. Doch dass der Glaube eine persönliche Angelegenheit ist, dass Jesus auch für ihr eigenes Fehlverhalten gestorben war, das hatte sie bis anhin nicht verstanden.

…ins Herz

Während jener Predigt fühlt sie sich ganz direkt angesprochen und in ihrem Herzen berührt: «Mir wurde klar, dass Gott nicht wollte, dass ich weiterhin so mit meinem Körper umgehe. Noch am selben Abend bat ich Jesus bewusst um Vergebung und vertraute ihm mein verkorkstes Leben an. Ich bat Gott auch um Kraft für alles, was auf mich zukommen würde, denn ich selber hatte keine mehr.»

Das Wunder

Und Gott beginnt zu wirken im Leben von Mirianne Aeberhard. Er schenkt ihr die Regelblutung zurück, an deren Rückkehr sie nach erfolglosen Hormonbehandlungen fast nicht mehr geglaubt hatte. Immer häufiger schafft sie es, herzhaft in ein Stück Pizza zu beissen und findet wieder Gefallen an ihrem Spiegelbild. «Es war ein harter Kampf; täglich musste ich mich für das Leben entscheiden. Heute fühle ich mich wohl in meinem Körper und bin dankbar, dass ich ohne psychologische Hilfe ausgekommen bin. Meine Familie war mir immer eine grosse Stütze. Gott hat ein grosses Wunder an mir getan!», sagt Mirianne Aeberhard, die teilzeitlich in einer Behinderteneinrichtung arbeitet. 2016 plant sie ihr Studium in Sozialer Arbeit abzuschliessen. Sie wohnt in Burgdorf in einer WG – ohne Waage, wie sie betont.

Offene Ohren für andere

Als Leiterin der ICF-Jugendarbeit liegen Mirianne Aeberhard die jungen Menschen, insbesondere die Frauen, am Herzen. «Gerade Essstörungen sind noch immer ein grosses Tabuthema. Mir ist es wichtig zu vermitteln, dass wir Frauen in Gottes Augen wunderschön sind, dass er uns liebt und annimmt, so wie wir sind – und dass er einen massgeschneiderten, genialen Plan für unser Leben hat.»

Zum Thema:
Jesus.ch-Print Nr. 29 zum Thema «Gottes Nähe tut gut» hier herunterladen
Den kennenlernen, der Mirianne aus der Bulimie herausgeholfen hat
Im Kampf um Anerkennung: Freiheit nach elf Jahren Bulimie
Mirjam Mettler: «Ich muss nicht perfekt sein»
Raus aus dem Diätenwahn: «Ich bin mollig – ich bin wertvoll!»

Datum: 13.03.2014
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Jesus.ch-Print Nr. 29 / erf.ch

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