Carlos Martínez

«Ich bin kein Komiker»

Die Gefühle, die über sein Gesicht wandern, verzaubern Säle in ganz Europa. Am kommenden Samstag (14. Januar 2012) stellt der spanische Pantomime Carlos Martínez in Wädenswil sein neues Programm «Fata Morgana» vor. Livenet hat mit dem Künstler gesprochen, der seit 30 Jahren auf der Bühne steht.Livenet: Sie versetzen Menschen mit Ihrer Pantomime in Entzücken. Wie machen Sie das?
Carlos Martínez: Ich versuche, Geschichten zu erzählen, die die Herzen berühren und den Menschen auch Freude bereiten. Die Leute lachen, doch ich bin kein Komiker. Ich sehe mich als Person, die sie mit Geschichten zum Nachdenken bringt. Wenn sie nachdenken und begreifen, dann lachen sie – oder weinen. Ich bin eher Poet und Geschichtenerzähler als Komiker.

Pantomime kann als Technik so eingesetzt werden, dass sie Distanz schafft. Dann nämlich, wenn sich die Zuschauer in der Geschichte nicht wiedererkennen. Ich versuche Geschichten so zu erzählen, dass sich jeder damit identifizieren kann.

Zum Staunen ist, wie Sie Lebenssituationen kunstvoll aufs Wesentliche reduzieren.
Die Kunst der Pantomime zeigt sich in kurzen Stücken, denn sie fordert dem Zuschauer hohe Aufmerksamkeit ab. In drei bis vier Minuten habe ich die ganze Botschaft der Geschichte unterzubringen. Dazu muss ich erst den Kern der Geschichte finden. Jedes Stück, das ich spiele, ist ein Kapitel aus einer ganz grossen Geschichte, der Geschichte des Menschen. In drei Minuten kann ich nicht die ganze Bibel spielen. Ich versuche mich an verschiedenen Kapiteln der Bibel, des Lebens, des Menschen.

Sie stehen seit 30 Jahre auf der Bühne. Ist das Auftreten heute einfacher oder schwieriger als zu Beginn?
Schwieriger. Mir steht deutlicher vor Augen, wie viel es braucht, damit die ganze Geschichte in drei Minuten erzählt ist. Nach 30 Jahren habe ich natürlich Erfahrung. Meine Stücke funktionieren. Aber neue Stücke zu schaffen, ist so kompliziert. Die Vergangenheit, die ich hinter mir habe, fordert, dass ich so gut spiele wie damals…

…und anderseits wollen Sie überraschen.
Ja. Es ist eine Herausforderung. Die Leute schauen mir als einem Künstler mit 30-jähriger Erfahrung zu. Diese Zeit liegt mir auf wie 30 Kilo Extra-Verantwortung. Das Publikum erwartet beinahe Perfektion.

Was zeigen Sie in Ihrem neuen Programm «Mirage/Fata Morgana», das diese Woche in der Schweiz Première hat?
Eine Fata Morgana gaukelt uns Wasser vor, das gar nicht da ist. Wir haben ein globales Wasserproblem. Auch meine Heimat Spanien ringt mit Wassermangel. Darauf gehe ich im neuen Programm ein. Ich zeige, wie wichtig es ist, Wasser zu sparen. Zugleich weist der Titel darauf hin, dass ich als Mime mit meinen Händen Dinge berühre, die gar nicht da sind. Wir leben auch durch Imagination. Und die Welt hat Durst – nach guten Worten.

Ticket bestellen:
Carlos Martinez mit seinem neuen Programm «Fata Morgana»
(14. Januar 2012, 20 Uhr in der Kulturhalle Glärnisch, CH-8820 Wädenswil)

Webseiten:
Carlos Martinez
Carlos Martinez auf Youtube

Datum: 09.01.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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