«Heavy-Metal»-Bibeln

Jesus auf dem Wacken-Open-Air Festival

Passen Heavy-Metal-Fans und Jesus zusammen? Definitiv, finden ein paar verrückte Christen. Sie druckten eine «Metal-Bibel» und gingen damit auf das grösste Heavy-Metal-Festival der Welt: Das «Wacken Open Air Festival» in Deutschland. Wir wollten wissen, was es mit der Metal-Bibel auf sich hat und wie sie bei den Metalfans ankam.
Ein Interview mit einem der Organisatoren, Pastor Thomas ter Haseborg.

Eine «Metal-Bibel», was ist das?

Thomas ter Haseborg: Die Metal-Bibel besteht aus dem Neuen Testament und den Psalmen nach der Übersetzung «Neues Leben». Und es stehen Lebensgeschichten drin, von Metal-Musikern die Christen geworden sind und die berichten, wie sich ihr Leben durch ihren Glauben an Jesus Christus und durch Bibellesen positiv verändert hat. Zum Beispiel erzählt Iron Maiden-Drummer Nicko McBrain seine Lebensgeschichte. Das Ganze ist mit einem entsprechenden Metal-Cover versehen.

Warum brauchen Metal-Fans eine Bibel?

Vielleicht könnte man anders fragen: Wem hätte die Bibel nichts zu sagen? Christliche Metal-Musiker und Metalfans möchten mit der Szene die Tatsache teilen, dass man sehr wohl Metalfan und Christ sein kann. Dass der Glaube an Jesus und das Lesen der Bibel eine ganz neue Lebensqualität bringt. Und dass es neben «Darkmetal» eben auch «Whitemetal» gibt, mit einer total anderen, positiven Lebensperspektive durch den Glauben an Jesus Christus. Um es mit Rocklegende Larry Norman zu sagen: «Why should the devil have all the good music?»

Wie kamen Sie auf die Idee eine Metal-Bibel zu drucken?

Die Idee stammt aus Schweden von Metal-Musiker Johannes Jonsson. Gemeinsam mit Roul Akesson, dem schwedischen Bikerpastor und Leiter der «Streetchurch», hat er das Projekt auf Schwedisch umgesetzt. Auf schwedischen Rockkonzerten wurde die Bibel schon zu Tausenden verteilt.

Eine Christin aus Deutschland hatte dann die Idee, ein Exemplar dieser schwedischen Metal-Bibel an die Veranstalter des Wacken-Open-Air Festivals zu schicken. Und die fanden diese Bibel so gut, dass sie sich bei Roul Akesson meldeten und nachfragten, ob man so eine Metal-Bibel nicht auch auf Deutsch fürs Wacken-Festival herstellen könnte.

Gefragt – getan! Daraus entstand der Deal: Die Wacken-Veranstalter bekamen tausend Metal-Bibeln zur Verfügung gestellt, und Roul Akesson erhielt die Genehmigung weitere Metal-Bibeln im Rahmen des Wacken-Festivals zu verteilen. Akesson setzte sich dann im Mai 2011 mit Pastoren örtlicher Gemeinden und Leitern christlicher Organisationen zusammen, um diese Verteilaktion zu planen.

Wie viele Bibeln haben Sie gedruckt?
18.000 deutsche Metal-Bibeln. Etwa 10.000 davon und 2.000 englische, holländische und schwedische Bibeln haben wir auf dem Festival verschenkt, frei nach dem Motto Jesu: «Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst sollt ihr es geben» (Die Bibel, Matthäusevangelium, Kapitel 10, Vers 8).

Wie kommt die Bibel bei den Metal-Fans an?

Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass uns die Metal-Bibel zum Teil förmlich aus der Hand gerissen wurde. Zwei Reporterinnen wollten das nicht glauben und begleiteten und etwas skeptisch bei einer Verteilaktion per Bollerwagen auf die Strasse. Kaum waren wir dort, kam eine grössere Gruppe Metal-Fans auf uns zu und wollten unbedingt Bibeln haben. Das passierte nicht nur einmal.

Wir haben natürlich auch Ablehnung erlebt, aber eindeutig überwiegend wurden die Metal-Bibeln positiv auf- und abgenommen.

Schon ganz am Anfang kam die Bibel gut an. Ein Security-Mitarbeiter machte eine Routinekontrolle eines unserer Kartons bei Eintritt auf das Festivalgelände. Als er sah, was drin war, sagte er zu unserem Mitarbeiter: «Oh, Metal-Bibeln! Darf ich bitte eine davon haben. Ich kann mir sonst keine holen, weil ich hier nicht wegkomme!» Er hat selbstverständlich eine bekommen!

Sie hatten auf dem Wacken-Festival auch eine «Streetchurch», was ist das?

Die «Streetchurch» ist eine schwedische Organisation, die mit dem Evangelium zu den Menschen auf die Strasse geht. Wir wollen nicht darauf warten, dass die Menschen in die Kirchen kommen, sondern gehen dorthin, wo die Menschen leben. Aber vielleicht ist eine richtige «Streetchurch», also eine Kirche, die man auf der Strasse aufbaut, gar keine so schlechte Idee für das Wacken-Festival im nächsten Jahr....

Das Wacken Open Air Festival fand vom 4.-6. August 2011 statt.