Glaube – Liebe – Versöhnung

Das sind die liebsten Bibelstellen von Politikern

Angela Merkel, Horst Seehofer, Andrea Nahles und Annalena Baerbock haben etwas gemeinsam: Es gibt eine Bibelstelle, die sie besonders schätzen. Welche das ist, haben sie, zusammen mit anderen bekannten Politikern, in einem Buch aufgeschrieben.

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Zu den Autoren der Politikerbibel zählen Hubertus Heil, Ursula von der Leyen, Winfried Kretschmann, Angela Merkel, Andrea Nahles, Horst Seehofer, Manuela Schwesig und Wolfgang Schäuble (v.o.l. nach u.r.)
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) liest gerne im Alten Testament. Genauer gesagt im Buch Jeremia. «Suchet der Stadt Bestes», ist seine liebste biblische Weisung. Christen, so schreibt er in seinem Beitrag zum Buch «Glaube, Liebe Hoffnung – Die Bibel der Politikerinnen und Politiker», seien dazu aufgerufen, sich für ihre Mitmenschen einzusetzen, und täten damit auch sich selbst etwas Gutes. Die innere Haltung, die er selbst aus seinem Glauben zieht, beschreibt er so: «Eine innere Gelassenheit: Zu wissen, dass wir angenommen sind, wie wir sind, dass wir Fehler machen dürfen, weil wir nicht perfekt und trotzdem Gottes Kinder sind (...).»

Spahns Beitrag ist einer von 69 in dem jüngst vom ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, herausgegebenen Buch. Politiker unterschiedlicher Parteien haben dafür je ihre liebste Bibelstelle herausgesucht und erklärende Worte dazu aufgeschrieben. Die Glaubensüberzeugung der Autoren spielte dabei keine Rolle. Vielmehr sollte ihre Auswahl laut Schneider zeigen, «dass die alten Worte der Bibel auch in unserer säkularen und pluralen Gesellschaft eine wegweisende Bedeutung haben».

Bibel beschreibt idealen Aussenminister

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Die Bibel der Politiker ist im Kreuz-Verlag erschienen.
So schreibt etwa Aussenminister Heiko Maas (SPD), die Worte in Psalm 34 läsen sich «wie das biblische Stellenprofil eines idealen Aussenministers»: «Bewahre deine Zunge vor Bosheit, deine Lippen vor listiger Rede! Lass ab vom Bösen und wirke das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach!» Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärt, sein Glaube helfe ihm sehr. Dank ihm könne er sich immer wieder darauf besinnen, «was wichtig im Leben ist». Weiter schreibt er, auch das Gebet sei ein wichtiger Bestandteil seines Lebens.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock lässt die Leser wissen, dass sie zwar Mitglied der Evangelischen Kirche, aber nicht sehr religiös sei. Kirchen und Gemeinden seien für sie ein Raum für Gemeinschaft, Nächstenliebe und sozialen Zusammenhalt. «Die Kirche ist somit ein wertvoller Teil unseres gesellschaftlichen Gewissens, vor allem in der Friedens-, Umwelt- und Sozialpolitik.» Für ihre Parteikollegin Claudia Roth ist die Bibelstelle aus dem Johannesevangelium die liebste, in der Jesus die Samaritanerin am Brunnen trifft. «Zwei Tabubrüche markieren das Gespräch am Jakobsbrunnen», schreibt sie. Dass Jesus sich den Samaritern offenbare, die bei den Juden gering geachtet gewesen seien. Und, dass er mit einer Frau gesprochen habe. Jesus sei menschlich, direkt und kompromisslos: «Dies gefällt mir am Gespräch am Jakobsbrunnen und beeindruckt mich tief.»

Einheit, Liebe und Versöhnung

Für Hermann Gröhe (CDU) ist «der einende Glaube wichtiger» als «trennende politische Auffassungen». Wer das nicht vergesse, könne zu einer guten Streitkultur beitragen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hält die Liebe für die «entscheidende Kraft, die uns Gottes Nähe wirklich erfahren lässt». Sie zitiert den ersten Korintherbrief: «Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die grösste unter ihnen.» Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) schreibt: «Der Glaube sagt uns, dass wir nicht aus eigener Macht heraus leben.» Die Bibel solle zum Handwerkszeug jedes Menschen gehören, der mit Politik und Sprache zu tun habe. «Sie ist eines der wichtigsten Bücher unseres kulturellen Wissens.» Er selbst habe erfahren, dass Gott den Menschen nie aus seiner Hand lasse, was immer geschieht.

Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) schreibt über die Versöhnung. Sie sei für ihn «der wichtigste Grundgedanke» seines «religiösen Tuns». Weiter erklärt er: «Und die Bergpredigt ist eine Zumutung, aber eine Zumutung, ohne die wir zivilisiert nicht leben könnten. Ansonsten gehen wir in die Spirale der Gewalt.» Seine Parteikollegin Petra Pau betont, ihr Motto sei von jeher das biblische Wort «Einer trage des anderen Last». Sie bezeichnet sich selbst als demokratische Sozialistin und Christin.

Seehofer, Nahles, Kober

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hält es mit dem Wort aus dem Matthäusevangelium: «Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!» Er wünsche sich eine Gesellschaft, die Benachteiligte auffange. «Für uns Christen ist keiner überflüssig.» Der Bundestagsabgeordnete und Pfarrer, Pascal Kober (FDP), wünscht sich eine Kirche, die sich theologisch fundiert mit Fragen der Gegenwart auseinandersetzt «und weniger Trivialmoral oder Parteipolitik in Predigten, Interviews und Verlautbarungen».

SPD-Chefin Andrea Nahles zitiert den ersten Vers des Johannesevangeliums: «Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.» Die Bibel zeige, dass Gott auf die Welt und den Menschen zugehe – von Anfang an. Ihr selbst gebe der Glaube zwar Kraft. Sie verstehe ihn aber nicht als «Wunschmaschine». «Ich erwarte nicht, dass der liebe Gott am Ende alles regelt und alle versagten Wünsche erfüllt. Mein Glaube ist für mich eher wie ein Kompass, der mir hilft, die Orientierung nicht zu verlieren.» Ihre Stellvertreterin in der Fraktion, Eva Högl, schreibt, sie wolle nach den Werten handeln, die Jesus vorgelebt habe. Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit seien die Koordinaten ihres moralischen Kompasses. «Mein christlicher Glaube und die Bibel sind das Fundament, auf dem ich politisch tätig bin (...)».

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Zum Thema:
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Datum: 24.10.2018
Autor: Anna Lutz
Quelle: PRO Medienmagazin

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