Bakterien, die vergast werden

Antisemitismus in Zeichentrickfilm-Klassiker

Die Zeichentrickserie «Es war einmal...das Leben» erklärt Kindern, wie der menschliche Körper funktioniert. Wer würde da schon Antisemitismus vermuten.

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Szene aus der Kinderserie «Es war einmal das Leben» (Bild: uebermedien.de)
Die Szene, um die es geht, gehört zur dritten Folge mit dem Titel «Allzeit bereit!» oder «Das Abwehrsystem des Körpers». Sie beschreibt die für den Körper besonders gefährlichen Bakterien, die Staphylokokken, die gegen viele Medikamente unempfindlich sind. Darüber berichtet das Medienmagazin «Übermedien».

Jiddischer Ausruf: «Oy vey gevalt!»

In der Filmsequenz (im Video ab Minute 6:58) ist zu sehen, wie ein weisses Blutkörperchen, das in einem Raumschiff unterwegs ist, die Bakterien mit einem Gas vernichtet. In der deutschen Fassung rufen die angegriffenen Bakterien «Oy vey gevalt!». – Es ist ein jiddischer Ausruf des Schreckens.

Jiddisch oder Jüdisch-Deutsch entstand als Sprache vor etwa tausend Jahren im deutschsprachigen Raum unter Juden und verbreitete sich in vielen Teilen Europas durch die Fluch und Migration von Juden.

Parallele zur Shoa – der Vernichtung der Juden

Besonders boshaft ist die Szene, weil hier die bösen und schädlichen Bakterien durch Gas vernichtet werden. Es war eben genau dies die Argumentation und das Vorgehen der Nazis, die Juden zu bösen Untermenschen zu erklären und in den Konzentrationslagern millionenfach zu töten, meist durch Gas.

Erstaunlich wie peinlich ist es, dass dieser Ausruf nur in der deutschen Fassung zu sehen ist. Die Produktion aus Frankreich von 1986 umfasst 26 Folgen und ist seitdem in vielen Ländern mit Synchronisation zu sehen. Nur die deutsche Fassung enthält den jiddischen Ausruf. Ausserdem verwunderlich: Bisher fiel keinem in der deutschen Fassung der Ausruf auf. Die Serie ist seit Jahrzehnten in Deutschland zu sehen.

Ausruf soll überblendet werden

Die Serie wird seit einigen Jahren von einer Tochtergesellschaft des Norddeutschen Rundfunks, der «Studio Hamburg Enterprises» vertrieben. Gegenüber dem Magazin «Übermedien» erklärte dessen Leiter für Marketing und Lizenzankauf, Theo Voller: «Wir prüfen daher derzeit die technischen Möglichkeiten, die Passage im digitalen Vertrieb mittels der originalen Tonspur zu überblenden.»

Hier finden sie das Video.

Zum Thema:
Antisemitismus auch vom Islam: «Juden sollen nicht mehr überall in Deutschland Kipa tragen»
«Wir doch nicht …»: Die Wiederbelebung des Antisemitismus
Steinmeier zu Antisemitismus: «Wegschauen ist keine Option»

Datum: 05.05.2020
Autor: Norbert Abt
Quelle: uebermedien.de

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