BVB-Trainer Klopp

«Genug Gründe, Gott im Minutentakt zu danken»

In Dortmund darf wieder geträumt werden. Während die Fans des Fussballbundesligisten Borussia Dortmund seit langem wieder einmal das Wort «Deutsche Meisterschaft» in den Mund nehmen können, stapelt deren Trainer Jürgen Klopp, der bekennender Christ ist, nach dem Gewinn der Herbstmeisterschaft am vergangenen Wochenende tief.
«Wir rechnen nicht, wir arbeiten», hatte sich Klopp am Sonntag nach dem Sieg in Nürnberg geäussert. Trotzdem ist der 43jährige in aller Munde und ein Medienstar. Die Tageszeitung «Die Welt» bezeichnet «Kloppo», wie er von den Fans liebevoll genannt wird, als «Wundertrainer, Menschenfänger und gläubigen Christen». Auch das Portrait des Fussball-Lehrers im aktuellen «Focus» zeigt, dass Klopp eine Hoffnung hat, die tiefer geht.

Christlicher Glaube als moralischer Leitfaden

In einem Zwiegespräch mit dem Mainzer Bischof Kardinal Lehmann legte Klopp schon vor mehreren Jahren, damals noch als Trainer des FSV Mainz, sein eigenes Glaubensleben freimütig offen. Darin bekannte Klopp nicht nur, dass der christliche Glaube «heute mein moralischer Leitfaden ist», sondern auch, dass das tägliche Gebet zu seinem Leben dazu gehöre.

Bestandteil seiner christlichen Einkehr sei auch der Satz «Vergib uns unsere Schuld, so vergeben auch wir unseren Schuldigern.» Positiver Nebeneffekt für Klopp aus diesem Gespräch: Der Kirchenmann Lehmann ist seither sein Ratgeber und christlicher Wegbegleiter. Der Kult-Trainer geniesst zudem gerne die Atmosphäre in Kirchen, obwohl er selbst eher selten Kirchgänger ist. «Glaube spielt sich bei mir im Kopf und im Herzen ab und ist nicht an Orte gebunden», sagte der Trainer einmal im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Abends nicht ohne

Sein öffentliches Credo schaffte es sogar im September 2008 in die «Bild»-Zeitung: «Auch wenn ich manchmal tagsüber so viel zu tun habe, dass ich beim Abendgebet einschlafe. Auf alle Fälle beende ich jeden Tag mit einem Gebet. Grundsätzlich gibt es in meinem Leben unglaublich viele Gründe, mich im Minutentakt bei Gott zu bedanken. Aber auch in Phasen, in denen es mir nicht immer so gut ging, war mein Glaube gleich stark.»

«Welt»-Kolumnist Udo Muras skizziert Klopp in seinem Beitrag als «schwäbisch sozialisiert und gläubig, evangelisch». Der Familienvater Klopp glaubt daran, «dass es nach dem Leben weitergeht». Und daran «dass wir uns alle irgendwann da oben vor der Tür wieder treffen und sagen: „Mein Gott deswegen haben wir so ein Theater gemacht.“» Was bei anderen peinlich klinge, «wirkt bei ihm sympathisch», schreibt Muras, der auch den positiven Ansatz von Klopp im Umgang mit Menschen hervorhebt.

Klopp steht nicht zur Diskussion

Der diplomierte Sportwissenschaftler wurde 2006 vom ZDF zum WM-Experten befördert und mit seiner lockeren Art der Moderation zum Liebling der Deutschen. Bei seinem ehemaligen Verein FSV Mainz 05, den er in die Bundesliga führte, geniesst Klopp schon seit Jahren - und noch immer – Kultstatus.
2008 wechselte er zum BVB und ist dort auf dem besten Weg, dies auch zu erreichen. Mit seiner sympathischen Art, so Muras, setze er die Gesetze des Marktes ausser Kraft. Wenn in anderen Vereinen der Trainer schon lange zur Diskussion stehe, sei dies in «Klopp»-Vereinen nicht der Fall.

Vom Interims- zum Erfolgstrainer

Jürgen Klopp wurde in dem kleinen Ort Glatten in der Nähe von Stuttgart geboren. Nach Stationen in seinem Heimatort, Pforzheim, Sindlingen und Frankfurt, wagte Klopp 1990 den Sprung ins Profigeschäft bei Mainz 05. Für den Verein bestritt er bis 2001 325 Zweitliga-Spiele und erzielte 52 Tore. Im Februar 2001 wurde Klopp zunächst Interimstrainer und sicherte «seinem» FSV den Klassenverbleib. Im dritten Anlauf gelang ihm 2004 sogar der Sprung ins Fussball-Oberhaus. Der Einzug mit dem FSV Mainz zwei Jahre später in den Europapokal war der bis dahin grösste Erfolg der Vereinsgeschichte. 2007 stieg Klopp mit Mainz wieder in die 2. Bundesliga ab.

Positives Naturell

Sein positives Naturell bewahrte Jürgen Klopp in der Vergangenheit nicht vor emotionalen Gefühlsausbrüchen am Spielfeldrand. Insgesamt musste er bei fünf Delikten Strafen im Gesamtwert von 39‘500 Euro bezahlen. Der Vertrag des 43jährigen in Dortmund läuft bis Sommer 2014.
Vielleicht kann der sympathische Trainer im kommenden Sommer seinen grössten Erfolg feiern. Und vielleicht können die Dortmunder Fans dann auch ihr Lieblingswort wieder mit Gewissheit in den Mund nehmen.

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Quelle: Pro

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