Es gibt ein Leben nach dem Rücktritt als Parteipräsident
Heiner Studer wird als Präsident der Evangelische Volkspartei (EVP) am Samstag abgelöst. Doch damit werden seine politischen Aktivitäten nicht beendet sein, wie er in einem Interview verrät.
Heiner Studer
Heiner Studer will zum Beispiel junge Leute beraten, die in die Politik einsteigen, wie er in einem Interview der Zeitschrift «Doppelpunkt» verrät: «Als ich mit der Politik angefangen habe, war ich gerade achtzehn Jahre alt. Der damalige EVP-Präsident Willy Sauser war gut vierzig Jahre älter als ich und schon lange im Nationalrat. Als junger Politiker wurde ich gut unterstützt und habe so viel Motivation bekommen ... Das gebe ich natürlich gerne weiter.»
Ausserdem wird Studer die Leitung des Trägervereins für die Erbschaftssteuer-Reform weiterführen und Mitglied im Zentralvorstand der EVP bleiben.
Zivildienstkonzept auf Studers Initiative
Studer ist überzeugt, dass auch eine kleine Partei wie die EVP auf Bundesebene etwas bewirken kann. Er verweist auf seine Motion, mit der er erreicht hat, dass die Gewissensprüfung für die Zulassung zum Zivildienst abgeschafft worden ist. Er ist sogar überzeugt, «dass es hier keine Mehrheit gegeben hätte, wenn die Motion von einer grossen Partei gekommen wäre.» Dann wäre die Frage nämlich zu einer parteipolitischen Auseinandersetzung geworden.
Lebensschutz ganzheitlich verstehen
Auch das Einstehen für christliche Werte habe in der Schweizer Politik nach wie vor Platz, so der zentrale biblische Wert Lebensschutz in allen Lebensphasen von der Zeugung bis zum Tod. Studer präzisiert: «Es geht dabei nicht nur um Abtreibung und Sterbehilfe, sondern auch um andere Themen, die Lebensschutz bedeuten. Dazu gehören Tempo-30-Zonen in Wohnquartieren mit Kindern, dazu gehört für mich auch, dass die Promillegrenze im Strassenverkehr tiefer als bei 0,5 liegen müsste, und dazu gehört auch, dass keine Waffen in Krisenregionen exportiert werden.»
Ganz zentral ist für Studer auch die Bewahrung der Schöpfung. «Die Erde ist eine Leihgabe, für die wir verantwortlich sind. Und bei jedem dieser Themen haben wir mit anderen Parteien Übereinstimmungen.»
Vorreiter beim Thema Umwelt
Im Bereich Lebensschutz sei die Gesellschaft in Europa liberaler geworden. Im Bereich Umwelt hingegen gebe es ein totales Umdenken. Hier hätten EVP-Politiker früh vorausgedacht: «Bereits Ende der fünfziger Jahre hat die EVP Vorstösse zu Themen wie Atommüll und Bleibenzin gemacht. Ende der fünfziger Jahre dachten viele darüber nur: Die spinnen doch.» Dennoch, so Studer: «Bei Themen, für die es noch kein starkes Bewusstsein in Politik und Gesellschaft gibt, ist es immer wichtig, sich nicht plakativ oder allzu vehement zu engagieren, sondern immer mehr Argumente zu bringen, warum man auch aus anderer Sicht zu der gleichen Folgerung wie die EVP kommen kann.»
Auf die Frage, was er am ersten Tag nach seinem Rücktritt tun werde, antwortet Studer lakonisch: «Da mein Rücktritt auf einen Samstag fällt, werde ich am Sonntag einen Gottesdienst besuchen.»