Mit den nationalen Wahlen vom 18. Oktober 2015 stellt sich erneut die die Frage: «Wie soll die Schweiz von morgen aussehen?». Nun dominieren zwei Themen die Diskussion um die Wahlen: Die Flüchtlinge und das Wirtschaftswachstum.
Bundeshaus Bern
Die Medien berichten täglich über die Flüchtlingsströme, und vielen von uns begegnen heute Eritreern und Syrern im täglichen Leben. Die Hauptsorge scheint aber nicht das Wohlergehen dieser Menschen zu sein, sondern wie wir uns gegen sie wehren können…
Nach dem «Frankenschock» hat die Schweiz eine Rezession erwartet, die nun aber kaum eintritt. Trotzdem sorgt die Angst vor Verlusten dafür, dass Kandidaten hauptsächlich auf ihre Wirtschaftsfreundlichkeit durchleuchtet werden. Allerdings wurde bereits in den letzten vier Jahren alles der Wirtschaftsförderung, also auf Reichtumsvermehrung untergeordnet. Sollen wir dem nun noch mehr opfern?
Ist das alles, wofür wir heute noch einstehen?
Markus Meury
Sind Abwehr der Fremden und Vermehrung des materiellen Reichtums das einzige, was uns noch wichtig ist? Wenn man die sinkenden Stimmbeteiligungen in den kantonalen Wahlen in Zürich, Baselland und Luzern ansieht, dann möchte man es meinen. Dass die Parteien, die nicht obige Themen in den Vordergrund schoben, weniger Wählende mobilisieren konnten, ist ein Zeichen dafür.
Wir Christen hätten doch andere Themen, die uns wichtig sind, wie zum Beispiel:
Eine Umwelt, die auch unsere Kinder noch über die Grösse Gottes staunen lässt
Eine massvolle Mobilität, in der die Städte nicht ersticken, und in der wir sicher leben können
Eine Wirtschaft und Gesellschaft, die nicht auf Kampf aller gegen alle und nicht auf Akkumulation durch Stress setzt, sondern Sicherheit und Zeit für Beziehungen lässt
Den Schutz des Sonntags als Gabe von Gott, damit wir durchschnaufen und Beziehungen pflegen können
Schulen und Spitäler, die mit genügend Mitteln ausgestattet allen gleich zugänglich sind
Gerechtigkeit mit unseren Mitmenschen im Süden, die sie vor Ausbeutung und Nahrungsmittelspekulation schützt, auch wenn unsere Wirtschaft damit weniger Gewinn macht.
Gehen wir wählen, wenn uns diese Themen auch wichtig sind!
Auf dem Spiel stehen zum Beispiel:
Der Sonntagsschutz
Die Energiewende
Die Umweltgesetzgebung
Das Mieterschutzgesetz
Die flankierenden Massnahmen zu den Bilateralen, die uns vor Hungerlöhnen schützen
und so weiter.
Oder wollen wir erst dann aufwachen, wenn wir all das nicht mehr haben? Mobilisieren wir unsere Freunde, wählen zu gehen!
Zum Autor
Markus Meury ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er ist Mitbegründer von und Publizist bei ChristNet. Von 1997-2013 war er Leiter StopArmut 2015 und Leiter eines Entwicklungshilfswerks in Genf. Seit 2014 ist Meury Mediensprecher bei einer NGO.