Kolumne von Sam Urech

Die Gier nach menschlicher Ehre

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Sam Urech (Bild: Sebastian Heeb)
Livenet-Kolumnist Sam Urech fände es toll, wenn man ihm pausenlos auf die Schulter klopfen würde. Aber nur, wenn Gott ihm zuvor Freiheit schenkt.

Kennen Sie die fünf Sprachen der Liebe? Sehr hilfreich für eine Partnerschaft, wenn beide wissen, welche «Liebessprache» dafür sorgt, dass man sich besonders geliebt fühlt.

Bei mir schlägt «Lob und Anerkennung» heftig obenaus. Der Ruhm meiner Frau ist menschlich das Bedeutendste, was mir passieren kann.

Ist sie von mir begeistert und berichtet mir oder anderen Menschen davon, bin ich glücklich. Ihr Lobesentzug wäre scheusslich.

Mehr Lob, bitte!

Aber mein Hunger nach Lob beschränkt sich leider nicht nur auf meine Frau. Am liebsten wäre mir, die ganze Welt würde mich rühmen. Da sie das aber nicht tut, frage ich mich, ob ich nicht mehr Lob verdient hätte?

Wenn andere innig gelobt werden, kommt unverfroren ein ungutes Gefühl bei mir hoch. Ist ja schon gut und recht, aber warum werde ich nicht so gelobt?

Erhalte ich dann tatsächlich ein Lob, passiert das: Ich nerve mich und denke, ach, viele andere hätten das schon längst sagen sollen. Warum haben sie es nicht? Und schon ist die Freude am Lob verpufft.

Ein Gift, das mich bremst

Glücklicherweise hat mich Gott schon weit aus diesem Lob-Sumpf herausgezogen. Und doch bleibt es meine Schwachstelle, wird es vielleicht noch lange bleiben.

Schwachstelle darum, weil ich glaube, die Lust daran, von Menschen geehrt zu werden, ist ein Gift, das Gott bekämpft. Es ist an sich nichts Teuflisches, wenn man Lob mag. Wird die Lust auf menschliche Ehre aber zum Fokus, bietet sie dem Teufel Angriffsfläche.

Dann wird Lob zur Droge, die einen Glücksrausch beschert und in der Leere danach mehr fordert. Mehr von was? Mehr von Gott? Nein, mehr von mir, meiner Selbstsucht, meinem Ego. Meine Identität als Kind Gottes weicht der Annahme, ich wäre nur wertvoll, wenn mich Menschen loben.

Etwas tun, was mehr Ehre bringt?

Als Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch werde ich oft kritisiert von Lesenden. Als mich mal wieder ein brutales Feedback ausknocken wollte, sagte ich Gott, ich hätte gerne mehr Lob. Und spielte mit dem Gedanken, lieber etwas machen zu wollen, was mehr Ehre einbringt.

Wie antwortet Gott auf so etwas? Bestimmt bei jedem anders. Dass er aber eine Lob-Schleuse öffnet und mir nur noch Ehre um die Ohren fliegt, wäre eher ungewöhnlich. Warum? Weil mich das kaum glücklich machen würde. Mehr Lob heilt nicht die Lob-Sucht, sondern stösst mich tiefer rein.

Nein, ich brauche mehr Freiheit, mehr Identität als Kind Gottes, mehr Nähe und Freundschaft zu ihm. In meinem Kopf ist mir das völlig klar. Leider kommen mir die 30 Zentimeter runter ins Herz aber oft vor wie eine Weltreise.

Eine Bitte frei

In dieser Gefühlslage nahm ich die Bibel und stiess aufs dritte Kapitel vom ersten Buch der Könige. Gerade verstarb König David, sein Sohn Salomo beerbt den Thron. Und dann wird es Nacht in Gibeon, Gott erscheint Salomo im Traum und sagt: «Bitte, was ich dir geben soll!»

Der schlafende Salomo sagt Gott, er sei doch noch ein junger Bursche, der eigentlich keine Ahnung habe. Da er aber von Gott auf den Thron gesetzt wurde, brauche er für diese Aufgabe ein verständiges Herz, damit er sein Volk richten könne und zwischen Gut und Böse unterscheiden möge.

Gott ist begeistert, antwortet ihm: «Du bittest nicht um ein langes Leben, um Reichtum oder um den Tod deiner Feinde. Nein, du willst ein verständiges Herz. Genau das werde ich dir geben.» Und zwar nicht zu knapp: Nie zuvor und niemals danach gibt es jemals wieder einen Menschen mit einem derart weisen Herz wie Salomo.

Salomo hatte einen anderen Fokus

Soweit, so gut. Und dann kommt Vers 13: «Dazu habe ich dir auch gegeben, was du nicht erbeten hast, Reichtum und Ehre, so dass deinesgleichen nicht sein soll unter den Königen dein ganzes Leben lang.»

Wow. Nebenbei gibt Gott dem Salomo auch noch Reichtum und Ehre? Salomo hat es gar nie erwähnt, er wollte nur den Auftrag als König und Richter super ausführen – und musste für diese Aufgabe zugerüstet werden. Alles andere interessierte ihn nicht.

Ja, Salomo kommt später ins Strudeln, zu diesem Zeitpunkt seines Lebens konnte Gott aber durch ihn wirken, weil er um ein Herz bat, das ihm hilft, seinen Auftrag zu erfüllen. Also nicht er stand im Fokus, sondern Gott. Nicht die Ehre, sondern Gottes Auftrag.

Ein neues Herz

Es gibt kaum etwas Kraftvolleres, als wenn uns Gott ein neues Herz schenkt. Kein Kampf mehr gegen Symptome, keine Selbstanklage beim Fall, sondern die Erneuerung von innen heraus. Gott hat dieses Herz Salomo im Traum geschenkt, weil er darum bat.

Genauso versuche ich seither zu antworten, wenn die Lüge hochkommt, mehr «Lob und Anerkennung» würden mich glücklicher machen. «Jesus, gib mir ein neues Herz! Ein Herz, das versteht, wer ich bin, wer du bist und was du von mir willst.»

Ich erlebe nicht, wie ich dann plötzlich von allen Seiten gelobt würde – ich erlebe, wie Gott mir die Lust auf menschliche Ehre nimmt. Wie befreiend und kraftvoll!

Falls Gott mal noch planen sollte, dass ich in meinem Leben innig gelobt würde, dann bitte nur in dieser Freiheit! Denn so ist «Lob und Anerkennung» eine wunderbare Liebessprache. Ansonsten ist sie die Sprache der Gier.

Zum Autor

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «ratsam». Er schreibt jeden Freitag auf Nau.ch seine Halleluja-Kolumne. Sollten Sie mit ihm Kontakt aufnehmen wollen, machen Sie das am besten via Facebook.

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Datum: 13.01.2021
Autor: Sam Urech
Quelle: Livenet

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