Gebet und Boogie-Woogie fürs Dorf

Es lohnt sich, in einer Gebetsgruppe für das eigene Dorf einzustehen, verspricht Hanspeter Nüesch, der Leiter von Campus für Christus Schweiz. Er selber geht für seine Ortschaft auf die Knie – oder spielt am Dorffest einen Boogie-Woogie.

„Suchet der Stadt Bestes“ – diese Bibelstelle wird oft zitiert. Praktizieren kann man sie auch übers Gebet für sein Dorf. Das habe an seinem Wohnort Boppelsen, Kanton Zürich, beispielsweise einiges bewirkt, versichert Hanspeter Nüesch, Ökonom und Leiter von Campus für Christus. Der Nutzen sei gross, und dieser geistliche Einsatz komme sowohl der eigenen Ortschaft wie auch den Beter selbst zugute.

Livenet.ch: Hanspeter Nüesch, seit 17 Jahren machen Sie bei der wöchentlichen Gebetsgruppe Ihres Dorfes mit. Wofür beten Sie?
Hanspeter Nüesch: Wir, das sind im Moment acht Männer aus zwei Dörfern, die aber zur selben Kirchgemeinde gehören. Zu Beginn lesen wir jeweils ein Bibelwort und tauschen kurz darüber aus. Dann beten wir für unsere eigenen Anliegen und für die unserer beiden Dörfer und des Tales. Ein besonderes Gewicht legen wir auf die Kirchen und Christen, die in unserem Tal aktiv sind. Wir beten, dass sie Salz und Licht sein können. Dann beten wir auch speziell für wichtige Entwicklungen und für Menschen in Not. Wir haben in diesen Jahren viele positive Auswirkungen miterleben dürfen. Nicht zuletzt sind wir alle noch aktiv mit Christus unterwegs. Ich weiss nicht, ob das der Fall wäre ohne die Gebetsgruppe, da einzelne durch sehr schwierige Zeiten gingen. Unter anderem waren zwei von uns für längere Zeit arbeitslos. Da hilft es, wenn man weiss, dass Geschwister mittragen.

«Positive Auswirkungen» – was ist geschehen, das ohne das Gebet nicht passiert wäre?
Das ist natürlich im Einzelfall schwer zu sagen. Gott kann auch Wunderbares tun, ohne dass jemand dafür betet. Auf jeden Fall ist eine erstaunliche Kongruenz festzustellen zwischen dem, wofür wir beteten, und dem, was in den letzten Jahren passiert ist. So ist aus einer verschlafenen, theologisch liberalen Kirchgemeinde eine Gemeinde entstanden, die eine Ausstrahlung über den Ort hinaus hat. Die Predigten sind erwecklicher geworden, es gibt Alphalive-Kurse, eine lebendige Sonntagsschule und eine wachsende Jugendarbeit. Dadurch haben zahlreiche Menschen zu einem lebendigen Glauben gefunden. Einige von ihnen haben auch öffentliche Ämter und damit Verantwortung für das Wohl unseres Tales übernommen. Die Jugendgruppe von Boppelsen erhielt letztes Jahr sogar einen speziellen Preis, weil sie sich für das Wohl und den Zusammenhalt des Dorfes starkgemacht hat. Auch die Chrischona-Freikirche eines Nachbardorfes ist in unserem Tal nun stärker präsent. Neue Leute fühlen sich echt wohl. Von Zeit zu Zeit bietet sie gemeinsam mit der reformierten Kirchgemeinde offene Jugendgottesdienste an. Sie werden gut besucht, auch von Eltern der Jugendlichen. Zweimal führten wir evangelistische Freiluft-Gottesdienste durch, bei denen auch die Katholiken mitmachten.

Wie reagiert die politische Gemeinde auf diese spirituelle Offensive? Wirkt das nach aussen nicht abgehoben?
Unsere Dorfzeitung hat schon mehrmals positiv über die christlichen Aktivitäten berichtet; über die Jugendgruppe, aber auch über den Alphalive-Kurs. Ich selber bin ja Mitglied der Chrischona-Gemeinde. Als ich mich in die evangelische Kirchenpflege wählen liess, machten sie auch ein ausführliches Interview mit mir, in dem ich unser christliches Anliegen gründlich erklären konnte. Wichtig ist mir, dass wir als ganz normale Menschen rüberkommen. So werde ich am nächsten Dorffest Boogie-Woogie spielen.

Zweimal fand ich mit meiner Familie in den letzten 10 Jahren Riesenpilze. Beide Male kamen die Fotos der Prachtexemplare in der Regionalzeitung. Daraufhin begleitete mich ein Journalist auf Pilzsuche und betitelte den Artikel anschliessend: „Mit Hanspeter Nüesch auf Pilz- und Sinnsuche“. Wir haben also auch über wesentlichere Dinge miteinander gesprochen als nur übers Pilzesammeln.

In der Zeitung des Christustags haben Sie zur Gründung solcher Dorfgebetsgruppen aufgerufen. In wie vielen Orten gibt es die inzwischen?
Das wüsste ich auch gerne ... Jedenfalls beten nun zahlreiche Fahnenträger des Christustags zusammen mit Freunden regelmässig für die Einwohner und Behörden ihrer politischen Gemeinden. Sehr erfreulich ist auch, dass es immer mehr übergemeindliche Gebetstreffen gibt. Gerade heute habe ich wieder von einem speziellen Gottesdienst für die Region erfahren, an dem die Fahnenträger und ihre Gebetspartner erzählten, was sie rund ums Gebet erleben. Sie wurden dann für ihren Dienst neu gesegnet. Ein wichtiges Datum in diesem Zusammenhang ist der 3. Dezember 2005. Wir wollen dann alle kantonalen und regionalen Koordinatoren und weitere Interessierte nach Olten einladen zum Gebet, Erfahrungsaustausch und zur gegenseitigen Ermutigung und Inspiration.

Gebetstreffen in Olten am 3. Dezember 2005:
nähere Infos über FahnenCT04@cfc.ch oder Tel. 044 274 84 41.
Diese Telefonnummer und E-Mailadresse werden durch „Campus für Christus“ betreut.

Artikel zum Thema:
Hanspeter Nüesch: „Auch meine Karrierepläne wurden in Frage gestellt“

Webseiten:
www.cfc.ch
www.boppelsen.ch

Datum: 11.08.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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