Singles in der Gemeinde

Vielleicht hast du einfach zu hohe Ansprüche!

In den Gemeinden gibt es viele junge, aber auch einige ältere Singles. Die meisten haben diesen Lebensstil nicht bewusst gewählt, sondern sind im Laufe ihres Lebens «reingerutscht». Oft sind gerade die Gemeinden nicht der Ort, wo Singles sich am besten aufgenommen fühlen. Aber Veränderung ist möglich. Die Autorin war ihr Leben lang Single und hat ein paar Ideen für Gemeinden und Singles.

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Barbara Rüegger
Als ich jung war, war immer klar für mich, dass ich einmal heiraten und vor allem, dass ich Kinder haben werde. Als junge Erwachsene lebte ich in einer grossen Wohngemeinschaft und war oft an Hochzeiten von jemandem aus der Gemeinschaft oder der Gemeinde. Immer dachte ich, dass ich wohl nun auch bald meinen Mann finden würden. Aber der Mann liess auf sich warten!

Die Sache mit den gutgemeinten Ratschlägen

Dann bekam ich alle möglichen, meist nicht sehr hilfreiche Ratschläge. Mal hiess es, dass ich zu viel für einen Mann beten würde, dann zu wenig oder nicht richtig. Einige meinten, dass  ich wohl mein Singlesein nicht annehmen könnte. Würde ich das tun, könnte Gott mir danach einen Mann schicken!

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Barbara Rüegger ist Zeit ihres Lebens single - und glücklich
Nun bin ich schon bald im Pensionsalter, geheiratet habe ich nie, mein Singlesein habe ich schon lange angenommen, bin damit zufrieden und sehe es als Teil meiner Berufung, und durch meine Arbeit unter Strassenkindern in Indien erfüllte sich das Jesaja-Wort, dass die Unfruchtbare mehr Kinder haben werde als die Verheiratete (Jesaja, Kapitel 54, Vers 1).

Kürzlich sprach mich eine junge Frau auf das Thema «Single» an, weil sie hören wollte, wie ich damit umgehe. Sie erzählte mir, dass Leute ihr sagen würden: «Du hast wohl einfach zu hohe Ansprüche, darum hast du noch keinen Freund!» Vor bald 30 Jahren habe ich ähnliche Aussprüche gehört. Darum hier ein paar Gedanken, wie Gemeinden Singles helfen können, aber auch was Singles selber tun können – nicht unbedingt, um einen Partner zu finden, sondern ein erfülltes Leben.

Tipps für die Gemeinden

Jesus war Single, und so war es Paulus, der im 1. Korinther, Kapitel 7, Vers 32 meint, dass Singles sich besser um die Dinge des Herrn kümmern können als die Verheirateten. Demzufolge ist es nicht nur biblisch, in einer Ehe zu leben, sondern auch als Single zu leben.
  • Manchmal geht es in einer Gemeinde einfach darum, dass die Singles neben all den Familien wahrgenommen werden. Und zwar nicht als zukünftig Verheiratete, sondern in ihrem gegenwärtigen Stand, egal ob der nur für ein paar Jahre oder bis ans Lebensende Bestand hält.
  • Wenn es in Gemeinden Gruppen für Männer oder Frauen gibt, können da auch Singles mitmachen ohne sich als Aussenseiter zu fühlen, es sei den, die Gespräche drehen sich nur um Ehe und Kinder!
  • Familien in der Gemeinde sind herausgefordert, Freundschaften auch mit Singles zu suchen und sie einzuladen; zu einem Essen, zu gemeinsamer Zeit, und wieso nicht einmal auch, um die Ferien gemeinsam zu verbringen.
  • Bei Familiengottesdiensten fühlen sich Singles oft ausgeschlossen, ein «Gottesdienst für alle», also für alle Kinder und Erwachsenen schliesst wirklich alle mit ein.
  • Manchmal geht es auch einfach darum, dass ungebetene Ratschläge oder Bemerkungen vermieden werden. Eine Bemerkung wie «Du hast wohl einfach zu hohe Ansprüche» verletzt und man könnte den Eindruck bekommen, dass der Sprecher bei seiner Partnerwahl einfach die Erstbeste genommen hat, was wohl kaum der Fall war.

Tipps für Singles

Zugegeben, Singles haben manchmal Herausforderungen, die Ehepaare nicht haben, und es braucht manchmal Kraft, diese immer wieder anzugehen. Aber wenn wir ehrlich sind, haben gerade Mütter mit Kleinkindern ein paar Herausforderung, welche Singles  nicht kennen...

  • Singles dürfen Wünsche haben und sie zu Gott bringen, aber die Antwort ihm überlassen. Vielleicht sieht sie anders aus, als wir es uns vorgestellt haben. Bei mir hat das zu einem sehr spannenden und abwechslungsreichen Leben geführt, das ich als Verheiratete so nicht hätte haben können.
  • Hilfreich ist auch, nicht alleine, sondern in einer Wohngemeinschaft zu leben. Das kann mit einer Person oder mehreren sein. Gemeinsame Essen und Abende helfen Singles, nicht in Einsamkeit zu versinken und helfen auch, Sozialkompetenz zu entwickeln.
  • «Hätte ich einen Partner, wüsste ich, mit wem ich die Ferien verbringen kann!» Das wird gerne als Ausrede gebraucht, und es mag ja auch teilweise stimmen. Als Single braucht es etwas mehr Planung, um jemanden oder eine Gruppe für gemeinsame Ferien zu finden. Manchmal kann es auch gut sein, den Mut aufzubringen, alleine wegzureisen.
  • Nicht jedermann kann 'Söhne' in Indien haben, aber in jeder Gemeinde gibt es Familien mit Kindern, die sich freuen, wenn jemand sich anbietet, einmal die Kinderbetreuung zu übernehmen oder ein Kind in den Zoo, ins Schwimmbad oder zu sonst zu einer Aktivität auszuführen. Persönlich habe ich es immer genossen, Zeit mit meinen drei Patenkindern zu verbringen, und sie genossen es, für ein paar Stunden die ganze Aufmerksamkeit eines Erwachsenen zu haben.
  • Wenn es hart ist, alleine zu sein, hilft es, wenn man sich entschliesst, für diesen Tag oder diese Woche das Singlesein dankbar anzunehmen – nicht für das ganze Leben! Am nächsten Tag entscheide ich mich dann wieder neu...

Zum Thema:
Leben im Überfluss: Glücklich single sein
Plötzlich Single: Vier Dinge, die durch eine Scheidung helfen können
Singles: «Ich bin Single – und nicht krank» 

Datum: 27.07.2019
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet

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