Digitales Bibellesen

Männer lesen mehr in der Bibel und behalten weniger davon

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Längst ist es üblich, zum Bibellesen kein dickes schwarzes Buch mehr zu öffnen, sondern eine App auf dem Handy. Doch welche Folgen hat das für Leserinnen und Leser? Eine Studie aus den USA hat das Phänomen untersucht und kommt zu interessanten Ergebnissen.

John Dyer vom Dallas Theological Seminary in den USA untersuchte die Gewohnheiten und Ergebnisse von Menschen beim Bibellesen. Dabei verglich er Leserinnen und Leser von gedruckten Bibelausgaben mit denen von elektronischen Versionen. Die international prominenteste dabei ist die «YouVersion», die bisher weltweit fast 400 Millionen mal heruntergeladen wurde.

Männer sind anders, Frauen auch

Eigentlich hatte Dyer nicht mit Unterschieden zwischen Männern und Frauen gerechnet. Seine Studie zeigt allerdings deutlich, dass Männer lieber digital lesen als Frauen. Einen Bibelleseplan in einer App arbeiten sie wahrscheinlicher durch als Frauen. Und wenn Frauen bei der guten alten Bibel aus Papier bleiben, kommen sie mit ihrem Bibelleseplan deutlich schneller voran als bei einer digitalen Ausgabe. Dyers Ergebnisse unterstreichen damit deutlich, dass das Medium nicht neutral ist. Die Leserinnen und Leser haben zwar eine Bibel vor sich, sehen sie aber als Buch bzw. als Smartphone. Und Jungen bzw. Männer haben im Schnitt eine deutlich höhere Affinität zu elektronischen Medien als Mädchen und Frauen. Diese punkten allerdings deutlich bei ihrem besseren inhaltlichen Verständnis.

Zwischen ermutigt und verwirrt

Für seine Studie bat Dyer die Teilnehmenden, den Judasbrief im Buch oder am Smartphone durchzulesen und einige Fragen dazu zu beantworten. Dasselbe sollten sie mit einem zehntägigen Leseplan fürs Johannesevangelium machen. Am Schluss gab es eine Auswertung. Die drei häufigsten Empfindungen der Teilnehmenden waren: «ermutigt», «entmutigt» und «verwirrt». Und Dyer unterstreicht, dass digitale Nutzerinnen und Nutzer «sich mit doppelter Wahrscheinlichkeit verwirrt fühlten». Viele gaben an, dass sie den Text am liebsten noch einmal lesen würden.

Das Medium spielt doch eine Rolle

Eigentlich kommen die elektronischen Medien den christlichen Ansprüchen an eine tägliche Bibellese stark entgegen. Man kann sich zum Beispiel daran erinnern lassen und bekommt seinen Fortschritt angezeigt. Doch wer die App tatsächlich nutzte, entdeckte auch Probleme dabei. Das US-Magazin «Christianity Today» zitiert eine Untersuchungsteilnehmerin: «Beim Lesen am Smartphone fühlte ich mich weniger beteiligt als beim Lesen der gedruckten Bibel. Es fühlte sich mehr an wie das Überfliegen einer E-Mail, um sie anschliessend zu erledigen, und nicht wie das Studieren von Gottes Wort. Die elektronische Erinnerung mag ich allerdings.»

Zwei Drittel der Probanten gaben anschliessend an, dass sie zum Studieren der Bibel oder zum Lesen längerer Abschnitte auf die Papierausgabe zurückgreifen würden. Für eine kurze Andachtszeit oder eine Wortsuche wollten 45 bzw. 39 Prozent dagegen lieber die elektronische Bibel verwenden. Insgesamt legen die Studienergebnisse einen sehr pragmatischen Umgang mit der Bibel nahe: Man liest die Art von Bibel, die gerade verfügbar ist oder sinnvoll scheint (die Abendandacht mit Kindern lesen fast alle in der gedruckten Bibel). Tatsächlich greifen Männer häufiger zu elektronischen Medien – allerdings zum Teil auf Kosten eines nicht so guten Überblicks.

Dyer hält fest: «Gedruckte und digitale Bibeln werden üblicherweise als Gegensätze verstanden, aber die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ihre Beziehung viel komplexer ist. Das Bibellesen ist heute eher ein multimediales Ereignis, bei dem Leserinnen und Leser eine Kombination aus Druck, Bildschirm und Audiokomponenten aussuchen – je nachdem, wofür sie sie benötigen.»

Zum Thema:
Studie belegt Aussage der Bibel: Neuroökonomen: Grosszügigkeit macht Menschen glücklicher
Pew-Studie: Amerika: Atheisten wissen mehr über Religion als Christen
Wissenschaft bestätigt Bibelvers. Wer gerne gibt, lebt gesünder und länger

Datum: 25.09.2019
Autor: Hauke Burgarth / Rebecca Randall
Quelle: Livenet / Christianity Today

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