Ein Tabu brechen

«Porno-frei»: Wege aus der Pornosucht

In diesen Wochen finden gleich drei Veranstaltungen über die Wege aus der Pornosucht statt. Die grösste ist die «Porno-frei»-Konferenz in Aarau. Es gelte, ein Tabu zu brechen, betonen die Organisatoren der Veranstaltung.

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vl: Ernst und Barbara Laubscher, Tinu Rienzler
«In unseren Gemeinden sitzen reihenweise Männer und Frauen, die mit ihren eigenen von Scham geprägten Geschichten kämpfen. Durch unsere Offenheit merken sie, dass sie damit nicht alleine sind und dass es Hoffnung auf ein Leben ohne Pornografie gibt.» So beschreibt Barbara Laubscher (40) von «Love Is More» ihre Motivation, als Referentin in Sachen Pornografie unterwegs zu sein. Manchmal tritt sie zusammen mit ihrem Mann Ernst auf. Die beiden hatten selber erlebt, wie zerstörerisch Pornografie wirkt: «Wo die Pornografie herrscht, ist nicht nur die Sexualität in Gefangenschaft, sondern sie zieht einen ganzen 'Rattenschwanz' an vernichtenden Gedanken mit sich und zerstört Beziehungen, Ehen und Familien.»

Das Verborgene ans Licht bringen

Auf den gegenseitigen Umgang der Ehepartner mit der Pornoabhängigkeit angesprochen, meint sie: «Indem wir uns jeweils vor dem anderen outeten und einander Vergebung zusprachen, kam Licht in unsere Ehe. Aber den steinigen Weg in die Freiheit ging jeder mit Gott und Freunden alleine.» Barbara Laubscher empfiehlt es nicht, dass der eigene Ehepartner als Rechenschaftspartner dient. Diese Rolle können Selbsthilfegruppen einnehmen. «Love Is More» betreut mittlerweile fünf Gruppen in der Schweiz.

«Die Gruppe als solche generiert noch keine Freiheit. Sie ist vielmehr ein möglicher Weg für Betroffene, sich und ihre Bedürfnisse und Emotionen besser kennen und verstehen zu lernen», erklärt Tinu Riezler (34), Leiter des Ressorts Selbsthilfegruppen bei «Love Is More» ihren Stellenwert. «Dabei dient die Selbsthilfegruppe als Ort zur regelmässigen Rechenschaft der Teilnehmenden. Hier verliert das Geschehene seine Macht und kann nicht weiter im Verborgenen existieren.» Das sei ein Schlüssel zur Freisetzung, ersetze aber keine Therapie und Seelsorge. «Gemeinsam erarbeiten die Betroffenen konkrete Strategien für den Umgang mit Herausforderungen in ihrem Alltag.» Auch persönliche Neuausrichtung auf dem Weg von der eigenen Begrenztheit hin zu der freimachenden Gnade von Jesus Christus sei möglich.

Den langen Weg mitgehen

Aus der Erfahrung von Tinu Riezler, der am Theologischen Seminar St. Chrischona Theologie studiert hat, ist für die Leitung einer Gruppe die innere Einstellung wichtiger als eine spezielle Ausbildung. Die entscheidende Frage sei: «Bin ich bereit, eine Handvoll Betroffener auf ihrem Weg in die Freiheit zu begleiten, auch wenn dies ein langer Weg werden könnte?» Es sei aber von Vorteil, wenn die entsprechende Person bereits den Weg des Ausstiegs zurückgelegt habe.

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Livia Buchs
«Viele Menschen denken bei Pornografie an ein Männerproblem», beobachtet Livia Buchs (20). Sie spricht von ihrer Erfahrung im Rahmen des Projekts «Scham-los» der Gemeinde für Christus GfC. Sie habe sich als Frau oft alleingelassen gefühlt und gedacht, sie sei «eine Ausnahme». Mehrere Versuche habe sie aus eigener Kraft unternommen, um von der Pornosucht frei zu werden. «Doch leider ohne bleibenden Erfolg.» Dass sie mittlerweile von der Sucht befreit ist, führt sie auf ihre veränderte Beziehung zu Jesus zurück. Sie empfiehlt, für diesen Weg Seelsorge in Anspruch zu nehmen. Auch Livia Buchs ist überzeugt, dass eine «Rechenschaftsbeziehung» mit einer Bezugsperson hilfreich sein kann.

Inhalte werden härter

Zahlen zur Pornografiesucht in der Schweiz findet man nicht. Der Fachverband Sucht schrieb 2016 im Bericht «Onlinesucht in der Schweiz» über die besorgniserregende Entwicklung: «Pornografie wird nicht nur zeitlich mehr konsumiert, auch die Inhalte verändern sich und werden härter.»

Konferenz «Porno-frei»

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Psychotherapeutin Tabea Freitag (Bild: zVg)
Elf Workshops rund um Pornosucht und deren Überwindung werden an der Konferenz «Porno-frei» vom 23. November in Aarau angeboten. Die beiden Hauptvorträge hält die Psychologin Tabea Freitag aus Hannover. Sie ist Autorin des Buches «Fit for Love? Praxisbuch zur Prävention von Internet-Pornografie-Konsum» ­(Verlag return). Zur Trägerschaft der Konferenz gehören:

  • Verein Livenet - Träger der Homepage www.porno-frei.ch
  • Escape.jetzt - Christian Jungo bietet ein Seminarheft, Schulungen und Coaching zur Überwindung von ­Pornosucht an: www.escape.jetzt
  • Jugend-frei - bietet Pornosucht Schulungen an für Jugendleiter und Jugendleiterinnen im kirchlichen ­Umfeld, damit Jugendliche in die Freiheit von Pornosucht begleitet werden können: www.jugend-frei.ch
  • liberty4you - Beratung und Seminare von Rolf und Ria Rietmann: www.liberty4you.ch
  • Love Is More - Begleitung, Vorträge und Selbsthilfegruppen: www.safersurfing.org/loveismore
  • Moser & Company - Coaching: www.mosercompany.ch
  • Stiftung Impuls für xungs Läbe - Männergruppe in Dürrenroth BE zur Überwindung von Pornosucht: www.xungslaebe.ch
Kurzinterview zur Porno-frei.ch Konferenz:

Datum: 07.11.2019
Autor: David Gysel
Quelle: idea Schweiz

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