Während Jahren lebte Rachid seinen Glauben im Versteckten. Mittlerweile berichtet der Nordafrikaner offen über seinen christlichen Glauben im Internet. Er sagt: «Wir sind Marokkaner, keine Aliens.»
Rachid lebt als Christ in Marokko.
Rachid (42) stammt aus der Küstenstadt Agadir, nahe Marrakesch. Der fünffache Familienvater wurde in den 90er-Jahren Christ. Jahrelang lebte er seinen Glauben im Versteckten. Nun tut er seine Glaubensüberzeugungen auch öffentlich kund und nutzt das Internet, um «das reale Christentum» zu vermitteln.
Falsche Bilder entlarvt
«Zuerst verspottete ich diesen Glauben, wie viele andere Marokkaner auch, hauptsächlich weil ich aus einer sehr islamischen Sufi-Familie stammte. Doch als ich zwölf Jahre alt war, begann mich das Christentum zu interessieren.» Er hörte sich ein Programm von Radio Monte Carlo an. Dort sprach einer der Redner Darija, also maghrebinisches Arabisch. Das gefiel ihm.
«Später entdeckte ich das Evangelium in arabischer Sprache und das gab
mir die Gelegenheit, falsche Ideen, die ich über das Christentum hatte,
abzulegen. Ich verstand, dass es eine Religion der Liebe, des Friedens
und der Bescheidenheit ist, entgegen all dem, was ich früher davon
vermittelt erhielt.»
Frieden gefunden, Job verloren
Nachdem sein Glaubenswechsel bekannt wurde, verlor Rachid seinen Job. «Ich arbeite jetzt als Freelancer.» Viele Menschen in seiner Heimat kennen ihn, «es ist nicht so einfach, einen stabilen Job zu erhalten, selbst nach so vielen Jahren nicht».
Dies sei auch für seine Familie schwierig gewesen, «da ich aus einem sehr religiösen Kontext stamme. Mein Vater war ein wohlbekannter islamischer Rechtswissenschaftler in der Region. Und seine Reaktion auf meinen Glaubenswechsel war so, wie es zu erwarten war. Doch nun komme ich – Gott sei dank – gut mit meinen Eltern aus, auch wenn die Spannungen noch da sind.»
Nicht isoliert
Mit Petitionen setzen sich Rachid und andere Christen dafür ein, dass Christen in Marokko nach christlichen Traditionen heiraten können, dass christliche Beerdigungen möglich sind und dass es erlaubt wird, christliche Namen zu tragen. Dabei kam es zu einem Treffen mit der nationalen Kommission für Menschenrechte, dessen Verlauf Rachid als ermutigend erlebte.
«Weihnachten feierte ich mit meinen Brüdern und Schwestern. Wir trafen uns in Häusern, um gemeinsam zu reden, zu essen, zu beten und eine gute Zeit zu verbringen.»
«Die Behörden respektieren mich sehr»
«Wir sind keine Aliens, wir sind Marokkaner, aber anders als die Mehrheit, wenn es um den Glauben geht. Die Leute denken zum Beispiel, wir würden Alkohol trinken.» Doch das stimme nicht.
Sein Einvernehmen mit den Behörden seiner Heimatstadt Agadir sei exzellent. «Sie respektieren mich sehr. Sie fragen mich von Zeit zu Zeit, wie es mir geht und kümmern sich um meine Sicherheit. Es gibt eine Vertrauensbasis zwischen uns. In Marokko kommen die Probleme nicht so stark von der Regierung, sondern aus der Gesellschaft.»