70 Jahre nach Unabhängigkeit

In Nordkorea fehlt Religionsfreiheit immer noch

Am 9. September 1948 rief Nordkorea seine Unabhängigkeit aus. Der diktatorisch regierte Staat führt den Weltverfolgungsindex von Open Doors seit 16 Jahren an. Gegenwärtig werden rund 200'000 politische und religiöse Gefangene in mehreren – auf Google Earth erkennbaren – Gefangenenlagern festgehalten.

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In dem Land wird ein Klima des Misstrauens geschaffen – damit selbst Kinder ihre Eltern anzeigen, wenn diese Kritik am Regime äussern sollten.
Nordkorea liegt mit dem Personenkult um die «Kim-Dynastie» seit dem Jahr 2002 auf Platz 1 des Weltverfolgungsindex von Open Doors. Schätzungen gehen davon aus, dass von den rund 200'000 politischen und religiösen Gefangenen etwa 70'000 einzig wegen ihres christlichen Glaubens einsitzen. Etwa 300'000 Christen leben ihren Glauben versteckt im Untergrund.

Hea Woo, eine nordkoreanische Christin, hat die Schrecken öffentlich gemacht, die sie in zehn verschiedenen Gefängnissen erlebt hat, bevor sie aus dem Land fliehen konnte.

«Hölle auf Erden»

Hea Woo beschreibt die nordkoreanischen Gefangenenlager als «Hölle auf Erden». Immer wieder starben Menschen, deren Körper oft vor einem Krematorium gestapelt wurden, das zu klein war, um sie als Ganzes hineinzuschieben. Deshalb mussten sie und andere Gefangene die Leiber in kleinere Stücke hacken.

In einem Gefängnis lebte sie mit 50 anderen Häftlingen in einer Zelle. Als Toilette diente «nur ein Loch im Boden». «Die Leute litten unter Kopfschmerzen wegen des Geruchs und oft wurden wir krank. Es gab viele Ratten.» Ihr Mann starb hinter Gittern.

Nach ihrer Entlassung gelang ihr die Flucht nach China, heute lebt sie in Südkorea.

«Nicht an echtem Frieden interessiert»

Die internationalen Verhandlungen von Kim Jong-un sehen nordkoreanische Flüchtlinge als Beschwichtigungstaktik, nicht als echte Friedensbemühungen oder gar das Gewähren von mehr Freiheiten. «Der wahre Frieden muss mit der Freiheit des Glaubens und der freien Meinungsäusserung für das nordkoreanische Volk einhergehen», sagt der nach England geflohene Nordkoreaner John Choi.

«Der Friedensprozess muss dem Wohlergehen aller 80 Millionen Koreaner Vorrang einräumen.» Und an einem solchen Frieden sei Kim gar nicht interessiert. Es sei nicht seine Absicht, die Kontrolle über das Land aufzugeben. «Er braucht aber ausländische Investitionen, deshalb verfolgt er diese Beschwichtigungs-Politik.»

Diesmal kann niemand sagen, er hätte es nicht gewusst

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Das nordkoreanische Internierungslager in Pukchang ist auf Googel Earth sichtbar.
Choi weiter: «Im 20. Jahrhundert sahen wir Hitlers Lager und Maos Gulags. Im 21. Jahrhundert wissen wir, dass über 200'000 Gefangene in den Lagern Nordkoreas festgehalten werden. Und solange Christen eine Bibel nicht frei in den Händen halten können, gibt es keine Freiheit.»

Nordkorea verbietet jede andere Form der Religion ausserhalb der Staatsideologie. Seit drei Generationen wird das Volk dazu gezwungen, die machthabende Kim-Familie zu verehren. Aufgrund der permanenten Indoktrinierung, die das gesamte Land durchdringt, sind Nachbarn und Familienmitglieder sehr wachsam und melden alles Verdächtige den Behörden. Insbesondere Kinder können durch diese Indoktrinierung so stark beeinflusst werden, dass sie ihre eigenen Eltern in dem Glauben, etwas Gutes zu tun, anzeigen. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Eltern dazu, ihren Kindern nicht von ihrem christlichen Glauben zu erzählen.

Die wenigen Kirchen, die Besuchern in der Hauptstadt Pjöngjang gezeigt werden, dienen lediglich Propaganda-Zwecken.

Ideologisch indoktriniert

Jeder Bürger muss an wöchentlichen Treffen teilnehmen, bei denen alle Bürger jeder Altersklasse ideologisch geschult und indoktriniert werden. Auch die Teilnahme an Sitzungen, in denen Selbstkritik geübt werden muss, ist Pflicht. Es ist keinem Nordkoreaner erlaubt, abweichende Ideen zu entwickeln, seien sie religiöser oder anderer Natur.

Das strenge System gesellschaftlicher Kontrolle führt zu einem hohen Mass an Selbstzensur und Selbstkontrolle bezüglich dessen, was man sagt und zu wem; selbst in den privatesten und familiären Beziehungen. Ein Sprichwort aus Nordkorea fasst dieses Misstrauen in der Gesellschaft zusammen: «Wo zwei oder drei zusammenkommen – da ist einer ein Spion.»

Zum Thema:
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Datum: 07.09.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Open Doors

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