Kindersoldaten: ohne Aussichten und ohne Alternativen
Warum erlauben immer noch 67 Länder auf der
Welt den Einsatz von Kindern als Soldaten und Kämpfer? Ein neuer Report von
World Vision analysiert eine oft vergessene Tragik.
Lily, ehemalige Kindersoldatin, kann jetzt einen Beruf in einem spezialisierten Zentrum lernen.
Zehntausende von Kindern
werden in der Welt als Soldaten und Kämpfer rekrutiert – als Ergebnis von
Armut, Kidnapping, Erpressung und bewaffneten Konflikten. «Es ist ein
verstörendes Panorama», erklärt Javier Ruiz, Direktor von World Vision in
Spanien. «Die Regierungen von 67 Ländern erlauben noch die Rekrutierung von
Kindern als Soldaten. Die schlimmsten Fälle finden wir in 18 Ländern, wo Kinder
in Konflikten rekrutiert und benutzt oder nicht davor geschützt werden, dass
paramilitärische Gruppen sie einsetzen»
Tragische Schicksale
Grafik: Verbreitung von Kindersoldaten
Die Studie von World
Vision wurde in der Zentralafrikanischen Republik und in Kolumbien angefertigt und
versucht, aufzuzeigen, wie in bewaffneten Konflikten verhindert werden kann,
dass Kinder als Soldaten eingesetzt werden.
Der Report erzählt
Geschichten wie die von Owo, dessen Enkel mit 12 Jahren von einer bewaffneten
Gruppe im Südsudan rekrutiert wurde. Oder von Kingjula, der sich einer
bewaffneten Gruppe in Nigeria anschloss, weil er keine andere Möglichkeit sah,
seine Mutter und seine Geschwister zu unterstützen.
Lily erzählt, dass sie
mit 16 Jahren von einer bewaffneten Gruppe gekidnappt wurde: «Wir wurden
gezwungen, zu stehlen und Menschen zu töten.» Sie konnte nach einigen Monaten
entkommen und lernt heute in einem Zentrum, das World Vision für ehemalige
Kindersoldaten eingerichtet hat, einen Beruf.
«Es ist alarmierend,
dass wir in einer Welt leben, wo Kinder es als Kämpfer in einer bewaffneten
Gruppe als den einzigen Weg in die Zukunft ansehen», sagt Ruiz. «Diese Kinder
werden unsichtbar und total vernachlässigt. Aber es muss nicht so sein», fügt er
hinzu.
Was kann man tun?
Kindersoldaten
Der Report eröffnet
«praktische und machbare Lösungen in der Hoffnung, dass wir zusammen das Übel
der Rekrutierung von Kindersoldaten beenden können». Mehr Finanzen und vor allem
mehr Aufmerksamkeit der Medien sind nötig, um das Problem anzupacken. «Hunderttausende
von Kindern werden jedes Jahr zu bewaffneten Kampfhandlungen gezwungen. Es ist
wichtiger als je, zu wissen, wo sie sind und wie sie rekrutiert werden, warum
sie keine andere Option sehen und wie wir diese verheerende Gewalt gegen
Kinder beenden können», sagt Ruiz.
World Vision hat im
letzten Jahr in Zusammenarbeit mit örtlichen Organisationen über 10'000 Kindern
geholfen, wieder Fuss zu fassen, nachdem sie bewaffnete Gruppen verlassen
haben.