Christen im Westjordanland

Zwischen Bedrängnis und Zuversicht

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Aboud ist einer der ältesten christlichen Orte in Palästina.
In den von der Palästinensischen Befreiungs-Organisation PLO «selbstverwalteten» Teilen des Westjordanlandes verschlimmert sich die Lage der Christen. Innerhalb kurzer Zeit sind drei Angriffe auf christliche Gemeinden und ihre Kirchen verübt worden.

Aboud in der Nähe von Ramallah ist einer der ältesten christlichen Orte in Palästina. Aramäische Inschriften belegen das schon für das Frühchristentum, dann kamen Griechisch-Orthodoxe und im Mittelalter die Kreuzfahrer. Sie haben in Aboud eine katholische Marien-Gemeinde hinterlassen. Im 19. Jahrhundert gewann der Schweizer Samuel Gobat wie anderswo auch in Aboud Orthodoxe für die Reformation und erbaute ihnen eine Kirche. Diese wurde Ende April ausgeplündert.

Polizei sucht nicht nach Kirchenverwüstern

Dabei wurden wertvolles Eigentum, vor allem Altargerät, silberne Kerzenständer und Messingsleuchter weggeschleppt, Bibeln und Gesangbücher besudelt und zerrissen. Alles spricht für ein islamistisches Hassverbrechen. Die palästinensische Polizei fahndet aber bis heute nicht nach den Kirchenschändern. Solche haben auch in Betlehem schon zum sechsten Mal in diesem Jahr die nach Libanons Nationalpatron Scharbel Machluf benannte Maronitenkirche heimgesucht. Auch diese werden von der Autonomie-Polizei nicht gesucht.

Schöne Worte – böse Taten

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Mahmud Abbas
Dabei hatte sich der «Präsident» von Arabisch-Palästina, Mahmud Abbas, an Weihnachten 2018 persönlich zur Wiedereröffnung dieser Kirche eingefunden, die niedergebrannt worden war. Er wünschte dem Gotteshaus fortan «ungestörten Bestand». Wie krass im Autonomie-Gebiet schönen Worten schlimme Taten folgen, zeigte gerade jetzt wieder die Christenverfolgung im sonst malerischen Jifna. Dort waren es sogar bewaffnete Fatah-Aktivisten, die in Pensionen, Läden und Häuser von Christen eindrangen, sie misshandelten und von ihnen die islamische Sondersteuer für Nicht-Muslime eintrieben. So eine «Jiziya» wurde bisher nur von der IS-Terrormiliz in Syrien und dem Irak erzwungen.

Christen verlassen das Land Jesu

Laut einer neuen Statistik des Muslimisch-Christlichen Rats in Jerusalem soll mittlerweile nur noch ein Prozent der Bevölkerung im Autonomiegebiet christlich sein. Zehntausende Christen haben es wegen religiöser Verfolgung bereits verlassen und sind ins Ausland abgewandert. Viele junge christliche Frauen werden angegriffen, ausserdem Landbesitz von Christen in grossem Stil beschlagnahmt. Einst zählten die Christen in den Palästinensergebieten eine ansehnliche Gemeinde, heute gibt es dort nur noch 45'000. Davon wohnen 4'000 in Jerusalem, etwa 1'000 Christen leben in Gaza.

Ausnahmen ausgerechnet bei der Hamas

Doch gib es wenigstens Ausnahmen: Die auf der Westbank «durch die Bank» ausufernde christenfeindlichen Mentalität ist eine Folge der Islamisierung bei den früher arabisch nationalen und religiös indifferenten Fatah-Palästinensern. Diese Richtung gibt in den autonomen PLO-Gebieten politisch den Ton an. Die sonst erklärt islamistische Hamas hingegen erweist den Christen mehr Entgegenkommen. Musterbeispiel ist ihre Hochburg im Westjordanland, die Stadt Azzun. Dort wurde bei Kommunalwahlen die christliche Lehrerin Afaf Schatara zur Vizebürgermeisterin gewählt. Auch aus dem ganz von Hamas beherrschten Gazastreifen werden keine Ausschreitungen gegen die dortigen Christen berichtet.

Evangelium schenkt Zuversicht

Um das Verhältnis von Muslimen und Christen zu verbessern hat der Genfer Weltkirchenrat schon 2002 in den von Israel verwalteten arabischen Gebieten ein «Ökumenisches Beistandsprogramm» (EAPPI) ins Leben gerufen. Dessen Teams vor Ort bestätigen auch heute, dass Palästinas Christen auf die Botschaft des Evangeliums vertrauen. Sie sind und bleiben ein wichtiges Element für das Gleichgewicht, die Offenheit und friedliches Zusammenleben an einem der nahöstlichen Krisenherde.  In der neuen Bedrängnis sind sie erst recht aufgerufen, ihrem Glauben an den einen Gott und an Jesus treu zu bleiben, die sich in diesem Land geoffenbart haben. Das ist ihre gerade jetzt wieder so schwierige, doch hoffnungsvolle Mission.

Zum Thema:
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Datum: 17.06.2019
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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