In diesen Stunden marschieren
russische Truppen in die Ukraine ein. Ich kann die Aggression nicht fassen!
Erst grad war Krimea dran, jetzt signifikante Teile der Ukraine. Echt jetzt,
Putin? Ein Kommentar von Paul Bruderer.
Mir ist bewusst, dass die
Meinungen im Westen auseinandergehen, was hier abgeht und wer diesen Krieg
wirklich schürt. Klar scheint mir auch, wer der Befehlshaber ist und wer es
ist, der die Truppen in Bewegung setzt. Und das ist nicht Joe Biden.
Während die zahnlosen westlichen Leiter die Lage öffentlich
kommentieren und Sanktionen austarieren, die ihre eigenen Interessen nicht zu
sehr gefährden, sind die Menschen vor Ort in Angst und Schrecken. Ich war vor
wenigen Jahren zu Besuch in Charkow, der zweitgrössten Stadt der Ukraine, die
nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt. Ich habe eine grosse
christliche Gemeinde besucht. Russlandtreue Milizen trieben weiter südlich ihr
Unwesen. Im Gottesdienst kam ein junger Mann zu mir, der am nächsten Tag in die
ukrainische Armee einrücken musste, um im Kriegsgebiet zu dienen. Er zitterte
wie Espenlaub. Ich werde nie vergessen, wie er an Ort und Stelle Jesus Christus
in sein Leben eingeladen hat.
Anerkennung ist «verstörendes
Signal»
Das war alles vor dieser aktuellen, massiven Eskalation. Wie
viel mehr müssen die Menschen jetzt Angst haben! In der Nacht auf Dienstag (22. Februar),
wenige Stunden nachdem Putin zwei Regionen der Ukraine als unabhängige
Staatsgebiete anerkannt hat, hat der Jugendpastor der Gemeinde, die ich besucht
habe, mir geschrieben. Anton ist kürzlich nach Atlanta, USA umgezogen, um dort
als Pastor zu arbeiten. Er hat viel Kontakt mit den Menschen vor Ort in
Charkow:
«Die Frage, die mir in den letzten Wochen am meisten gestellt wurde, hat mit der Situation in der Ukraine zu tun an der russischen Grenze.
Vergangenen November haben die Russen ihre Truppen an der Grenze mobilisiert und
haben mit der Invasion der Ukraine gedroht. Seither wächst die Spannung. Gerade
vor einigen Stunden hat Russland die Unabhängigkeit von zwei östlichen
quasi-Staaten anerkannt, die 2014 mit Hilfe der russischen Armee gebildet
wurden. Diese Anerkennung der Unabhängigkeit ist ein äusserst verstörendes
Signal. Russland übt auf aggressive Weise Druck auf den Westen aus, um zu verhindern,
dass die Ukraine Teil der NATO wird.
Religionsfreiheit ist Russland ein Dorn im Auge
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat die Ukraine eine grosse
Religionsfreiheit genossen – so gross wie kein anderes Land in der Region.
Dadurch haben die christlichen Gemeinden grosses Wachstum erlebt. Russland
hingegen versucht seit einiger Zeit das Evangelisieren zu regulieren und
bremsen und übt Druck auf protestantische Kirchen aus, indem es ein negatives
Bild von ihnen in den Medien präsentiert. Eine Invasion Russlands in die
Ukraine würde nicht nur die Autonomie des Landes gefährden, sondern auch die
Religionsfreiheit und Verbreitung des Evangeliums.
Gebet für den Feind
Ich werde oft gefragt, wie man für die Ukraine beten kann. Zuerst sollen wir
für Frieden beten, weil einen Einsatz der Armee viele Leben kosten wird. Beten
wir auch für Frieden in den Herzen und Gedanken der Menschen, weil es so
einfach ist, der Panik und Angst freien Lauf zu geben. Wir müssen auch für das
Herz von Herrn Putin beten. Die Bibel sagt, dass Gott das Herz des Königs in
seiner Hand hält und wir glauben, dass Gott die Entschlüsse von Herrn Putin
verändern kann.»
Ich bin beeindruckt, dass Anton’s Anliegen sofort auf die Frage
des Glaubens geht. Nebst physischen Frieden will er Religionsfreiheit, damit
die Gemeinden ungehindert von Jesus Christus reden können. Von dieser klaren
Sicht, was wichtig ist, könnten westliche Kirchen sich ein Stück abschneiden.
Zum Glauben gehört auch das Gebet für den Feind. Anton hat möglicherweise den
Aufruf zur Feindesliebe vor Augen, wenn er um Gebet für Herrn Putin bittet. Ich
danke allen Lesern, wenn ihr die Anliegen von Anton mit ihr eure Gebete
schliesst!
Datum:
22.02.2022 Autor: Paul Bruderer Quelle: Livenet
Kommentare
Submitted by Piit on 23. Februar 2022 - 8:55.
Ich habe die Rede Putins gelesen und empfehle das allen, die sich nicht nur von einer Seite informieren wollen. Wenn nur die Hälfte stimmt, was Putin sagt, tragen die Ukraine und die USA einen grossen Teil der Verantwortung für die Eskalation. Beten wir für die Entscheidungsträger und seien wir vorsichtig bei Schuldzuweisungen.
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