Der Aufruf eines evangelikalen Leiters aus den USA, für Putin zu beten, löste Empörung und einen
Shitstorm bei vielen Gutmeinenden aus. Wieso eigentlich? Was ist falsch daran,
gerade jetzt für Wladimir Putin zu beten?
Ganz ehrlich: Was löst «Beten Sie für Putin» in Ihnen
aus? Wut? Zorn? Unverständnis? Oder
zähneknirschende Zustimmung?
Die (für viele monströse) Aufforderung «Pray for Putin» kann uns helfen, zu
unterscheiden, was landläufiges «Beten» und was Beten im christlichen Sinn
ist. «Pray for (the Ukraine, the World, Peace, Palästina, Charlie Hebdo, for me
oder was auch immer)» heisst im allgemein-kulturellen Sprachgebrauch: «Wünsche
ihnen Gutes». Darum «beten» die Leute für alles Mögliche und all diejenigen, denen sie
jetzt Gutes wünschen (meistens, weil es ihnen schlecht geht). Solche Leute
regen sich natürlich auf, wenn man aufruft, für den globalen Bösewicht Putin zu
beten. Soll es dem auch noch gut gehen?
Beten ist etwas anderes
Christliches Beten ist etwas anderes bzw. viel, viel mehr.
Es ist mehr als ein frommer Wunsch. Es schliesst «Gutes wünschen» im vollen
Sinne ein, ist aber in erster Linie «mit dem lebendigen Gott über jemanden
reden». Beten bedeutet, «jemanden (oder eine Situation) ins Scheinwerferlicht
Gottes zu stellen». Gott an etwas oder jemanden erinnern. Vor Gott liegen, ihn
bestürmen und ihm in den Ohren liegen wie eine Witwe, die nicht aufhört zu
bitten, bis sie erhört und von ihrem Unterdrücker befreit wird (nachzulesen in Matthäus, Kapitel 18, Verse 1-8)
Zum anderen hat Jesus (den viele Leute ansonsten ziemlich gut finden)
gesagt, dass man für seine Gegner beten soll, die segnen soll, die einem
fluchen, und seine Feinde lieben soll. Der TV-Film «Honecker und der Pastor»
zeigt auf beeindruckende Weise, wie das aussehen kann (Tipp: sehr
empfehlenswert!). Das ist natürlich nicht einfach, aber es heisst zumindest: Christliches Beten schliesst Feinde, Gegner und unangenehme Menschen nicht aus,
sondern ein.
Drittens: Wenn Beten bedeutet, «jemanden ins Scheinwerferlicht
Gottes stellen», dann sollten wir unseren Verstand brauchen und für die beten,
die die Macht haben. Und dann gibt es im Moment kaum ein «strategischeres» und
wichtigeres Gebetsziel als Wladimir Putin. Sie müssen dabei den Tyrannen im
Kreml nicht gern haben – aber ihn in die Aufmerksamkeit Gottes stellen. «Gott,
gehe mit ihm um, wie du es für richtig hältst. Gott, beschäftige dich mit ihm.
Gott, pack ihn an!»
Wie geht Gott mit
Tyrannen um?
In der Bibel gibt es einige Berichte, wie Gott mit Tyrannen
umgeht; der Pharao muss – trotz allen Widerstands – schlussendlich dem Volk
Israel die Freiheit geben, verliert einen Teil seines Volkes und am Ende sein
Leben. Der Tyrann Nebukadnezar wurde zeitweise wahnsinnig; in einem Heer, das
gegen Israel heraufzog, gab es über Nacht einmal 180'000 Tote, andere wurden
mit Blindheit geschlagen.
Klar, das waren alles Gegner des Volkes Israel. Und man muss
ehrlich sagen: Vielen Tyrannen in der Geschichte, von Alexander dem Grossen bis
zu Stalin, Mao und Hitler, hat Gott (scheinbar) nichts entgegengesetzt. Es
lässt sich kein Muster erkennen. Gott ist Gott und nicht berechenbar. Und klar
– die Ukraine ist nicht das Volk Israel.
Aber die Tatsache bleibt: Gott hört immer das Schreien der
Unterdrückten, egal wo sie sind. Gebet kommt bei Gott an. Gemeinsames Gebet und
Eins-Werden «Im Namen Jesu», das heisst «als wenn Jesus es beten würde», erst recht.
Da liegt ein grosses Versprechen Gottes drauf.
Darum: Beten Sie für den einsamen Mann im Kreml, der so viel Macht hat
und sie so grausam missbraucht. Stellen sie ihn ins Licht Gottes. Beten Sie,
dass Gott sich mit Putin beschäftigt. Segnen Sie ihn – und überlassen Sie Gott,
auf welche Art er das tut. Am Schluss werden wir uns wundern.
Datum:
24.03.2022 Autor: Reinhold Scharnowski Quelle: Jesus.ch
Kommentare
Submitted by Piit on 13. April 2022 - 12:26.
Die drei Punkte über die Bedeutung des christlichen Betens finde ich gut. Was ich nicht so toll finde, dass Scharnowski das westliche Narrativ überhaupt nicht infrage stellt. Da würde ich ihm etwas Zurückhaltung und Demut wünschen. Tatsache ist, dass wir nicht wirklich viel über Putin wissen. Wenn uns die Medien und die Politik jemanden zu hassen heissen, sollten wir zuerst mal fragen: Warum? Nicht dass wir uns vor einen Wagen spannen lassen, der andere Interessen vertritt als unsere eigenen. Vertritt Scharnowski einen 'positiven Rassismus', wenn er sagt 'Und klar – die Ukraine ist nicht das Volk Israel.'. Gott macht gemäss NT keinen Unterschied zwischen Juden und anderen Menschen.
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