Gewalt gegen Christen

Pfarrer spricht von «iranischen Verhältnissen» in Flüchtlingsunterkünften

Die Gewalt gegen christliche Flüchtlinge in deutschen Asylheimen nimmt zu. Manchmal greifen sogar muslimische Mitarbeiter des Wachschutzes Christen an, die sich vom Islam abgewandt hatten. Das berichtet der Berliner Pfarrer Gottfried Martens von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), der sich intensiv um Flüchtlinge kümmert.

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Gottfried Martens
Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea nannte er konkrete Vorfälle. So hätten Ende November fünf muslimische Sicherheitsmitarbeiter in einer Unterkunft in Berlin-Dahlem zwei Iraner verprügelt, als sie in deren Zimmer ein Neues Testament entdeckten. Sie hätten die Christen beschimpft, dass die Bibel Sünde sei, dann an die Wand gedrückt und getreten. Laut Martens ist es für eine bessere Verständigung mit Flüchtlingen zwar sinnvoll, im Wachschutz auch arabischsprachige Mitarbeiter zu beschäftigen, «aber mit der gegenwärtigen Praxis, weitgehend ohne Prüfung arabischsprachige Wachschützer für die Asylheime anzustellen, holt man sich serienweise radikale Muslime in die Unterkünfte.»

«Wir haben in den deutschen Unterkünften iranische Verhältnisse»

Der Pfarrer schilderte ferner den Fall eines jungen Iraners, der ihm eine 30 Zentimeter lange Wunde auf dem Rücken gezeigt habe. Der Mann sei im Schlaf in seiner Unterkunft von einem radikalen Muslim überfallen worden. Der Angreifer habe die Bibel des Christen zerrissen und ihn mit einem Messer schwer verletzt. Ein anderer Iraner habe durch eine Attacke Blessuren am Hals und im Gesicht erlitten. Eine Iranerin habe berichtet, dass sie aus Angst vor Angriffen in ihrer Unterkunft immer ein Kopftuch trage, um nicht als Christin erkannt zu werden. Martens: «Christen müssen sich in den Heimen verstecken. Diese Menschen sind wegen ihres Glaubens geflohen. Hier sind sie aber genauso gefährdet. Wir haben in den deutschen Unterkünften iranische Verhältnisse.»

«Gestandene Männer flehen mich an, sie rauszuholen»

Aus Angst seien die Christen oft nicht bereit, eine Anzeige zu erstatten. Sie befürchteten, in den Heimen dann noch schwerer misshandelt oder gar ermordet zu werden. Das wiederum sei ein Problem, weil die Polizei ohne Anzeige keine Grundlage habe, um tätig zu werden. Mittlerweile kommen laut Martens knapp 1'000 iranische und afghanische Flüchtlinge in seine Gemeinde im Berliner Stadtteil Steglitz. Im Taufunterricht, der Anfang Dezember begonnen hat, habe er 270 Teilnehmer. Die meisten von ihnen hätten grosse Angst, in ihre Unterkünfte zu gehen: «Gestandene Männer stehen zitternd vor mir und flehen mich an, sie dort rauszuholen.»

Der Seelsorger sprach sich erneut dafür aus, Christen und Muslime getrennt unterzubringen: «Solange dies nicht der Fall ist, werden sich Christen in vielen Fällen öffentlich zu den Übergriffen und Bedrohungen in den Heimen nicht äussern.» Trotz dieser Situation müsse er alle zwei bis drei Wochen weitere 100 Neue Testamente auf Persisch bestellen. Martens: «Sie werden uns aus den Händen gerissen. Und dabei riskieren die, die eine Bibel mit ins Asylheim mitnehmen, ihr Leben.»

Zum Thema:
Umgang mit Gewalt: Nach dem Streit: Gelebte Versöhnung im Flüchtlingslager
Gewalt unter Flüchtlingen: Experten fordern eine Trennung von Christen und Muslimen

Datum: 11.12.2015
Quelle: idea / Livenet

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