Evang. Kirche Mitteldeutschland

Bitte um Vergebung für Versagen in der DDR

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM)* hat «Irrwege, Unrecht, Verrat und Versagen der Kirchen und ihrer Verantwortungsträger in der Zeit zwischen 1945 und 1989» eingestanden.

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Vertreter der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland baten um Vergebung wegen ihres Versagens in der DDR.
«Wir bitten Gott und die Menschen, die durch die Kirchen und ihre Mitarbeitenden geschädigt wurden, um Vergebung», heisst es in einer Erklärung des Landeskirchenrates, die am Buss- und Bettag, während eines Gottesdienstes zu Beginn der Synode in Erfurt verlesen wurde.

«Staatlichem Druck oft nicht standgehalten»

Zwar seien die Machthaber in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR damit gescheitert, den christlichen Glauben zu beseitigen oder das kirchliche Leben ihren Zielen vollständig zu unterwerfen. Auch hätten viele Christen widerstanden, sich nicht erpressen oder locken lassen. In der Erklärung heisst es dann aber: «Wir haben staatlichem Druck zu oft nicht standgehalten.» Auch sei Unrecht oft nicht deutlich genug widersprochen worden.

Als Beispiele führt die Erklärung «zu geringe Unterstützung» für Enteignete, Zwangsausgesiedelte und die politischen Gefangenen in der DDR an. Beklagt wird, dass «Pfarrer und kirchliche Mitarbeitende mit staatlichen Stellen konspiriert, Vertrauen verletzt und Anderen Schaden zugefügt haben und dass wir unsere Verflochtenheit in diese Schuld bis heute nicht bekennen».

Für Heilung und Versöhnung einsetzen

Zum Ende des Papieres werden «die immer noch gestörten Beziehungen in unserer Gesellschaft und die Verletzungen 27 Jahre nach dem Ende der DDR» konstatiert. Vor diesem Hintergrund wolle die Kirche «das uns Mögliche für eine Heilung der Erinnerung und für Versöhnung tun».

Abschliessend heisst es: «Wir vertrauen darauf, dass wir mit diesem Bekenntnis unserer Schuld durch Gottes Verheissung frei werden, heute und hier als Kirche Jesu Christi Verantwortung für unsere eigene Geschichte und die Folgen unseres Handelns wahrzunehmen.»

*Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist eine von 20 Gliedkirchen (Landeskirchen) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Landeskirchenamt befindet sich in Erfurt, der Sitz des Landesbischofs ist Magdeburg. Die EKM wurde am 1. Januar 2009 durch Vereinigung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen gebildet.

Diese Landeskirche ist Mitglied der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Die EKM hat rund 750'000 Gemeindeglieder in 1922 Kirchengemeinden und verfügt über 4'031 Kirchen und Kapellen. Damit hat die EKM die meisten Gotteshäuser aller Landeskirchen in Deutschland.

Zum Thema:
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Datum: 28.11.2017
Autor: Willy Gautschi
Quelle: Livenet / EMK / mdr

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