Pastor Chrischona Gränichen

Philipp Rüdiger: «Christsein bewusst in der Welt leben»

Von den jungen, wuseligen «Ameisli» bis zu den Lebenserfahrenen finden alle Raum in der Chrischona Gränichen. Zudem stehen die Räume auch Menschen offen, die nicht zur Gemeinde gehören. Wichtig sei: «Unser Christsein bewusst in der Welt leben», sagt Philipp Rüdiger im Interview mit Livenet.

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Philipp Rüdiger, Pastor der Chrischona Gränichen
Livenet: Philipp Rüdiger, in Ihrer Gemeinde laden Sie am Samstagabend zu «Meadow» und am Donnerstag zum «Forum5», was sind das für Programmpunkte und was geschieht da?
Philipp Rüdiger: «Meadow» und «Forum» sind ganz unterschiedliche Formate, beziehungsweise Anlässe. Das «Meadow» richtet sich an Jugendliche und ist ihre «geistliche Weide». Sie treffen sich ein- bis zweimal im Monat. «Foren» dagegen finden nur ungefähr fünfmal im Jahr statt und dienen dazu, generationenübergreifend unsere Gemeinde-Vision konkret werden zu lassen und umzusetzen. Man könnte ein Forum auch als «informelle Gemeindeversammlung» bezeichnen und es dient zur konkret-persönlichen Identifikation. Die Gemeindeleitung erhält dabei auch indirekt eine Rückmeldung über die konkrete Strategieumsetzung grundsätzlich, sowie das Tempo davon. Aus diesen Treffen sind einige spür- und sichtbare Veränderungen hervorgegangen. Dieses Instrument zur praktisch-konkreten Gemeindegestaltung ist für mich nicht mehr wegzudenken.

Sie laden auch zum «Goldnachmittag» – was erwartet die Besucher da?
Der «Goldnachmittag» findet monatlich statt und ist ein Gefäss für Leute ab 60 Jahren. Sie alle bringen Erlebnisse und Lebenserfahrung mit, also ihr Gold des Lebens. Am Goldnachmittag steht das Altsein nicht als ein Makel da, wie das unsere Gesellschaft vermittelt, wo jung, schön, reich und sportlich als Ideal gepriesen wird. Im Gegenteil: das Alt- und Erfahrensein ist ein Reichtum für unsere Gegenwart und Zukunft.

Welche Erfahrungen machen Sie mit diesen Angeboten?
Für mich als Pastor sind alle – nicht nur die hier erwähnten – Anlässe konkret wesentlich und wichtig. Entscheidend ist aber, dass sie nicht gegeneinander ausgespielt werden. Im Wesen sind sie unterschiedlich: Da werden Erfahrene oder Junge angesprochen, Kinder oder Ältere. Das Miteinander ermutigt und das Licht von Gott fällt dabei in die konkrete Lebenssituation.
Die Foren stechen für mich als Gesamtverantwortlicher da schon heraus, weil sie generationsübergreifend sind und Absprache sowie direkt-konkrete Gemeindegestaltung zur Folge haben. Dort können Kröpfe geleert und Unwohlsein benannt werden. Dort beten wir miteinander für unsere Herausforderungen als Gemeinde.

Was sind die Schwerpunkte Ihrer Gemeinde?
Wir sind eine persönliche Mehr-Generationen-Gemeinde-Familie. Deshalb können und wollen wir nicht durch viele Aktionsprogrammen vom Auftrag Jesu Christi ablenken, Salz und Licht in dieser Welt zu sein. Unsere Vision und Absicht lautet: «Wir wollen Menschen unserer Zeit nach dem Willen Gottes dienen.» Das tun wir durch eine motivierende und ermutigende Jugendarbeit und dadurch, dass wir Gottesdienst nicht nur feiern, sondern auch leben. Das bedeutet: Wir wollen unseren Mitmenschen so begegnen, wie Jesus Christus ihnen begegnet: Nicht mit Erwartung oder Forderung, sondern freundlich und als solche, die zum praktischen Leben und Gottvertrauen ermutigen. Unser Schwerpunkt lautet also ganz einfach: Unser Christsein bewusst in dieser Welt leben.

Welche Momente bewegen Sie besonders in Ihrer Arbeit?
Ganz besonders bewegend ist für mich, wenn Menschen Gottes Handeln an sich selbst bemerken – wenn Sie entdecken, was Gott für sie schon getan hat oder was er am Tun ist. Wir durften mehrfach erleben, dass Gott uns Menschen buchstäblich «aus dem Nichts» in die Gemeinde gestellt hat und diese dann punktgenau zur rechten Zeit da waren und uns als Gemeinde zur Weiterentwicklung wesentlich geprägt haben. Das sind die angenehmen Seiten. Aber es gibt auch die anderen, wo Leute plötzlich nicht mehr da sind oder Wünsche sich nicht erfüllen und Fragen offen bleiben.

Was macht Ihnen am meisten Freude an Ihrer Gemeinde?

Ich freue mich sehr an gelungenen Gottesdiensten, speziell an guter allianzmässiger oder ökumenischer Zusammenarbeit. Dass unser Jugendgottesdienst eigentlich eine übergemeindliche Zusammenarbeit ist, obwohl es bei uns keine Jugendallianz gibt und niemand davon spricht; das ist schon speziell. Aber die allergrösste Freude habe ich, wenn Menschen das ultimative Gott-Vertrauen entdecken und dafür ihre Komfortzone verlassen, weil der neubelebende Gottesgeist ihr Lebenssegel füllt, ohne dass sie aufgeblasen werden. Wenn altgediente Christen neue Kraft, Hoffnung und neuen Glauben erfahren, wie das in Jesaja Kapitel 40, Vers 31 steht, dann ist das schon speziell...

Zum Thema:
Chrischona-Konferenz: «Wie werde ich Kulturarchitekt meiner Gemeinde?»
Trotz «hartem Boden»: Über Beziehungen Schritt für Schritt ein Drogenquartier verändern

Datum: 27.12.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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