Weckruf durch Covid

Vertrauen Sie Ihren Leitern?

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Friedel Zwahlen (Bild: zVg)
Während das Thema Covid für manche bereits der Vergangenheit angehört, wollen andere das Passierte aufarbeiten und für die Zukunft lernen. Friedel Zwahlen aus Wetzikon ruft zu neuem Vertrauen zu unseren geistlichen Leitern auf.

Seit 30 Jahren ist Friedel Zwahlen aus Wetzikon ein leidenschaftlicher Pastor. Als kritisch denkender Mensch blickt er auf die vergangenen zwei Jahre zurück, spricht dabei aber nicht über politische, wissenschaftliche oder gesellschaftliche Belange, sondern darüber, wie sich die Kirche für die nächste Krise rüsten kann.

Eine Bilanz der letzten zwei Jahre

«Während der Pandemie habe ich alles gesehen. Streitereien bis zu Handgreiflichkeiten. Ich habe aber auch Gemeinden gesehen, die locker durch die Zeit gingen, weil sie einen ganz anderen Fokus hatten.» Das Beobachten von Gemeinden und Leitern führte bei Friedel zu wertvollen Erkenntnissen.

«Während der Covid-Zeit zeigte sich, dass die Kirchen schlecht gerüstet sind, weil sie sich zu stark von Nachrichten leiten lassen.» Auch die prophetischen Worte über Viren und den Verlauf der Pandemie erachtet Friedel als wenig hilfreich. Eine besondere Betonung legt er auf das Vertrauen, welches, anstatt den lokalen Leitern, irgendwelchen Rednern auf YouTube geschenkt wird. «Wenn Christen ihren Leitern nicht vertrauen, kommen irgendwelche Pastoren, Bibellehrer oder Propheten, die irgendetwas erzählen und mit aktuellen Ereignissen verknüpfen. Das scheint attraktiv, auch wenn es zuweilen abstrus ist. Wer nicht gelernt hat, den eigenen Leitern zu vertrauen, ist anfällig, diesen Menschen zu folgen.»

Ein Weckruf und eine Chance

Das mangelnde Vertrauen Gemeindeleitern (Gemeindeleitung) gegenüber sei ein Weckruf, gleichzeitig aber auch eine Chance, um uns für die Zukunft zu wappnen. «Grundsätzlich haben wir es als Kirche nicht gut gemacht in der Pandemie», hält Friedel fest, betont dabei aber auch gute Beispiele, die uns als Vorbilder dienen.

Jemand sagte vor langer Zeit über die Kirche: «Wir sind die Antwort auf gesellschaftliche, wie auch wirtschaftliche Probleme.» Das blieb bei Friedel hängen. Wie aber soll die Gemeinde einer von Krise geschüttelten Gesellschaft begegnen, wenn sie selbst uneins und verstritten ist? Und wie können wir uns engagieren, wenn wir den eigenen Leitern nicht zu folgen bereit sind?

Friedel hat Leiter von Kirchen beobachtet, die gut durch die Krise hindurchgegangen sind. «Sie sind fähig, Menschen so zu führen, dass diese merken: Er nimmt mich mit.» Es sind Gemeinden, in denen es zwar verschiedene Meinungen gibt, diese aber einem höheren, gemeinsamen Ziel untergeordnet werden.

Was macht einen starken Leiter aus?

«Leiter wird man nicht durch Anstellung oder Titel, das hat viel mit Persönlichkeit zu tun.» Um einem Leiter zu vertrauen, müssen wir diesen persönlich kennen. «Dann gilt es, dem eigenen Leiter zu folgen, auch wenn uns eine Botschaft aus Amerika attraktiver erscheint.» Friedel ist überzeugt, dass die Kirche neu lernen muss, denen Vertrauen auszusprechen, die sie kennen und mit denen sie jahrein, jahraus unterwegs sind. «Wenn wir denen folgen, die lauter schreien und deren Botschaft spektakulärer ist, haben wir ein riesiges Problem.»

Auch Leiter müssen lernen, wie sie das Vertrauen der Leute gewinnen können. «Bei uns in der Schweiz herrscht oft eine Angst vor starken Leitern. Dabei soll ein starker Leiter der Diener aller sein.» Friedel beschreibt die Grundhaltung starker geistlicher Leiter: «Sie würden alles geben, damit es dir gut geht.» Ein starker Leiter hat nie die Haltung: «Ich bin Leiter, du musst nun machen, was ich dir sage.» Es ist keine Stärke, wenn Leiter zwar Führen, nicht aber Dienen wollen. Letztlich gewinne Integrität und eine dienende Haltung Vertrauen.

Wenn Leiter anderer Ansicht sind

«Ich habe gelernt, dass es meine Leiter auch dann gut mit mir meinen, wenn sie nicht meiner Meinung sind. Wenn ich meine Leiter kenne und sie sogar Freunde nennen kann, fällt es mir leicht mit ihnen den Weg zu gehen.» Friedel plädiert stark dafür, Leitern einen Vertrauensvorschuss zu geben. «Oft zeigt sich erst im Nachhinein, ob der eingeschlagene Weg der richtige war. Vielleicht müssen wir später sagen, dass wir es besser oder anders hätten machen müssen. Trotzdem ist es wichtig, den Weg gemeinsam zu gehen.»

Die Kirche muss anders sein als Gesellschaft und Politik

«Die Mentalität in der Kirche muss anders sein als die, welche wir in Politik und Gesellschaft sehen. Dazu gehört, dass wir unseren Leitern nicht vertrauen.» Opposition ist im Trend und das Gegenüber wird mit Argumenten niedergemacht. «Putin sagt, dass Demokratie eine schwache Regierungsform ist. Ohne ein gemeinsames Ziel wird Demokratie tatsächlich kraftlos und zerstört sich am Ende selbst.» Für Friedel ist klar: «Demokratie ohne Grundwerte ist eine verlorene Geschichte.» In der Kirche soll es darum gehen, ohne Zwang und aus freien Stücken den Leitern zu folgen.

Vertrauen ist die Lösung. «Und hier müssen wir ein sehr grosses Lernfeld öffnen. Wir müssen Lernen, unseren Leitern zu vertrauen. Das wird der Schlüssel für die Gemeinde der Zukunft sein. Egal, ob es eine kleine oder grosse Gemeinde ist: Vertrauen ist zentral.» Die Antwort auf die vergangene Krise sieht Friedel darin, «dass Gott neue und verantwortungsvolle Leiter erwecken wird, wie auch eine ihren Leiter folgende Gemeinde. Denn es werden noch verrücktere Zeiten auf uns zukommen.»

Zum Thema:
Rick Warren: «Covid zeigt fundamentale Schwäche vieler Kirchen»
Nachgeschlagen: Sechs Impulse für das Vertrauen
Online-Kommunikation: Praktische Tipps für Kirchen und Leiter

Datum: 18.05.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

Kommentare

Da mögen ja kluge Wahrheiten drin stecken, aber mir fehlt die Hauptsache: folgen wir JESUS und der BIBEL gemäss unserem GEWISSEN! Kadavergehorsam nach jesuitischem Vorbild finde ich unbiblisch, denn wir alle haben EINEN MEISTER, und sind untereinander Brüder. Natürlich gibt es auch heute biblische Leiter, doch manchmal kommt es mir vor, dass viele nicht biblisch begründete Entscheidungen getroffen haben, sondern pragmatisch und oberflächlich. In allem ist für mich ist entscheidend, WIE wir miteinander umgehen, gerade auch bei unterschiedlichen Positionen: begegnen wir uns in der Liebe Jesu. Das heisst: den Kontakt suchen/ nicht abbrechen lassen, zuhören, klare Aussagen, stehen lassen.

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