In Israel heiraten Christinnen immer öfter Muslime

Jerusalem. Der Exodus der Christen aus dem Heiligen Land zwingt zurückbleibende christliche Frauen, muslimische Männer zu heiraten, und fast immer sind auch die Frauen selbst gezwungen, ihren Glauben aufzugeben.

Das beklagte Pater Artemio Vitores. Im Nahen Osten sei die Ehe das höchste Ideal für eine Frau, und da entscheide sich so manch eine Frau für einen muslimischen Ehemann und somit gegen die Ausübung des eigenen Glaubens oder gar für die Aufgabe des eigenen Glaubens.

Nach islamisch-hadditischer Tradition ist es einem Christen nicht erlaubt eine Muslimin zu heiraten, es sei denn, er tritt zum Islam über. Ein Muslim jedoch kann wohl eine Christin heiraten, denn der Koran erlaubt die Heirat mit "Frauen des Buches" (Buchreligionen Judentum und Christentum). "die islamische Tradition betrachtet es sogar als »löblich«, wenn ein Muslim eine Christin heiratet", so Pater Vitores.

"Der Grund ist leicht einzusehen: Der Mann schafft es immer irgend wie, ob im Guten oder im Bösen, dass die Frau zum Islam übertritt, wodurch er sich einen Verdienst vor Gott erwirbt". "Auf jeden Fall sind die Kinder aus einer solchen Ehe immer muslimisch.

In Bethlehem beispeilsweise haben sechs christliche Frauen Muslime geheiratet. Das bedeutet, dass die Kinder keine Christen sein werden. Einer Studie der franziskanischen Pfarrer von Bethlehem zufolge gibt es normalerweise jährliche etwa 120 Taufen (mehr oder weniger 60 Jungen und 60 Mädchen). Von den Jungen bleiben dann nur 25 bis 30 in Bethlehem und heiraten auch dort, die anderen wandern aus. Das bedeutet das von den 60 Mädchen nur ungefähr 15 einen christlichen Mann heiraten können und die anderen eben auf die Verehelichung warten müssen, mit wem auch immer. Diese Statistiken können in etwa auch auf andere christliche Dörfer und Gegenden angewendet werden, so Pater Vitores.

Ein weiteres Eheproblem, so der Franziskaner, sei der Mangel finanzieller Mittel. "Ein junger Mann hat hier heutzutage sehr wenige Möglichkeiten, zu heiraten, da ihm die elementare Grundlage fehlt, nämlich Heim und Arbeit. Die muslimischen Familien, die gewöhnlich sehr kinderreich sind, tun alles, um ihren Kindern im heiratsfähigen Alter wenigstens zu einem Heim zu verhelfen. Das ist bei den Christen nicht so, die sind da nicht so solidarisch". Daher haben die Franziskaner Hausbauprojekte für christliche Familien in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten ins Leben gerufen.

Datum: 17.03.2003
Quelle: Zenit

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