Neue Studie

Das Christentum floriert in Europa

Die Regierungschefs, insbesondere von Osteuropa bis nach China, waren sich einig: «Gott ist tot!». Inzwischen ist der Eiserne Vorhang beiseitegeschoben, die Sowjetunion zerfallen und die Kulturrevolution überstanden. Nun zeigt eine neue Recherche des «Pew Research Center», dass namentlich in diesen Gegenden Gott zum Thema geworden ist.

Zoom
Ein Gottesdienst in einer Freikirche
«Das Christentum in Zentral- und Osteuropa wächst und gedeiht ein Vierteljahrhundert nach dem Zerfall der Sowjetunion und den atheistischen Regimes», lässt das «Pew Research Center» verlauten.

Das renommierte Institut streicht heraus, dass – ungeachtet dessen, dass Gläubige früher in diesen von Atheisten regierten kommunistischen Ländern unterdrückt worden waren und keine Religionsfreiheit herrschte – heute grosse Mehrheiten sagen würden, dass sie an einen Gott glauben; viele darunter in katholischen und orthodoxen Kirchen.

«Echt» gleich «christlich»

In manchen Ländern gelte das Christentum mittlerweile sogar als prägender Teil der Staatszugehörigkeit. Das Online-Magazin «Premier» nennt als Beispiele die Russische Republik und Polen: «Dort sagt eine Mehrheit, dass orthodox oder katholisch zu sein wichtig ist, um als 'echter Russe' oder 'echter Pole' zu gelten.»

Das ist dicke Post für jene Atheisten und Kommunisten, welche Gott vor etwas mehr als einem Vierteljahrhundert für tot erklärten, wenn für eine Mehrheit der Bevölkerung die Nennung Gottes heute als Merkmal der Landeszugehörigkeit gilt.

Der Osten erwacht

Die Studie fügt zudem an, dass die Verbindlichkeit nicht übertrieben hoch ist: Unter den Orthodoxen würden pro Sonntag zehn Prozent wöchentlich in die Kirche gehen – bei 150 Millionen Mitgliedern, gemäss der russischen Nachrichtenagentur «Interfax», wären das aber immerhin 15 Millionen pro Sonntag. Seit dem Niedergang der UdSSR wurden 30'000 Kirchen (wieder)eröffnet, von 2009 bis 2016 nicht weniger als 5000.

Zählten sich 1991 37 Prozent der Russen und 39 Prozent der Ukrainer zu den Orthodoxen, so waren es 2015 bereits 71 Prozent der Russen und 78 Prozent der Ukrainer.

Gleiches gilt für China zu vermelden. Dort wächst die Nachfrage nach Religion ebenfalls erheblich. Es wachsen insbesondere die protestantischen Hausgemeinden.

Zum Thema:
«Kritische Masse wird sichtbar»: Frankreich: Das erstaunliche Wachstum der Evangelikalen
«Richtiger Grieche ist orthodox»: Griechen halten Weltrekord in Sachen «Nationalreligion»
Wachstum bei Evangelischen: Spanien: jeden Monat 12 neue Gemeinden gegründet

Datum: 15.05.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Premier / Pew Research Center

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Advent ist eine Gefängniszelle
Für die Adventszeit gibt es viele Bilder. Die meisten beschreiben das Warten auf Weihnachten als etwas Schönes. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer...
Maryamu Joseph
Vor vier Monaten gelang der Nigerianerin Maryamu Joseph die Flucht: Die 16-Jährige lebte neun Jahre in den Fängen von Boko Haram. Im Interview mit...
Nach der Pandemie
Die Pandemie hat sich auch auf das Glaubensleben ausgewirkt. Eine Studie in Grossbritannien zeigt, dass viele Familien nicht mehr die Gottesdienste...
Deutsche Evanglische Allianz
«Das Christentum und die Bibel gehören untrennbar zu Deutschlands Geschichte und Kultur, wer das leugnet, der liegt falsch», heisst es in einer...

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...