Aus besonderem Holz geschnitzt

Josef – Held oder Verlierer?

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Keine Frage, es brauchte ihn. Es brauchte ja einen Vater für das Baby. Aber eine wirklich wichtige Person, das war er nicht. Die Rede ist von Josef, dem Vater von Jesus.

Die Bibel sagt nicht sehr viel über ihn. Josef stammte von David ab, auch wenn zwischen ihm und dem berühmten König viele Hundert Jahre liegen. Josef war ein Handwerker, einer, der mit Holz arbeitete, vermutlich im Holz- und Möbelbau. Man kann ihn sich gut als breitschultrigen Mann mit schwieligen Händen vorstellen.

Doch in der gesellschaftlichen Hierarchie hatte er keinen bedeutenden Platz. Er gehörte nicht zu den Priesterfamilien wie Johannes der Täufer, mit dem er entfernt verwandt war, er war kein Rabbi, kein Gelehrter und er war auch nicht vermögend.

Es gibt nur drei etwas ausführlichere Bibelstellen, in denen von Josef die Rede ist. Doch es gibt kein einziges Zitat von ihm. Josef spricht in der Bibel kein einziges Wort und – so scheint es – es gibt auch kaum jemanden, der über ihn spricht.

Gehorsam – Dienen – Treue

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Josef, Maria und das Jesus-Kind
Schaut man sich die Bibelstellen genauer an, sind vor allem drei Eigenschaften bei Josef zu erkennen: Gehorsam, Bereitschaft zum Dienen und Treue.

Josef war es, der seinem Sohn den Namen Jesus gab, er verbrachte viel Zeit mit seinem Sohn. Als Mann war er für die religiöse Erziehung seines Sohnes zuständig und verantwortlich. Zudem lehrte er Jesus sein Handwerk. Auch wenn Jesus nicht sein leibliches Kind war, behandelte er ihn so, war sein Vorbild, sein Ernährer und sein Beschützer.

Gott spricht und Josef tut es

Josef war gehorsam, in dem er bei Maria und Jesus blieb und auf Gottes Wort hin mit ihnen nach Ägypten floh – zweifellos eine gewaltige Herausforderung, in einem fremden Land seine Familie zu ernähren und zu beschützen. Und er kehrte auch nach Israel in die Stadt Nazareth zurück, als ihn Gott dazu im Traum aufforderte. Das ist der Punkt, der in der Bibel deutlich wird: Gott spricht und Josef tut es. Er war durch und durch ein Mann des Gehorsams gegenüber Gott.

Treue, die eine Berufung möglich macht

Josefs Treue zeigte sich darin, dass er zu Maria stand und sie auf Gottes Anweisung hin nicht verliess. Über Treue sagt die amerikanische Professorin für romanische Sprachen, Ruth Simmons: «Unsere Berufung geschieht, während wir damit beschäftigt sind, treu zu sein, genau dort, wo wir uns befinden.» Das heisst: Die Treue im Kleinen, man könnte auch sagen die Treue im Unsichtbaren, ist der Schlüssel zur eigenen Berufung.

Schliesslich die Bereitschaft zum Dienen, die Josef auszeichnete: Josef trug dienend die Verantwortung, dem jungen Messias ein Vater zu sein. Und sicher hatte er auch Zweifel an seiner Rolle, denn Jesus war nicht sein leiblicher Sohn. Doch er blieb bei der Aufgabe und führte sie konsequent aus.

Die Berufung eines anderen ermöglichen und fördern

Josefs Aufgabe war es, die Berufung eines anderen, seines Sohnes, zu ermöglichen. Man könnte es auch so formulieren, dass das, was Josef tat, die Startbahn für Jesus war. Andere hätten ihm sicher geraten, mehr aus seinem Leben zu machen.

Das mag nach heutigen Massstäben nichts Besonderes sein. Eltern und Menschen, die mit jungen Kindern und Jugendlichen arbeiten, können das bis zu einem gewissen Punkt sicher nachvollziehen. Sie investieren in andere und schauen nicht so sehr auf ihre eigene Rolle oder einen herausgehobenen Platz für sich selbst.

Kein Mann des Scheinwerferlichts

Nach heutigen Massstäben war Josef vordergründig nicht wichtig. Seine ausserordentliche Leistung ist erst auf den zweiten Blick erkennbar. Manche würden ihn vielleicht sogar für einen «Looser» halten.

Er würde heute in keiner Zeitung, keinem Rundbrief und in keiner Geschichtsschreibung erwähnt. Er fände kaum Beachtung in den sozialen Medien, von vielen Likes und Followern könnte er nur träumen. Er würde nicht zu Talkshows eingeladen, und wenn dann vermutlich nur, um über seinen berühmten Sohn zu sprechen. Obwohl er eine so zentrale Rolle und Berufung hatte, ist er bis heute ein Mann, der im Dunkeln bleibt und kaum Beachtung findet.

Josef – ein echter Held!

Grosse Berufungen und heldenhafte Persönlichkeiten verbinden wir mit Risikobereitschaft, mit Welt-Retten und mit einer Führungsposition. All das trifft, wenn man näher hinschaut, auch auf Josef zu: Josef war risikobereit, mit seinem Einsatz rettete er die Welt und er zeigte Führung.

Josef war damit nicht nur als Vater und Lehrherr ein Vorbild seines Sohnes. Er lebte ihm vor, gehorsam, dienstbereit und treu zu sein. Jesus wurde ein Mann, der gehorsam war bis zum Tod am Kreuz, er war ein Mann, der kam, um zu dienen und er erwies sich als treu.

«Und was, bitte schön, ist mit mir?»

Josef war gehorsam, bevor er verstanden hatte. Er diente seiner Familie, Maria und Jesus, Jahr um Jahr, und warf nicht die Brocken hin. Er förderte treu die Berufung seines Sohnes, ohne dafür Anerkennung zu bekommen. All das konnte er, weil er nicht fragte «Und was, bitte schön, ist mit mir? Was habe ich davon?».

Genau darauf läuft ein gelingendes Leben hinaus. Entscheidend ist die Haltung: Will ich mich selbst gross machen, oder Jesus? Schaue ich auf mich, meine Position und mein Ansehen – oder auf Jesus, seinen Vorteil und seine Ehre? An diesen Fragen zeigt sich, aus welchem Holz jemand geschnitzt ist.

Zum Thema:
Neuer Effort: Wissenschaftler suchen nach Verwandten von Jesus
Entdeckung in Nazareth: Archäologen haben womöglich das Elternhaus von Jesus entdeckt
Gottesmutter oder normaler Mensch?: Maria – Gesegnete unter den Frauen

Datum: 03.02.2019
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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