Stimmung bei Saudis ändert sich

Tempelberg unwichtig: Jerusalem hatte keine Moschee

Zoom
In Saudi-Arabien mehren sich in sozialen Medien die Stimmen, dass der jüdische Tempelberg für den Islam nicht besonders wichtig ist. Gleichzeitig nähern sich Israel und der einstige Erzfeind Schritt für Schritt an.

Bereits vor einigen Jahren sagte der renommierte ägyptische Schriftsteller Youssef Ziedan in einem TV-Interview, dass Jerusalem keine religiöse Bedeutung für Muslime habe. Auch wenn Israels Hauptstadt oft als drittheiligster Ort des Islam dargestellt wird, wo sich die Al-Aksa-Moschee befindet, auf die im Koran verwiesen wird.

Youssef Ziedan: «Die Al-Aksa-Moschee existierte damals nicht, und die Stadt wurde nicht Al-Quds genannt. Sie hiess Aelia und hatte keine Moscheen.»

Die Erklärung von Ziedan erhält Aufschwung, unter anderem durch eine wachsende Zahl Saudis, die in den sozialen Medien einen Hashtag verwendet, der übersetzt heisst: «Riad ist wichtiger als Jerusalem», berichtet «Israel heute».

Jüdische Verbindung zu Tempelberg anerkannt

Während sich die einstigen Erzfeinde Israel und Saudi-Arabien zusehends annähern, sind nicht wenige Saudis frustriert wegen der palästinensischen Unterstützung für Irans Atomprogramm, der Zusammenarbeit mit der schiitischen Hisbollah sowie den Affronts gegenüber dem Einsatz von Riad, den israelisch-arabischen Konflikt zu beenden. Bereits im vergangenen Jahr berichtete «Israel heute», dass Saudis die jüdische Verbindung zum Tempelberg anerkennen.

Namentlich in sozialen Medien unter Saudis sowie anderen Arabern aus dem Nahen Osten wird die heiligste Stätte des Judentums regelmässig thematisiert. Bereits damals wurde – wie gerade eben wieder – der Tempelberg und die Al-Aksa-Moschee als nicht so heilig eingestuft.

Jerusalem heruntergespielt

In dieser wachsenden Zahl an Posts werden Mekka und Medina als die wahren heiligen Stätten des Islam genannt. Die Bedeutung Jerusalems in der islamischen Religion wird dagegen klar heruntergespielt.

Der saudische Karikaturist Fahd al-Jabiri schrieb beispielsweise: «Die Richtung der Gebete der Juden ist für uns nicht wichtig. Wichtig ist für uns nur unser Heimatland.» Mit der «Gebetsrichtung der Juden» bezog sich al-Jabiri auf die jüdische Verbindung zum Tempelberg.

Eine Frau aus Marokko betonte, dass der Tempelberg für Muslime wie sie keine besondere Bedeutung habe und sie äusserte sogar den Wunsch, dass der dritte jüdische Tempel bald dort gebaut werden solle.

Ein weiterer Saudi wiederum bezeichnete Jerusalem als «ewige Hauptstadt des jüdischen Volkes» und ein anderer Saudi drückte seinen tiefen Wunsch aus, dass es bald Frieden zwischen Israel und Saudi-Arabien geben möge, damit er Tel Aviv besuchen und «unsere Cousins», die Juden, treffen könne.

Zum Thema:
Rätselhafte Tempelberg-Funde: Mögliche Gebetsräume nahe der Klagemauer
Zankapfel Jerusalem: Die islamischen Ansprüche sind stark politisch motiviert
Von Archäologen gefunden: Muslimische Artefakte belegen jüdische Jerusalem-Identität

Datum: 02.05.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Israel heute

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Advent ist eine Gefängniszelle
Für die Adventszeit gibt es viele Bilder. Die meisten beschreiben das Warten auf Weihnachten als etwas Schönes. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer...
Maryamu Joseph
Vor vier Monaten gelang der Nigerianerin Maryamu Joseph die Flucht: Die 16-Jährige lebte neun Jahre in den Fängen von Boko Haram. Im Interview mit...
Nach der Pandemie
Die Pandemie hat sich auch auf das Glaubensleben ausgewirkt. Eine Studie in Grossbritannien zeigt, dass viele Familien nicht mehr die Gottesdienste...
Deutsche Evanglische Allianz
«Das Christentum und die Bibel gehören untrennbar zu Deutschlands Geschichte und Kultur, wer das leugnet, der liegt falsch», heisst es in einer...

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...