Vor Merkel-Besuch

Burkina Faso: Sechs Christen in Pfingstgemeinde erschossen

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Am vergangenen Sonntag sind im westafrikanischen Burkina Faso der Pastor einer Pfingstgemeinde und fünf weitere Gemeindeglieder von Islamisten erschossen worden. Der Pastor hatte sich trotz Drohungen geweigert, Kirche und Dorf zu verlassen.

Ein Dutzend Bewaffnete auf Motorrädern stürmten den Hof der Sirgadji-Gemeinde der «Assemblies of God» nach dem Gottesdienst am Sonntag. Sie verlangten, dass die anwesenden Gemeindeglieder sich zum Islam bekehrten und erschossen Pastor Pierre Ouédraogo, seinen Sohn, seinen Schwager und weitere Gemeindeglieder. Sie verbrannten daraufhin die Kanzel, stahlen Gegenstände aus der Kirche und rasten davon.

Trotz gefährlicher Lage ausgeharrt

Die Kirche ist eine der ältesten evangelischen Gemeinden in der Region, die im Norden an Mali grenzt. Pierre Ouédraogo diente in der Gemeinde seit ihrer Gründung in den 1980er Jahren. Er hatte Gefahr gespürt, aber erklärt, er «sterbe lieber für seinen Glauben als das Dorf zu verlassen, wo er fast 40 Jahre lang diente», wie sein Schwiegersohn erklärte.

Seit drei Jahren brisante Lage

In Burkina Faso hat sich nach dem Machtwechsel Ende 2015 Gewalt ausgebreitet. Islamisten nutzten das Machtvakuum nach dem Rücktritt des langjährigen Herrschers Blaise Compaore. Im Januar 2016 kam es zum ersten schweren Terroranschlag im Zentrum Ouagadougous mit 30 Toten, darunter sieben Missionare. Burkina Faso dient dem Terrornetzwerk Al-Kaida und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Rückzugsgebiet.

Nach über 200 Attacken mit rund 350 Toten wurde nun zum ersten Mal gezielt eine Kirche angegriffen.

Gegen christliche und muslimische Geistliche

Viele der Angriffe in Burkina Faso richten sich gegen muslimische und christliche Geistliche. Im Februar war der katholischer Priester César Fernández (72) bei einem Überfall in Nohao im Zentrum des Landes getötet worden. Im März wurde der Priester Joel Yougbare in Botogui in der Nähe von Djibo von Bewaffneten verschleppt. Berichte, denen zufolge seine Leiche gefunden worden, hat die katholische Kirche bisher nicht bestätigt. Im Norden des Landes wurden zudem mehrere Imame getötet, die den Jihadisten nach Angaben aus Sicherheitskreisen nicht radikal genug waren.

Vor Merkel-Besuch

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am Mittwoch zu einer dreitägige Reise in die Staaten Burkina Faso, Mali und Niger aufgebrochen – Länder, in denen islamistische Gruppen immer wieder Angriffe und Anschläge verüben. Nach Gesprächen mit Präsident Roch Marc Kaboré in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou ist ein Treffen Merkels mit den Staatspräsidenten der Antiterrorallianz G5 geplant, zu der sich Burkina Faso und vier andere Sahelstaaten zusammengeschlossen haben. Diese Staaten haben eine gemeinsame Truppe zum Kampf gegen Dschihadisten gebildet. Kaboré hatte bei einem Besuch in Berlin im Februar mit Merkel eine engere Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus vereinbart. Die deutsche Kanzlerin hatte zugesagt, die deutsche Beratertätigkeit für die dortigen Sicherheitskräfte auszuweiten.

Burkina Faso hat etwa 60 Prozent muslimische Bewohner; rund 25 Prozent sind Christen (20 Prozent Katholiken und 5 Prozent Evangelische).

Zum Thema:
Nach drei Jahren Vorlaufzeit: Wie in Burkina Faso 80 neue Gemeinden entstanden
Terror in Mali: Hilfswerke sind sich Gefahr von Entführungen bewusst
Trotz Terror: Gemeindewachstum im Bürgerkriegs-Wirrwarr

Datum: 01.05.2019
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christianity Today / Frankfurter Allgemeine

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