Bekehrungen in der Bedrängnis

Die Rolle der Revolutionsgarden bei der Christenverfolgung im Iran

Die iranischen Revolutionsgarden machen mit der Jagd auf westliche Öltanker auf sich aufmerksam. Weniger bekannt ist ihre Rolle bei der Christenverfolgung. Doch die christliche Gemeinde im Iran wächst.

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Revolutionsgarden im Iran
In der weltweiten Krise wegen Verunsicherung der Erdöltransporte im Persischen Golf spielen die «Revolutionsgarden» der Islamischen Republik Iran eine entscheidende Rolle: Mit ihren Schnellbooten flitzen sie an die Riesentanker heran, zwingen sie unter der Drohung ihrer Bordkanone zum Beidrehen in einen iranischen Hafen. Wenn sich diese weigern, heften die Garden Minen an die Wand der Schiffe, die sie zum Explodieren bringen.

Das Bespitzelungs-Monster

Diese Revolutionsgarden sind – ähnlich wie einst Hitlers Waffen-SS – die Elitetruppen der in Teheran regierenden Ayatollahs. Wie die SS im Nationalsozialismus bilden die so genannten Pasdaran auch in der Islamischen Republik Iran überhaupt einen Staat im Staat: Sie haben über den militärischen Bereich hinaus das Polizeiwesen und ein «Geheimdienstministerium» in der Hand, verfügen über eigene Wirtschaftsunternehmen.

Ausserdem sind sie die treibende Kraft sowie das Vollzugsorgan bei der Verfolgung der iranischen Christen. Diese werden von Revolutionsgardisten in Zivil auf Schritt und Tritt überwacht, über jeden Einzelnen wird in der Pasdaran-Zentrale genau Buch geführt. Mohsen Sazegara ist einer, der das wissen muss. Er war in den ersten Jahren nach der Islamischen Revolution von Chomeini mit dabei und sagt aus seinem heutigen Exil in London: «Was wir als Volksheer zur Verteidigung von Land und Revolution gegründet hatten, ist ein Monster zur Bespitzelung geworden.»

Folter und erzwungene Geständnisse

Die ins Visier genommenen Opfer werden bald verhaftet. Misshandlungen und psychologische Folterungen sind Bestandteil der Untersuchungshaft. Dazu gehören Schläge und Schlafentzug. Die Eingesperrten bekommen lange nicht einmal etwas zu Trinken, dürfen ihren Durst dann unerwartet beim Verhör stillen. Doch damit beginnt eine andere Folter: Sie werden nicht auf die Toilette gelassen. Mit diesen und noch schlimmeren Mitteln sollen die inhaftierten Christinnen und Christen dazu gebracht werden, ihren Glauben zugunsten des Islam zu verraten. Wenn das nicht gelingt, wird Druck zur Unterzeichnung vorbereiteter Geständnisse als Agenten der USA, von Israel oder allgemein des Zionismus ausgeübt.

Die Pasdaran verfolgen nicht nur Einzelpersonen. Sie plündern Kirchen und sperren sie zu. Immer mehr Christen leben daher ihren Glauben privat in Hausgemeinden. Doch nicht einmal in ihren eigenen vier Wänden sind sie vor den Nachstellungen der Revolutionsgarden sicher. Ende 2018 kam es zu einer beispiellosen Welle von Razzien auf Hauskirchen, was zu einer grossen Zahl von Verhaftungen führte.

Ein Ablenkungsmanöver

Dieser antichristliche Terror hat sich 2019 mit den neuen Spannungen zwischen Teheran und dem Westen verstärkt. Als Folge der wieder verhängten Wirtschaftssanktionen greifen im Iran Teuerung und Lebensmittelverknappung um sich, eine allgemeine Unzufriedenheit wächst. Diese will das Regime auf Sündenböcke ablenken. Neben den als Abtrünnigen von der Schia verketzerten Bahais, westlichen und israelischen «Spionen», sind Irans Christen die bevorzugten Opfer dieser Taktik.

Vier Millionen (geheime) Christen?

Mit allen diesen Bedrängnissen lässt sich aber das Licht des Evangeliums in Iran nicht auslöschen. Offiziell ist in Teheran von nur mehr etwas über 100'000 Christen unter einer Gesamtbevölkerung von 80 Millionen die Rede. Doch gibt es Grund zur Hoffnung, dass sich gerade während des Schiiten-Regimes in den letzten 40 Jahren bis zu vier Millionen Menschen innerlich Jesus zugewandt haben.

Informationen darüber liegen in London dem Zentrum «Pars» vor. Sein Leiter, Mehrdad Fatehi, sieht in der ausufernden wirtschaftlichen Notlage und persönlicher Unfreiheit sowie der zwangsweisen Durchsetzung äusserlicher islamisch-schiitischer Vorschriften den Nährboden für die Suche nach innerem Heil. Das aufrechte Verhalten der Christen, das durch die Polizeiberichte allgemein bekannt wird, Begegnungen in den Gefängnissen, aber auch recht zahlreiche direkte Entscheidungen für Jesus lenken diese allgemeine Erweckung unter Irans Muslimas und Muslimen in christliche Bahnen.

Zum Thema:
Ein Prozent der Bevölkerung?: Immer mehr Christen im Iran – doch es fehlt an Bibeln
«Erschütternde Anzahl»: Iran: 114 Christen innerhalb von einer Woche inhaftiert
Irans Geheimdienst-Minister: «Wir müssen die Menschen fragen, warum sie den Glauben wechseln»

Datum: 14.08.2019
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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