Hoffen auf ein Pfingstwunder

Naher Osten: Wie Christen zwischen den Fronten überleben

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Christuskreuz über der Altstadt von Jerusalem
Wie in vielen Krisen sind auch Christen auf beiden Seiten betroffen. Unser Korrespondent Heinz Gstrein nennt Beispiele Betroffener in Jaffa und Gaza.

Auch am jüdischen «Wochenfest» Schawuot hat der Raketenhagel von Gaza auf Israel nicht aufgehört. Im Gegenteil: An den Festtagen bis zum 18. Mai, zu denen alle Juden der Offenbarung des Gesetzes Mose am Sinai gedachten, war die Zahl der Opfer besonders hoch: Bei immer häufigeren Angriffen von Hamas und Islamischem Dschihad, gegen die Israels Abwehrsystem «Kipat Barzel» (Eisenhaube) zu versagen begann, wurden zwölf Menschen getötet und Hunderte verletzt.

Die Christen von Gaza

Drüben im Gazastreifen leben noch an die 1'000 Christen in ständiger Angst vor den israelischen Gegenbombardierungen und Gewaltakten fanatischer Islamisten. Es gebe schon lang keine evangelische Gemeinde mehr, sagt der Sprecher für die einige hundert Griechisch-Orthodoxen, Kamal Ayad. Auch die ausgebombte Philippus-Kirche der Anglikaner in Gaza-Stadt steht verwaist. Daneben gehört das Al-Ahli-Arabische-Spital zwar noch dem Jerusalemer Erzbistum der Episkopal-Kirche, ist aber ganz in palästinensischer Hand. 

Das Krankenhaus wurde mitsamt der nahen Kirche 1882 britische Missionare in der damals grossen Erwartung aufgebaut, Palästina wieder verchristlichen zu können. Heute zeugen nur noch ihre Gebäude von evangelischem Leben in Gaza. Doch Kamal Ayad besinnt sich: «Warten Sie, es gibt eine orthodoxe Familie, die – wie sie sagt – ihre Erweckung erlebt hat, sich seitdem als charismatisch betrachtet, ohne unsere Kirche zu verlassen. Wohin sollten sie auch gehen in diesem Ruinenfeld und dieser kirchlicher Wüste, die der einst blühende Gazastreifen geworden ist…?»

Unter den Trümmern der Kirche

Youssef und Amira Salibi (Namen geändert) leben mit ihren Kindern im Keller eines von Raketen aufgeschlitzten Hochhauses. «Meine Frau und ich haben – wie andere arabische Orthodoxe – am Ahli-Spital in der Pflege gearbeitet.» Sie betätigten sich auch in der «Palästinensischen Bibelgesellschaft». Dort kamen sie mit «Open Doors» zusammen. Der eigentliche Durchbruch zum Glauben kam aber 2003, als Frau Amira während der zweiten Intifada unter dem zusammengestürzten Dach der Philipps-Kirche verschüttet wurde.

Youssef erinnert sich: «Die Rettungskräfte brachten nur Leichen ans Licht. Dann meine Frau – sie lebte! Da bin ich dem auferstandenen Jesus begegnet. Ich fühlte, dass uns seine Macht nicht mehr verlassen wird!» Seitdem gestaltet die Familie Salibi ihr Leben nach der Bibel, die sie auf Arabisch lesen, dazu in persönlicher Frömmigkeit: «In diesem neuen Bomben- und Raketengewitter spüren wir, dass uns Jesus ganz nahe ist!» Mit ihren zwei Töchtern und ihrem Sohn leben sie in der Zuversicht, nicht auf Dauer die einzigen evangelisch ausgerichteten Christen in Gaza zu bleiben.

Ein neues Pfingstwunder?

Jenseits vom Grenzzaun haben in friedlicheren Jahren die vom sowjetischen Birobadschan eingewanderten messianischen Juden Schlomo und Mirjam Reschowzer (Namen geändert) in Jaffa ihre neue Heimat gefunden. Sie sind nicht die einzigen jüdischen Angehörigen der russischen Pfingstkirche «Slawnaja Wetwj» (Gepriesener Zweig) in dem heute heruntergekommenen Viertel von Agami. Dort lebten palästinensische Muslime und Christen, aber auch verarmte Israelis bisher als gute Nachbarn zusammen und unterstützten sich gegenseitig.

«Heute misstraut aber jeder jedem! Als messianische Juden riskieren wir, zwischen den Fronten aufgerieben zu werden. Wir versammelten uns bald in der einen, bald in der anderen Wohnung, wagen uns aber derzeit nicht auf die Strasse», sagt Mirjam. Doch Schlomo gibt die Hoffnung nicht auf: «Wir können im Augenblick nur beten. Lasst uns die Kraft des Gebetes aber nicht unterschätzen!» Das nahende Pfingstfest könne aus all dem Unheil und Leid heraus in der Kraft des Heiligen Geistes im Land des Pfingstwunders von Jerusalem ein neues Pfingsten heraufführen!»

Zum Thema:
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Datum: 19.05.2021
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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