Damit die Finsternis weicht

Leuchtturmwächterin in Sao Pãulo

Seit mehr als einem Jahr arbeite ich als internationale Mitarbeiterin im Stadtzentrum von São Paulo. Das Stadtzentrum ist bekannt für Drogenhandel, Drogenkonsum, Prostitution und andere kriminelle Machenschaften. Die geistliche Atmosphäre ist reinste Finsternis.

Zoom
Sao Pãulo
Je näher ich dem Zentrum der Stadt komme, desto mehr schnürt es mir die Kehle zu. Schon frühmorgens torkeln dunkle Gestalten durch die Strassen. Obwohl die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint, schaudert es mich; oft mache ich einen Bogen um Müllberge, schlafende Strassenkinder oder Schlaglöcher. Der Gestank von Urin, Fäkalien, Abgasen und verfaulten Lebensmitteln in Abfallsäcken durchbohrt meine Nase, manchmal wird es mir speiübel.

Mitten in der Finsternis

Ich schreite schnurstracks meinem Ziel zu, dem Projekt JEAME mitten im «Crackland», wo überall die Droge «Crack» konsumiert wird. Dort, wo Menschen wie Zombies an den Strassenecken herumhocken, ausgehungert, dreckig und völlig mit Drogen vollgepumpt. Man nennt sie auch die «Walking-Dead» – die laufenden Toten. Dort, wo junge Frauen sich halbnackt prostituieren, um dann vom Verdienst die nächste Crackpfeife rauchen zu können. Dort, wo nachts viele Drogensüchtige mit Messerstichen oder einem Kopfschuss auf brutalste Weise umgebracht werden – nur weil sie beim Drogenhändler Schulden haben. Inmitten dieser Finsternis gibt es ein Projekt namens JEAME – Jesus ama os menores – Jesus liebt Kinder und Jugendliche.

Die Not ist der Ruf

In dem Augenblick, in dem ich durch die Türe des Projekts trete, spüre ich den Unterschied, den Gegensatz, die Ungleichheit... Ich trete von der Finsternis ins Reich des Lichts, spüre einen angenehmen Frieden, in meine Nase dringt ein Wohlgeruch. Ich habe mich entschieden, mit Strassenkindern zu arbeiten, weil ich die grosse Not in São Paulo sah. Bill Wilson hat einmal gesagt, dass man keinen Ruf braucht, um zu helfen. Die Not ist der Ruf. Das habe ich mir zu Herzen genommen und alles in der Schweiz zurückgelassen, um mich in das Leben dieser Kinder zu investieren.

Der Leuchtturm

Das Projekt JEAME ist wie ein Leuchtturm mitten in der Finsternis. Ich bin eine Leuchtturmwächterin. Meine Aufgabe ist es mitzuhelfen, dass das Licht in jede Ecke der Finsternis dringt, in jeden Winkel dieser dunklen Stadt. Denn wir sind dazu berufen, das Licht dieser Welt zu sein. Wo wir mit unseren Füssen hintreten, bringen wir Licht. Denn wo auch nur das kleinste Licht scheint, muss die Finsternis weichen.

Die Autorin ist Sozialpädagogin und kommt ursprünglich aus Spiez. Kontakt mit der Autorin: heavensangel_ch@yahoo.de

Datum: 07.09.2013
Autor: Tabea Schneider
Quelle: BewegungPlus Online

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