Zentralafrikanische Republik

Pfingstgemeinden sind zu Stützen des Friedens geworden

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Nicolas Guérékoyamé-Gbangou, Oumar Kobine Layama und Dieudonné Nzapalainga (v.l.n.r.) bei einem Besuch in Washington im März 2014
In der Zentralafrikanischen Republik (RCA) ist es einer pfingstkirchlich geführten Plattform von Christen und Muslimen in den letzten Jahren gelungen, den inneren Frieden wiederherzustellen und zu sichern.

Er war 2013 bis 2015 von bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen militanten Muslim-Milizen und christlichen Selbstverteidigungs-Verbänden erschüttert worden. Als wichtigste versöhnungsbereite Persönlichkeit auf islamischer Seite beteiligte sich Imam Oumar Kobine Layama an der «Partnerschaft für die Festigung des Friedens».

Elim Pfingstgemeinden in der Verantwortung

Nun hat sein plötzlicher Tod die Last der Hauptverantwortung für den Fortbestand des mühsam erzielten Religionsfriedens in der RCA auf die Schultern des Leiters der Elim-Pfingstgemeinden, Nicolas Guérékoyamé, gelegt. Zusammen mit dem verstorbenen Imam und dem katholischen Kardinal der Hauptstadt Bangui gehört er zu den «Drei Friedenssäulen» – wie der Volksmund sagt – in dem von der Welt schon wieder vergessenen Land hinter allen Urwäldern und Bergen von Afrika. Schlagzeilen hatte die alte französische Kolonie Oubangi-Chari nur mit blutrünstigen Sensationen gemacht.

Blutige Geschichte

Da regierte schon vor dem letzten Bürgerkrieg in den 1970er Jahren der bizarre Kaiser Jean Bédel Bokassa. Er heiratete 18 Frauen, prügelte nach einer Schülerrevolte Kinder eigenhändig zu Tod und soll darauf sogar ihre Herzen verzehrt haben. Bis heute wird angezweifelt, ob dieser Kannibalismus Tatsache war. Fest steht jedenfalls, dass Bokassa Verbündeter des libyschen Diktators Gaddafi wurde und – obwohl ehemaliger Schüler katholischer Missionsschulen – selbst zum Islam übertrat. Damit verschaffte er der bis dahin nur 10-prozentigen Muslimminderheit eine bevorzugte Stellung.

Spannende Religionsgeschichte

Die RCA lag zuvor am Rand der islamischen Expansion in Afrika und war von ihr nur gestreift worden. Die Franzosen hatten die katholische Mission gefördert, da diese auch französische Sprache, Kultur und Gesinnung verbreitete. Als Folge davon sind heute fast ein Drittel der Zentralafrikaner katholisch. Aber gerade die Verbindung der katholischen Verkündigung mit der Kolonialmacht führte an den Flüssen Oubangi und Chari umso mehr Menschen zur evangelischen Erweckung: durch Baptisten, Grace Brethren in der radikal-pietistischen Tradition der Schwarzenauer Brüder und Pfingstchristen.

Begnadeter Prediger und Leiter

Aus ihren Elim-Gemeinden, die sich nach einer alttestamentlichen Oase (2. Mose, Kapitel 15, Vers 27) so nennen, trat Nicolas Guérékoyamé als begnadeter Prediger und guter Organisator hervor. So wurde er auch zum Präsidenten der Evangelischen Allianz des Landes gewählt. Nach der Revolution vom März 2013 durch die muslimisch dominierte Allianz (Séléka) kam Pastor Nicolas zunächst in einen parlamentarischen Übergangsrat. Doch schon im August erfolgte seine Verhaftung. Die Freilassung hatte er dann der Fürsprache von Imam Layama zu verdanken.

Pfingstkirchen im Samariterdienst

Inzwischen herrschte in der RCA blutiges Chaos: Séléka-Milizen griffen sengend und brennend christliche Dörfer an. Die Bewohner bewaffneten sich und bildeten Heimwehr-Verbände. Diese schlossen sich landesweit zur Formation «Anti-Balaka» (Anti-Macheten) zusammen: Solcher «Buschmesser» bedienten sich die Séléka – später auch die Anti-Séléka – zum Niedermachen ihrer Opfer. Die Elim-Pfingstler beteiligten sich – mit wenigen Ausnahmen – nicht an dieser Mobilisierung. Sie boten Überlebenden von beiden Seiten Zuflucht und pflegten Verwundete. Ihr Wortführer Guérékoyamé wandte sich an Imam Lamaya, um dem Blutvergiessen Einhalt zu gebieten. Kardinal Dieudonné Nzapalainga wurde der dritte im Bunde.

Offene Zukunft

Ihr Einsatz hatte Erfolg: Nach zwei schlimmen Jahren flauten die Kämpfe ab. Im August 2015 verlieh die UNO in Genf den «Drei Friedenssäulen» den Menschenrechtspreis «Für Förderung der nationalen Einheit». Die eine der Säulen, Imam Lamaya, ist aber jetzt durch den Tod weggebrochen. Ob sich in der RCA das Leben weiter normalisiert, Christen ohne Angst in der islamisch dominierten Fabrikszone von Bangui arbeiten dürfen, wird ganz entscheidend vom Charisma des Pfingstpredigers Nicolas Guérékoyamé abhängen.

Zum Thema:
In Zentralafrika: Erstaunliches Gemeindewachstum unter den Pygmäen
Bürgerkrieg in Zentralafrika: Kinder vor Granatenangriff bewahrt
Neuer Ausbruch von Gewalt : Christliche Leiter werden zu Opfern in Zentralafrika

Datum: 18.12.2020
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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