Vishal Mangalwadi

«Macht die Kirchen zu Universitäten!»

Laut dem indischen Theologen und Philosophen Vishal Mangalwadi braucht Europa eine Reformation und eine Erweckung. Als Vorbereitung dazu müssten die Kirchen universitäre Bildung anbieten.

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Vishal Mangalwadi
Vishal Mangalwadi gilt als führender christlicher Intellektueller Indiens. Der Professor für Angewandte Theologie am Sam Higginbottom Institut in Allalabad ist Autor von 18 Büchern und hat sich stark für die Förderung und Entwicklung der Landbevölkerung und der niederen Kasten engagiert.

Mangalwadi macht sich grosse Sorgen um die Entwicklung Europas, das sich von seinen christlichen Wurzeln wegbewege. Seine These dazu lautet: «Der Westen ist dabei, sich selbst abzuschaffen, indem er sein Herzstück amputiert.» Mangalwadi sprach darüber bei einem Besuch auf St. Chrischona im Juni dieses Jahres (Livenet berichtete).

Die Seele Europas geht verloren

In einem Interview mit dem neuen Chrischona Panorama erklärt Vishal Mangalwadi, was die Welt mit dem Ende der westlichen Zivilisation verlieren würde: «zum Beispiel die Ideen von internationaler Ordnung und Frieden. Oder die Idee des Nationalstaates.» Gegen den Nationalstaat kämpfen laut Mangalwadi nicht nur die säkularen Intellektuellen des Westens, sondern auch der Islamische Staat. Dem Westen sei es gelungen, «eine Gesellschaft zu schaffen, die relativ gerecht ist, wo niemand des Hungers sterben muss.» Doch die Intellektuellen an den Universität hätten das Geheimnis vergessen, das dahinter steht. Dazu müsse man die Seele des Westens verstehen. Diese liege in Werten wie Menschenwürde und Menschenrechten, die in der Bibel gründen.

Reformationsfeier als Gelegenheit nutzen

Um die Seele Europas neu zu entdecken, brauche es nicht nur eine Erweckung, sondern auch eine Reformation, eine ähnliche Zäsur, wie sie die Reformation Martin Luthers in seiner Zeit bedeutet habe. Luther sei nicht nur gegen seine Kirche, sondern auch gegen die Universitäten seiner Zeit aufgestanden, gegen die gesamte damalige Kultur. Mangalwadi: «Die 500-Jahr-Jubiläumsfeier der Reformation in zwei Jahren wäre ein guter Anlass, dass wir und die gesamte Welt die Bibel als unser Fundament neu entdecken.»

Wie aber kann dieses Fundament neu entdeckt werden? Der Philosoph und Theologe ist überzeugt: «Kirche und Gemeinde sind Gottes Mittel zur Heilung der Nation. ... Die westliche Kirche hat die Kapazität und Fähigkeit, die Menschen Europas wieder neu zu Jüngern Christi zu machen. Ein Schlüssel dafür ist die Bildung. In Europa war Bildung einmal Teil der Kirche. Jetzt hat die Kirche dem Teufel die Aufgabe überlassen, die nächste Generation auszubilden, zu Jüngern zu machen. Die Gemeinde muss sich diese Rolle wieder zurückholen.

Eine Utopie?

Ist dies alles nur ein Utopie? Nicht für Mangalwadi: «In Indonesien, USA und Indien habe ich mit einer Strategie begonnen, Gemeinden auszurüsten, dass sie von Montag bis Freitag eine Hochschule werden können. Studenten tragen sich in einer christlichen Universität ein, gehen aber zum Unterricht in ihre Gemeinde. Alle Professoren und Lektionen kommen über das Internet dorthin. Die Kurse sind online und frei verfügbar. Betreut werden die Studenten von einem akademischen Pastor vor Ort. Älteste, Diakone und Familien beteiligen sich daran, die junge Generation zur Jüngerschaft auszubilden.

Vishal Mangalwadi räumt dazu ein: «Es wird ein paar Jahre dauern, bevor Europa dazu bereit sein wird...»

Hinweis
Am 10. Mai 2016 wird Vishal Mangalwadi nochmals im Rahmen des Seniorentags auf St. Chrischona sprechen.

Zur Webseite:
Vishal Mangalwadi - Revelation Movement

Zum Thema:
Mangalwadi auf St. Chrischona: «Durch Luther wurde der Westen zu einer denkenden Zivilisation»
Herrschen Männer über Frauen?: Christentum: Einzige Religion, die Liebe «anordnet»
Im Kampf für die Wahrheit: Reformation? – Revolution!

Datum: 15.10.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / Chrischona Panorama

Kommentare

Nun gut, im Mittelalter wurden die Universitäten gegründet, weil man die Forschung und Lehre aus den engen Fesseln der Kirche und deren teilweise antiwissenschaftlichen Prämissen befreien wollte – mit der Folge, dass heute Glauben und Wissenschaft als sich widersprechende Grössen wahrgenommen werden. In den 50er-Jahren empfahl Carl F. H. Henry (The Uneasy Conscience of Modern Fundamentalism) den Evangelikalen, an den besten staatlichen bzw. säkularen Unis zu studieren und dort ihre PhDs zu erlangen, um zu beweisen, dass auch sie intellektuell achtbar sind. An Einfluss haben sie dennoch nicht gewonnen. Jetzt will man das Rad zurückdrehen und damit eine Erweckung auslösen. Habe meine Zweifel.

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