Dr. Gordon Neufeld:

Emotionen sind gleich wichtig wie rationales Denken

Der kanadische Psychologe Dr. Gordon Neufeld referierte an der Pädagogischen Hochschule in Zürich. Er zeigte auf, wie wichtig es ist, Emotionen zuzulassen. Wer sie nicht ernst nimmt, wird zwar älter, aber nie erwachsen.

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Der kanadische Psychologe Dr. Gordon Neufeld referierte an der pädagogischen Hochschule in Zürich.
«Emotionen drücken sich in Sinuskurven aus. Werden die negativen Gefühle unterdrückt, gelingen auch die positiven immer weniger. Das Hirn hat Gründe, sich via Emotionen zu melden.» Eindrücklich legte der klinische Entwicklungspsychologe Dr. Gordon Neufeld aus Vancouver bei seinem Referat an der Pädagogischen Hochschule in Zürichaus, welche Wirkung Gefühle auf die Entwicklung eines Kindes haben. «Wenn sie nicht dort gelebt werden dürfen, wo sie hingehören, brechen sie andernorts aus.»

«Das Streben nach Bindung ist überlebenswichtig»

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Prof. Gordon Neufeld
Über vierhundert Personen interessierten sich für die Erkenntnisse des bekannten Bindungsforschers Dr. Gordon Neufeld. Er hat viele Jahre straffällige Jugendliche im Gefängnis begleitet. «95% aller Probleme fussen auf emotionalen Defiziten», erklärte der 5-fache Vater. «Es ist nicht Bildung, die erwachsen macht, sondern Emotionen. Sie sind der Antrieb zum reif werden.» Eltern hätten deshalb die Hebammenaufgabe, dem Kind zu helfen, zu den eigenen Gefühlen zu finden. Dazu müsse eine Vertrauensbeziehung aufgebaut werden. Köperkontakt, Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Zeit fürs Miteinander in Spiel oder Gespräch gehören dazu. «Trennung löst Schmerz aus, das Kind will also wieder Nähe herstellen zur Bezugsperson.» Das Streben nach Bindung sei überlebenswichtig. Der Fokus solle deshalb immer auf die sicheren Werte gelegt werden, nicht auf die Trennungssituation. «Über emotionale Liebe bleiben wir verbunden, und das Kind ist darin geborgen.»

Sichere Elternbindung ermöglicht Umgang mit Trauer und Frust

Wenn Kontakt und Nähe in aktiven Bindungen bedroht sind, können Emotionen nicht mehr ausgedrückt werden und das Gefühl der Sicherheit schwindet. Es gelte daher, dem Kind die Berechtigung aller seiner Gefühlsregungen zu bestätigen. Neufeld zitierte den Dichter William Blake: «Freude und Leid sind fein verwoben, als Mantel für die menschliche Seele.» Trauer und Frustration gehören zum Leben, werden sie ignoriert, bleiben die Folgen nicht aus. Eine davon ist Depression. Nur Emotion in Bewegung führt zu ihrem Gleichgewicht, erklärte der Facharzt. Aufgrund einer sicheren Bindung an die Eltern oder andere Bezugspersonen könne ein Kind auch lernen, mit Trennung und Frustration umzugehen. Diese Bindung wird in den ersten Lebensjahren aufgebaut und ist unerlässlich für das Gedeihen eines Kindes.

Über den Referenten:

Dr. Gordon Neufeld ist einer der bekanntesten Bindungsforscher weltweit. Der Neufeld Ansatz ermöglicht die wirksame Förderung von Kindern mit und ohne Verhaltensproblemen. Seine Referate sind auf YouTube unter Neufeld Institute Video zu finden (www.neufeldinstitute.com).

In der Schweiz bietet die Beratungsstelle für Vertrauenspädagogik Literatur, Beratung und Seminare an. Sie wird geleitet von Hanni und Heinz Etter aus St. Peterszell www.vertrauenspädagogik.ch

Zum Thema:
Vertrauenspädagogik: Ein falsches Anreizsystem überwinden
Hebamme Marianne Grädel: «Viele Eltern spüren genau, was zu tun ist»
Dossier: Eltern sein
Erziehung: Kann man Kinder zum Glauben erziehen?

Datum: 20.10.2014
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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