In Anlehnung ans Tessin

Nationale Initiative für Burkaverbot lanciert

Zoom
Ein Komitee um den Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann hat eine Volksinitiative für ein schweizweites Verhüllungsverbot lanciert. Vorbild ist ein geplantes Gesetz im Tessin.

Die Initiative lehnt sich an ein Volksbegehren an, das 2013 im Tessin angenommen worden ist. Der Text der Initiative soll in diesen Tagen der Bundeskanzlei zur Vorprüfung vorgelegt werden. Die Unterschriftensammlung dürfte im kommenden Frühling beginnen.

«Beitrag zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit»

Zoom
Walter Wobmann (SVP)
Bereits am 24. April hatte die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats einer parlamentarischen Initiative Wobmanns mit knapper Mehrheit zugestimmt. Die Initiative fordert ein Verbot der Verhüllung des Gesichts in der Öffentlichkeit «aus jeglicher Motivation». Die vorgeschlagene Verfassungsänderung will Gesichtsverhüllungen «im öffentlichen Raum» und an Orten verbieten, «die allgemein zugänglich sind» oder der «Erbringung von Publikumsdienstleistungen dienen». Nicht betroffen wären Sakralstätten.

Die SPK hatte ein ein gesamtschweizerisches Verhüllungsverbot als «Beitrag zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit» angesehen. Das Verbot soll sich sowohl gegen gewaltbereite Demonstranten als auch gegen «religiös-fundamentalistische Verhüllungsgebote» richten. Die SPK war auch der Ansicht, es sei ein «elementarer Bestandteil der europäischen Kultur, sich in der Gesellschaft mit unverhülltem Gesicht zu begegnen».

Fokus auf religiöse Verschleierung

Im Tessin haben die Stimmbürger bereits im Jahr 2013 mit 65,4 Prozent Ja zu einem Verhüllungsverbot gesagt. Die Änderung der Tessiner Verfassung wurde im März von den eidgenössischen Räten als mit der Bundesverfassung vereinbar erklärt.

Der Tessiner Initiativtext hatte nicht explizit den Burka (Ganzkörperschleier) und den Niquab (Gesichtsschleier) erwähnt. Es sei aber ein «offenes Geheimnis», so schrieb die  NZZ am Sonntag (Ausgabe vom 27.09.15), dass das Egerkinger Initiativkomitee gezielt die religiöse Verschleierung anspreche. Parallele Strukturen, die sich an der Scharia orientierten, hätten in der Schweiz keinen Platz, heisst es in der Mitteilung, und weiter: Im Zeitalter des IS-Terrorismus sei es der Bevölkerung schon aus «elementaren Sicherheitserwägungen» nicht zuzumuten, verhüllten Menschen in der Öffentlichkeit zu begegnen.

Auch für Deutschland gefordert

Zoom
Die Egerkinger Kommission hält fest, dass auch das in Frankreich eingeführte Verbot der Ganzkörperverhüllung vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als vereinbar mit der Menschenrechtskonvention beurteilt worden sei. In einem Kommentar hatte kurz nach diesem Urteil die «Welt» festgehalten, dass es eine «systematische Verwirrung» des Begriffes bedeute, wenn islamische Ideologen «die Menschenrechte zu einem Schutzmantel für die Zwangsdurchsetzung des Alleingeltungsanspruches religiöser Gebote umzudeuten» suchten.

«Die Unterwerfung unter religiös verfügte Unterdrückungspraktiken soll so als Ausdruck freier Entscheidung erscheinen. Doch auf diese Verdrehung für sie essenzieller Werte dürfen demokratische Gesellschaften nicht hereinfallen», hält der Kommentar fest. Die Vollverschleierung bedeute die «symbolische Auslöschung weiblicher Identität und Individualität». Der Kommentar schliesst: «Dass sich Menschen gegenseitig ins Gesicht sehen können, ist nicht nur aus Gründen der Identifizierbarkeit unverzichtbar. Es ist auch erste Voraussetzung für zivilisierte Kommunikation und damit für jeglichen demokratischen Diskurs. Wir sollten daher dem Beispiel Frankreichs und Belgiens folgen und die Vollverschleierung in der Öffentlichkeit verbieten.»

Zur Webseite:
Komitee «Ja zum Verhüllungsverbot»

Zum Thema:
Burkaverbot abgesegnet: Was das Strassburger Urteil für die Schweiz bedeutet
Keine Angst vor Islamisierung: Merkel: «Haben wir den Mut, zu sagen, dass wir Christen sind»
SVP startet Initiative: Kopftuchverbot an Schulen wird im Wallis zum Thema
Schweiz: Fast die Hälfte der Befragten für Burkaverbot

Datum: 29.09.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / kath.ch / Die Welt

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Heilsarmee Zürich
Ukrainische Geflüchtete feiern Weihnachten dieses Jahr mit sehr gemischten Gefühlen. Traditionsgemäss jeweils am 6. und 7. Januar. Die Heilsarmee...
Agentur C
In einer gross aufgelegten Aktion wurden am vergangenen Mittwoch, 21. Dezember in neun Zeitungen der Schweiz Anzeigen geschaltet – um die Leser auf...
Nik Gugger
Der Titel ist Programm seines Buches. Der EVP-Nationalrat Nik Gugger hat ein biografisches Buch über seinen aussergewöhnlichen Weg vom indischen...
Über 1'000 Teilnehmende
Das Schicksal der Glaubensverfolgten darf uns nicht gleichgültig sein. Das bezeugten am 14. Dezember mehr als 1.000 Teilnehmende an der CSI-Mahnwache...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...