Das Mutterherz sei nun wieder ruhig, sagte Rösli S. in der«Rundschau». Zehn Tage harrte ihre Tochter Beatrice in den Händen der Entführer in Mali aus. Sie hatte sich um Kinder gekümmert und den Frauen Selbstwert gebracht.
«Mir fiel ein Stein vom Herzen», versicherte die Mutter der Entführten in der «Rundschau». Es sei eine Riesenfreude gewesen, ihre Stimme zu hören. Sie habe mit dem Schlimmsten gerechnet: «Ich dachte, vielleicht wird sie ermordet.»
Sie wurde während dem Putsch gekidnappt. Noch ist unklar, wie Beatrice S. wieder in die Freiheit gelangte. Laut den Entführern sei kein Geld geflossen, dafür forderten sie, dass die Schweizerin das Land verlasse.
Beatrice brachte Selbstwert
Vor zehn Jahren zog Beatrice S. in die Oasenstadt Timbuktu, die in der südlichen Sahara liegt. Gemäss Jörn Andre, Gründer der Mission «Neues Leben Ghana», arbeitete die Baslerin zuerst für sein Werk und später selbstständig.
Im «Blick» berichtete Andre, dass sich Beatrice besonders für Kinder und Frauen eingesetzt habe: «Sie sammelte die bettelnden Kinder ein, gab ihnen zu essen. Spielte und sang mit ihnen, erzählte Geschichten aus der Bibel. Hier würde man es Kinderstunde nennen.»
Auch habe sie sich für Frauen eingesetzt, ihnen das Nähen beigebracht und sich ihrer Probleme angenommen. «Die Frauen dort dürfen keinen Piep sagen, nur verschleiert rumlaufen. Beatrice versuchte, ihnen Selbstwert zu geben.»
Einwohner schätzten Beatrice
Während den Tagen, in denen Beatrice noch entführt war, zitierte «20 Minuten» den Bündner Expeditionsleiter und Fotograf Andrea Vogel, der in der gleichen Stadt gelebt hatte und Beatrice kennt: «Sie war eine sehr zurückhaltende, bescheidene Frau, die aus tiefer Überzeugung handelte und mit einfachen Mitteln etwas zu bewirken versuchte.» Sie habe allein am Stadtrand gelebt und Kindern aus der Nachbarschaft jeweils Geschichten vorgelesen. Sie sei nie als aufdringliche Missionarin aufgetreten. «Ich bin mir sicher, dass sich das für Beatrice positiv lösen wird.»
Auch gab «20 Minuten» die Worte eines Lesers wieder, laut dem Beatrice «in der Schweiz alles aufgegeben hat» um in Timbuktu zu leben. Es sei klar, dass sie das Land in dieser schwierigen Zeit nicht verlasse. «Jeder in Timbuktu kennt sie und schätzt, was sie für die Bevölkerung tut.»
Ihr Bett ist gemacht
Während Beatrice noch in Timbuktu geblieben ist, hatte «Neues Leben Ghana» seine Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen vorläufig abgezogen, in sicherere Gegenden in Mali. Sobald als möglich kehre sein Team zurück, blickt Jörn Andre nach vorn. «Ein Missionar weiss von seiner Berufung her, dass er diese Gefahr auf sich nimmt.» Die Kritik, dass weitere Menschen entführt werden könnten, lässt er nicht stehen, auch würden Touristen und Leute mit anderen Berufen entführt.
Offen ist, ob und wann die Missionarin in die Schweiz zurückkehrt, so Rösli in der «Rundschau». «Das Bett habe ich schon gemacht. Sie wird, wenn sie heim kommt, vorläufig bei mir sein.»