Die Zahl der Christen, die durch Angriffe muslimischer
Fulani-Hirten in Zentralnigeria ums Leben kommen, steigt ständig. Bei einer
neuerlichen Attacke töteten Bewaffnete auf Motorrädern sechs Christen.
Ein Mob von Fulani-Hirten
auf Motorrädern griff das Dorf Rahwol-Fwi im Bundesstaat Plateau an; sie töteten sechs Christen, zerstörten 17 Häuser, setzten die Baptistenkirche in Brand und
zerstörten das Haus des Pastors und ein nahegelegenes von der Regierung
betriebenes Spital. Nach Angaben eines Militärsprechers sind vier Personen in
Zusammenhang mit dem Angriff verhaftet worden.
Bereits 6'000 Tote in diesem Jahr
Die Christliche Vereinigung
von Nigeria (CAN), eine führende Menschenrechtsgruppe, erklärte nach dem
Angriff: «Was hier geschieht, ist reiner Genozid und muss sofort gestoppt
werden… Es gibt keinen Zweifel, dass das einzige Ziel dieser Angriffe ethnische
Reinigung, Landnahme und die Vertreibung von Christen von ihrem Land und Erbe
ist, das sie seit Generationen bewohnen.» Über 6'000 Menschen, vor allem Frauen,
Kinder und ältere Menschen, seien bereits in diesem Jahr von muslimischen
Fulanis umgebracht worden.
Bevölkerungsexplosion
Einige Beobachter sehen
die Angriffe primär als einen Kampf über schwindende Land- und Farmreserven an.
Nigerias Bevölkerung nimmt rapide zu, und Wasser und Weideland nehmen
zusehends ab. Muslimische Hirten und christliche Farmer kämpfen um die Resourcen,
wobei die Fulani-Hirten durch die Brutalität und Rücksichtslosigkeit ihrer Angriffe
auffallen.
Prominente christliche
Leiter in Nigeria haben wiederholt den muslimischen Präsidenten Muhammadu
Buhari (der selbst Angehöriger der Fulani ist) beschuldigt, ausser Worten
nichts zum Schutz der Christen zu unternehmen. «Wir sind zutiefst betroffen
über diese respektlosen Handlungen gegenüber der Würde des menschlichen Lebens»,
erklärte etwa Erzbischof Augustine Abubueze von der katholischen
Bischofskonferenz von Nigeria. «Wir sind genauso traurig, dass die Regierung
es so schwierig findet, diesen willkürlichen Morden proaktiv einen Riegel zu
schieben. Für den Präsidenten und seine Regierung genügen Worte jetzt nicht
mehr, um den Rest der Bevölkerung zu überzeugen, dass diese Mordanschläge nicht
Teil eines grösseren religiösen Projekts sind.»
Imam versteckte Hunderte von Christen
Inzwischen wurde
bekannt, dass bei den Angriffen
vom letzten Wochenende (die weit über 200 Todesopfer forderten) ein
muslimischer Geistlicher, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, sein
Leben riskierte und Hunderte von Christen versteckte, als sein Dorf durch
Hirten angegriffen wurde. «Zuerst versteckte ich die Frauen in meinem Haus»,
erklärte er gegenüber BBC News. «Dann nahm ich die Männer mit in die Moschee.»
Insgesamt habe er so 262 Männer, Frauen und Kinder verstecken und vermutlich vor dem Tod retten können.
Nigeria ist
flächenmässig so gross wie Deutschland und Frankreich zusammen. Seine Bevölkerung
ist von 50 Millionen im Jahr 1960 auf aktuell 197 Millionen Menschen angewachsen.
Der Anteil der Christen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas liegt bei 40 bis 45
Prozent.