Mosambik: Nonne ermordet und sechs Menschen enthauptet
Bischof Alberto Vera zum Anschlag in Mosambik (Bild: kirche-in-not.ch)
Inmitten
der zunehmenden dschihadistischen Gewalt in Mosambik wurde Anfang des Monats
eine 83-jährige italienische Nonne von Kämpfern des Islamischen Staates
erschossen und sechs weitere Menschen enthauptet.
Schwester Maria de Coppi wurde
bei dem Angriff am 6. September 2022 in der Stadt Chipene getötet, als Bewaffnete
ein katholisches Missionsgelände stürmten und Gebäude in Brand setzten,
darunter auch die Kirche und das Krankenhaus.
Der Angriff dauerte fünf Stunden, als die Militanten die Missionskirche, die
Schule, das Gesundheitszentrum, die Wohnungen, die Bibliothek und die Fahrzeuge
der Diözese Nacala plünderten und niederbrannten, berichtet das katholische
Hilfswerk «Kirche in Not».
60
Jahre als Nonne gedient
«Sie haben alles zerstört»,
sagte Bischof Alberto Vera von Nacala in einem Telefoninterview und berichtete,
dass de Coppi dort 60 Jahre lang als Nonne diente. «Die Angreifer brachen die
Kirche auf und verwüsteten einen Teil der Sakristei, auf der Suche nach allem,
was sie finden konnten – wahrscheinlich Geld».
Nach Angaben von Augenzeugen
zwangen die Terroristen die Schwestern, das Kloster zu verlassen. Andere Nonnen
flohen mit den Mädchen. Als de Coppi das Kloster verlassen wollte, fiel ihr
ein, dass sich noch kleinere Kinder im Gebäude befanden. Als sie zurückging, um
die Kinder zu holen, wurde sie erschossen. Der IS erklärte später, die Nonne
sei erschossen worden, «weil sie sich zu sehr für die Verbreitung des
Christentums eingesetzt habe». Der Erzbischof von Namupula, Inacio Saure,
erklärte, er hoffe, dass «das Opfer von Schwester Maria dazu beiträgt, die
internationale Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was hier geschieht».
Auf
der Flucht vor der Armee?
Die Ermordung der Nonne ist
Teil einer Reihe von Angriffen durch Islamisten, die Ende August in zwei
nördlichen Provinzen Mosambiks begannen, berichtet die katholische
Nachrichtenagentur Fides. Präsident Filipe Nyusi gab eine Erklärung ab, dass «Terroristen»
an dem Tag, an dem die Nonne getötet wurde, auch sechs Bürgerinnen und Bürger
enthaupteten, drei Menschen entführten und Dutzende von Häusern in den Bezirken
Erati und Memba in der Provinz Nampula in Brand setzten.
Berichten zufolge waren die
Bewaffneten wahrscheinlich auf der Flucht vor Sicherheitskräften aus Mosambik,
Ruanda und der «Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika». Mindestens 24
Länder haben Truppen entsandt, um Mosambik im Kampf gegen die Aufständischen
zu unterstützen.
Es
begann als sozialer Aufstand
Nach Angaben der Vereinten
Nationen haben Aufständische, die dem Islamischen Staat angehören, im Norden
Mosambiks, einem mehrheitlich christlichen Land, in den letzten fünf Jahren mehr
als eine dreiviertel Million Menschen vertrieben.
In der Küstenprovinz Cabo
Delgado nutzen islamische Extremisten die Krise aus, nachdem 2017 Unruhen
entstanden waren. Das Gebiet ist reich an Gas, Rubinen, Graphit, Gold und
anderen Bodenschätzen. Damals demonstrierten Menschen dagegen, dass ihrer
Meinung nach die Gewinne an die Elite der regierenden Frelimo-Partei fliessen
und es kaum Arbeitsplätze für die Einheimischen gibt. Diese Unruhen nutzten
Islamisten für ihre Zwecke aus. «2017 begannen dschihadistische Aufständische
in der Provinz Cabo Delgado und gewannen einige Einheimische für sich, weil sie
den Dorfbewohnern die Ressourcen von der Regierung zurückgaben und niemanden
töteten», berichtete die in den USA ansässige Menschenrechtsorganisation International
Christian Concern. «Das war jedoch nicht von Dauer, denn der IS begann,
christliche Dörfer in Brand zu setzen und die Bewohner zu töten».
Spur
der Gewalt
ISIS-Mosambik ist auch als
Ansar al-Sunna und lokal als al-Shabaab bekannt. Die Gruppe hat sich Berichten
zufolge bereits im April 2018 zum Islamischen Staat bekannt und Hunderte, wenn
nicht Tausende von Zivilisten getötet.
So enthaupteten militante
Kämpfer, die dem Islamischen Staat nahestehen, im November 2020 mehr als 50
Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, und entführten weitere bei Überfällen
in den Bezirken Miudumbe und Macomia in der Provinz Cabo Delgado. Im März 2021 stuften die
Vereinigten Staaten den «Islamischen Staat Mosambik» als «Specially Designated
Global Terrorists» ein.
Von den 32,3 Millionen
Einwohnern Mosambiks sind 54 Prozent Christen und 17,5 Prozent Muslime. 28
Prozent der Bevölkerung gehören zu ethno-religiösen Gruppen.