Zeichen gegen Rassenhass

Schwarze Megachurch und weisse Gemeinde schliessen sich zusammen

In einem seltenen Schritt haben sich im letzten Jahr eine weisse und eine schwarze Gemeinde im amerikanischen Jacksonville (Florida) zusammengeschlossen – und erleben seitdem «wunderbares Wachstum».

Zoom
H.B. Charles Jr, der Pastor der «Shiloh Church» und Michael Clifford, der Pastor der «Ridgewood Baptist Church»
Die «Shiloh Church», eine vorwiegend von Schwarzen besuchte Megachurch mit 8'000 Mitgliedern, wollte ihren Raum erweitern. Gleichzeitig war die weisse 500-köpfige Ridgewood Baptist Church tief in Schulden gerutscht und wollte sich bei der Shiloh Church einmieten. Im Laufe der Gespräche und Verhandlungen wurde es im Jahr 2014 deutlich, dass ein Zusammenschluss der beiden Gemeinden nicht nur wirtschaftlich Sinn machen, sondern auch ein nicht zu übersehendes Zeichen der Einheit über Rassengrenzen hinweg setzen würde.

«Wir werden es schaffen»

«Wir hoffen, dass wir zusammen ein Zeichen der Rassenversöhnung in unserer Stadt und darüber hinaus setzen können. Wir wollen die Dinge überwinden, die uns trennen und zusammen daran arbeiten, dass unsere Stadt besser wird», erklärte H.B. Charles Jr., der Pastor der 8'000-köpfigen Shiloh Church. Man sei sich bewusst, dass solch ein Zusammenschluss potentielle Probleme mit sich bringen würde; er zeigte sich aber entschlossen, dass sie überwindbar seien. Der grösste Teil seiner Gemeinde sei glücklich mit dem Schritt und freue sich auf die neuen Möglichkeiten, die eine gemischte Gemeinde mit sich bringe. «Wir lernen gerade, über die Grenzen unserer Kultur hinweg zu lieben, und andere tun dasselbe», ergänzte er. «Das verlangt Demut, Einheit und den Willen, sich zu verändern und daran zu wachsen, aber das sind gute Herausforderungen, auf die wir uns freuen.»

Berüchtigte Region

Unter den möglichen Problemen waren Reaktionen von Einwohnern in einem  Bundesstaat, der in den letzten Jahren durch Rassenspannungen bekannt wurde. Die Shiloh Church ist in der gleichen Stadt beheimatet, in der ein Weisser den schwarzen Teenager Jordan Davis im Jahr 2012 erschoss, weil er laute Musik hörte. Sie ist auch nicht weit entfernt von Sanford, wo der 17-jährige Trayvon Martin im Februar 2012 erschossen wurde, was eine der grössten Wellen von Rassendiskussionen in den USA auslöste.

«Nichts weniger als ein Wunder»

Das Jahr 2015 scheint den Schritt, die beiden Gemeinden zu verschmelzen, bestätigt zu haben, wie die Agentur «Charisma News» berichtet. Dan Beckwith, einer der Pastoren der früheren Ridgewood-Gemeinde, die nun zu einem neuen Campus der Shiloh Church geworden ist, berichtet: «Was wir erlebt haben, ist nichts weniger als ein Wunder. Mit den Mitgliedern der früheren Ridgewood-Gemeinde, der Shiloh Church und neuen Menschen, die aus dem Ort dazugekommen sind, haben wir enormes Wachstum erlebt», freut er sich. «Unsere Gemeinde, die früher am Sonntag durchschnittlich 300 Personen im Gottesdienst hatte, wird nun von 700 Personen in zwei Gottesdiensten besucht. Heute haben wir über 1'000 Mitglieder, viele davon kamen neu zum Glauben und wurden getauft. Und wir konnten auch deutliche Schritte in Richtung finanzielle Gesundung unserer Gemeinde machen.»

Nicht Schwarz oder Weiss – nur Rot zählt

In einem Interview mit «Christianity Today» erklärte der frühere Senior Pastor von Ridgewood, Michael Clifford: «Am Kreuz zählt die Hautfarbe nicht. Die einzige Farbe, auf die es ankommt, ist Rot: das Blut von Jesus, das für uns alle vergossen worden ist.» Und er fährt fort: «Ich glaube, dass das, was wir als Ridgewood und Shiloh Church gemacht haben, nichts Besonderes ist, sondern einfach biblisch. Wir sind als Gläubige nur zu unserer wahren DNA zurückgekehrt. In seinem Tod am Kreuz hat Jesus Christus jede Trennung abgerissen, und der Leib Christi sollte diese Botschaft verkörpern.»

Und Pastor Beckwith ergänzt: «Unsere Sehnsucht als Gemeinde ist, dass alle Christen, ungeachtet von Rasse, Status oder Alter Gemeinschaft finden, wachsen und miteinander Gott dienen. Wir haben unsere Gottesdienste kulturell durchmischt, aber wir sind natürlich auch noch unterwegs. Wir lernen, eine multikulturelle Gemeinde zu sein und wollen das immer besser hinkriegen.» Er hält aber auch fest: «Die Rassen zusammenzubringen, war nicht unser Hauptziel. Von Anfang an wollten wir, dass Jesus mehr in unserer Stadt wirkt, denn unsere Stadt hat es wirklich nötig!»

Zum Thema:
Die Farben der Jüngerschaft: Gott denkt farbig
Joshua Lupemba: Der coolste Pastor von Berlin
Wer lebt in der Umgebung?: Zukunftsmodell: Multikulturelle Gemeinden

Datum: 27.11.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Im Iran
Viele Christen versammeln sich jeden Abend im Iran, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und das Abendmahl zu nehmen. Im Vergleich zu einmal pro Monat...
Die fromme Chronik 2022
Nachdem wir im ersten Teil unseres Jahresrückblicks vor allem Personen und Themen in den Vordergrund gestellt haben, wollen wir uns nun eher...
Faktencheck Christentum
Die meisten Menschen waren während des grössten Teils der Menschheitsgeschichte Analphabeten. So konnte die Welt keine Fortschritte machen. Eine...
Der Rückblick auf 2022
Die Ereignisse gehen so schnell vorbei – und vergessen. Was hat die christliche Welt im Jahr 2022 beschäftigt? Wir versuchen einen – klar subjektiven...

Anzeige

RATGEBER

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...