«Weg vom Fundamentalismus»

Iran: Patriarch von Bagdad rät zur «Umkehr» im Ramadan

Der chaldäisch-katholische Patriarch von Bagdad, Louis Sako, hat in einem Offenen Brief zum Ramadan seine muslimischen Mitbürger eingeladen, «Sektierertum und Fundamentalismus» abzuschwören und diesen Monat zu einem «aussergewöhnlichen Ramadan» zu machen.

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Der chaldäisch-katholische Patriarch von Bagdad, Louis Sako
Der Patriarch spricht seine muslimischen Freunde als «Schwestern und Brüder» an. Wir bringen seinen Offenen Brief in deutscher Übersetzung:

Schwestern und Brüder

Wir als Kirche wünschen euch einen guten «Ramadan-Fastenmonat» und verbinden unsere Wünsche mit euren; wir drücken unsere Solidarität, unsere echten Gefühle, unseren Respekt und unsere Gebete aus tiefstem Herzen aus, dass Gott über dem Irak wacht und Irakis schützt.

Der Monat Ramadan bietet ein besonderes Vorrecht zu fasten, zu beten, Busse zu tun und Denken und Handeln zu ändern (metanoia), um im Frieden mit sich selbst und mit anderen zu leben. Er ist eine Gelegenheit, Mitleid und Nächstenliebe zu praktizieren. Denn ein Mensch kann nicht ein wahrer Gläubiger sein, wenn er nicht ehrlich, ein Friedensstifter und ein Diener ist.

Eine Kultur der Versöhnung

In diesen harten und besorgniserregenden Umständen, die unser Land betreffen, tausende von Todesopfern und Verletzten gefordert und Millionen von Obdachlosen und gewaltige Zerstörung angerichtet haben, bitte ich euch sehr, diesen Monat zu einem «aussergewöhnlichen Ramadan» zu machen, indem ihr:

  1. Sektierertum und Fundamentalismus absagt
  2. Eine Kultur der Versöhnung aufbaut
  3. Die gemeinsamen Werte von Toleranz, Nachbarschaft und Freundschaft hervorhebt
  4. Eine friedliche Koexistenz, Dialog und gegenseitigen Respekt fördert.

Auf diese Art werdet ihr die Feier des bevorstehenden «Al-Fitre» (das Fest des Fastenbrechens nach dem Ramadan, Anm. d. Übers.) zu einem doppelten Fest machen: Ihr werdet sowohl das religiöse Fest als auch den Triumph der Versöhnung und des Friedens feiern. Bei dieser Gelegenheit möchten wir den irakischen Streitkräften unser Kompliment aussprechen für ihre Siege – in der Hoffnung, dass das ganze irakische Territorium vom ISIS befreit werden möge.

Abschliessend versichern wir euch, dass wir in diesem Monat beten, dass euer Fasten und eure Gebete die Herzen aller Iraker erleuchten und sie hin zur Geburt eines neuen Irak führen möge, in dem alle Bürger gleich behandelt werden, das ihre Würde sichert und ihnen Sicherheit und Stabilität bringt.

Zum Thema:
Schwarze Flagge über Jerusalem: IS droht israelisch-arabischen Christen zum Ramadan-Ende
Für Suchende und Christen: Ramadan – ein Monat der Chancen
Zusammenleben von Flüchtlingen: Warum Ramadan kein Schicksal ist, sondern eine Chance

Datum: 09.06.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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