Ein Unternehmen aus Israel lässt den langjährigen Traum vom fliegenden
Auto deutlich näher rücken: Ein Prototyp leistete bereits 300 Testflüge. 2025 sollen
erste Maschinen für Rettungsflüge eingesetzt werden und bis 2030 soll die
Marktreife erreicht werden.
Flugauto aus Israel (Bild: urbanaero.com)
Nicht
nur betreffend Selbstfahrtechnik gehört das Heilige Land zu den Pionieren,
auch hinsichtlich dem Traum vom fliegenden Auto könnten die Nachkommen Abrahams
für Furore sorgen.
Eine Art «Uber» der Luft
Die in
Jawne, nördlich von Aschdod ansässige Firma «Urban
Aeronautics» will mit dem «CityHawk» eine Art «Uber» der Luft entwickeln, beginnend mit
Einsätzen für Notfalldienste.
Der «CityHawk»
weist zwei Merkmale auf, die ihn von anderen Entwicklern abheben: Erstens wird
er keine Flügel oder Aussenrotoren haben. Das 2001 gegründete Unternehmen «Urban
Aeronautics» perfektionierte in den letzten anderthalb Jahrzehnte ein internes
Propellersystem namens Fancraft, das für Passanten sicherer ist und viel
weniger Platz beansprucht.
Zweitens
wird der CityHawk etwa die Grösse eines Geländewagens haben, so dass er auf
einem Bürgersteig in der Nähe des Hauses oder Büros landen kann. Alternativ
könnten bis zu vier CityHawks auf dem Dach eines Bürogebäudes landen,
verglichen mit nur einem einzigen Hubschrauber herkömmlicher Grösse.
Notfalldienste
zuerst
CEO
Rafi Yoeli gründete Urban Aeronautics, um Hubschrauber mit Innenrotoren zu
entwickeln. Der erste Prototyp, «Cormorant», startete 2015, er kann eine Fracht
von bis zu 700 Kilogramm transportieren.
Der
CityHawk wird nun für fünf Passagiere und den Piloten ausgelegt. «Mit
einem so geringen Platzbedarf erfüllt sich ein entscheidendes Bedürfnis: Die
Fähigkeit, überall landen zu können», sagt Rafi Yoeli. Und weiter: «Sie können einen Arzt
direkt zu einem Patienten bringen oder einen Patienten retten. Heutzutage
müssen Hubschrauber oft einen Kilometer weit weg landen, dann läuft das
medizinische Team durch die Strassen. Dabei geht viel Zeit verloren.»
Zwei
Elektromotoren
Die
beiden Elektromotoren des CityHawk sollen mit Wasserstoff angetrieben werden,
während der Comorant noch mit Kerosin betrieben wird. Wasserstoff gilt als
umweltfreundlicher, bietet mehr Leistung und erhöht die Reichweite. Der
CityHawk soll eine Reichweite von rund 300 Kilometern erreichen.
Zudem
lässt sich Wasserstoff in Minuten statt in Stunden (wie für Batterien)
auftanken. Und Wasserstofftanks sind leichter als elektrische Batterien.
2028
oder 2030 flugbereit
Der
Comorant, auf dem der CityHawk basiert, wird laut Yoeli in rund drei Jahren
einsatzbereit sein. Bereits 300 Flüge wurden mit dem Prototypen des Comorant absolviert. «Der
CityHawk wird zwei Jahre später fertig sein. Wir sprechen von 2028 oder 2030.»
Allein
der langwierige Prozess für den Erhalt der FAA-Zertifizierung könnte fünf Jahre
dauern. Aber: «Wir befinden uns nicht in einem Rennen.» In der Zwischenzeit
will das Unternehmen sich auf die Kommerzialisierung zubewegen. Dazu wurden
Vereinbarungen mit Boeing getroffen, sowie dem französischen Hersteller Safran
Helicopter Engines und mit dem asiatischen Luftfahrtdienst Ascent.
Auch
Elektroflieger aus Israel
Das israelische Luftfahrt-Unternehmen «Eviation Aircraft» stellte im vergangenen Jahr «Alice» vor (Livenet berichtete), einer der leistungsfähigsten
Elektro-Prototypen. Dieser Flieger wird von drei Propellern angetrieben, die
einzig und allein von Batterien gespiesen werden. 65
Prozent des Gewichts gehen auf die Akkus zurück. Dennoch kann die Maschine neben
den beiden Besatzungsmitgliedern neun Passagiere befördern. «Alice» soll
beispielsweise als Flughafenzubringer von Kleinstädten zu Hubs eingesetzt
werden.
Bereits
ist eine Reichweite von 1'000 Kilometern und eine Geschwindigkeit von 440 Kilometern
möglich. Eine halbe Stunde Ladezeit soll eine Stunde Flugzeit ermöglichen. Auf
kurzen Strecken soll diese Maschine die Betriebskosten auf einen Fünftel des
heutigen Aufwandes senken.
Die
US-Inlandflug-Gesellschaft «Cape Air» will «Alice» in zweistelliger Anzahl
erwerben, der kommerzielle Erstflug ist für 2022 geplant.