Evangelische Christen sind die grösste religiöse Minderheit in Spanien. Der steilen Abnahme katholischer Gläubiger steht indessen ein deutlich wachsender Atheismus gegenüber.
Fenster der Sagrada familia in Barcelona, Spanien
In Spanien gibt es fast 4'000 evangelische Kirchen und Gemeinden. Das ist eine der Zahlen, die der neueste «Bericht über religiösen Pluralismus» der spanischen Regierung im Dezember 2016 bekanntgab.
Evangelische Christen sind die Konfession, die im Lande das schnellste Wachstum erlebt. Es gibt 3'910 evangelische Kirchen und evangelikale Gemeinden im Land. Im Jahre 2016 sind 141 neue Gemeinden dazugekommen, das bedeutet fast 12 Gemeinden pro Monat.
Evangelische Gemeinden repräsentieren 57% aller Gottesdienstorte von religiösen Minderheiten im Land. Muslime haben 1'508 registrierte Gottesdienstorte, gefolgt von den Zeugen Jehovas (650), Orthodoxen (197), Buddhisten (155), Mormonen (119), Baha'i und Juden (36).
Mehr Gemeindegründungen nötig
In einem Interview mit «Protestante Digital» analysierte der Missiologe Máximo Álvarez die Zahlen und die soziale Präsenz evangelischer Christen in Spanien. «Am Anfang des 21. Jahrhunderts haben wir einen starken Aufschwung gesehen», erklärt er. «Aber in den letzten 10 Jahren sind es wieder weniger Gemeindegründungen geworden.»
Zusammen mit anderen hat Álvarez die Gebiete in Spanien identifiziert, in denen es noch keine evangelischen Gemeinden gibt: «Es gibt 587 Städte im Land mit über 5'000 Einwohnern, die noch keine evangelische Gemeinde haben»
Neues Tief der römisch-katholischen Kirche
Der römische Katholizismus hat unterdessen in Spanien ein historisches Tief erreicht. Nach der offiziellen Statistik des Zentrums für soziologische Studien identifizieren sich nur noch 69% der Spanier als Katholiken (gegenüber 77% im Jahre 2006). Viele dieser Katholiken besuchen nicht regelmässig den Gottesdienst, und 60% der Schüler in staatlichen Schulen wählen «alternative Fächer» anstelle von Religion, wenn es angeboten wird.
Noch im Jahre 1992 wurden 79% aller Eheschliessungen offiziell in der Kirche vollzogen. Im Jahr 2015 ist diese Zahl auf 29.1% gefallen. Im Jahre 2016 waren drei von vier Eheschliessungen «nicht-konfessionell».
Jugend identifiziert sich zunehmend mit Atheismus
Offizielle Zahlen zeigen ferner, dass sich 16% der Spanier als «nicht gläubig» bezeichnen. Die Anzahl der Atheisten ist in den letzten 10 Jahren von 6% auf 9% gestiegen. Dieser Wandel findet vor allem in der jungen Generation statt: Fast die Hälfte der 10-34-Jährigen definiert sich als «nicht gläubig» oder als Atheisten.